30. März 2023 · Rubrik: Pestizide

Frühstücken mit der EBI “Bienen und Bauern retten“

Die erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative EBI “Bienen und Bauern retten“ wurde heute bei einem parlamentarischen Frühstück im Paul-Löbe-Haus in Berlin interessierten Abgeordneten, Mitarbeitenden und Vertreterinnen und Vertretern aus Verbänden vorgestellt. Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Karl Bär, Bündnis 90/die Grünen statt und wurde initiiert von den EBI-Unterstützungsorganisationen BUND, Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL), Aurelia-Stiftung, Umweltinstitut München und PAN Germany.

Mehr als eine Millionen Europäer*innen einschließlich rund 600.000 deutsche Bürgerinnen und Bürger hatten mit ihrer Unterstützung der EBI den schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung chemisch-synthetischer Pestizide, den Schutz der Biodiversität in ländlichen Gebieten und die Unterstützung von Bäuerinnen und Bauern beim Übergang zu einer resilienten, naturverträglichen Landwirtschaft gefordert. Ein Appell, der bei der heutigen Vorstellung noch einmal in Richtung der deutschen Politik bekräftigt wurde.

Nachdem die beteiligten Verbände kurz und knapp die Forderungen der EBI vorgestellt hatten, brachten die eingeladenen Experten spannende und fundierte Hintergrundinformationen ein: Dr. Carsten Brühl vom Institut für Umweltwissenschaften der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität in Landau veranschaulichte das Problem der Auswirkungen von Pestiziden auf die terrestrische Umwelt, u.a. den dramatischen Schwund von Insektenpopulationen  und machte deutlich, dass es durch Pestizidabdrift selbst in Naturschutzgebieten zu  vielfältigen Pestizidbelastungen kommt. Jan Wittenberg berichtete als Agrarwissenschaftler und aktiver Bio-Landwirt über die Möglichkeit und Vorzüge eines pestizidfreien, pfluglosen Ackerbaus. Immer mehr Landwirte zeigten Interesse an den pestizidfreien Verfahren und wollten mehr erfahren, wie mit einer ökologisch wertvollen Fruchtfolge die Bodenfruchtbarkeit verbessert werden kann. Die Kaskade der Abhängigkeiten der Landwirte von Pestiziden und das „Wettrüsten gegen die Natur“ müsse endlich beendet werden, so sein Appell. Zum Abschluss erläuterte der Diplom-Agraringenieur Georg Stöckl das Betriebskonzept auf seinem Bio-Streuobsthof in Niederbayern. Er beschrieb den Teilnehmer*innen wie er Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen ohne den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide anbaut und regional vermarktet.

Wie geht es mit der EBI weiter? Nach der im Januar stattgefundenen Anhörung vor Abgeordneten der Umwelt- und Landwirtschaftsausschüssen des Europäischen Parlaments, fand eine Aussprache zur EBI in der Plenarsitzung des EU-Parlaments am 16. März statt. Im April wird nun die Antwort der EU Kommission zu den EBI-Forderungen erwartet. Das EU-weite EBI-Bündnis aus über 250 Organisationen wird dies aufmerksam verfolgen und sich auch darüber hinaus weiter engagieren, um eine zukünftige Landwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pestizide einzufordern.

Hintergrund: Die Europäische Bürgerinitiative (EBI) ist ein durch den Vertrag von Lissabon beschlossenes Instrument der politischen Teilhabe von EU-Bürger*innen. EU-Bürger*innen können auf diese Wiese erzwingen, dass sich die Europäische Kommission mit einem bestimmten Thema auseinandersetzt und sich dazu verhält. Die EBI „Bienen und Bauern retten“ hatte die hierfür erforderliche Unterstützung von insgesamt mindestens eine Million gültiger Unterstützungsbekundungen in sieben EU-Mitgliedstaaten erreicht