ist ein Herbizid zur Bekämpfung von unerwünschter Ackerbegleitflora.
Glyphosat wird in Deutschland und weltweit mit Abstand am häufigsten und mengenmäßig am meisten eingesetzt. Es ist eine Katastrophe für die biologische Vielfalt und eine Gefahr für die Gesundheit.
mehr28. November 2017 · Rubrik: Glyphosat
Die Wiedergenehmigung von Glyphosat am 27.11.2017 war eine politische Entscheidung. Ebenso wäre das Verbot von Glyphosat eine politische Entscheidung gewesen. Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Wiedergenehmigung eben gerade nicht auf wissenschaftlichen Fakten beruht, obwohl die Behördenvertreter versuchen, es uns weiszumachen. Die „wissenschaftliche“ Grundlage der Behörden basierte zunächst auf der Verschweigung bzw. dem Ignorieren von Fakten, worauf PAN schon im Dezember 2014 (1) und im April 2015 (2) hingewiesen hat.
Die Internationale Krebsagentur der WHO (IARC) schlussfolgerte im Juli 2015 in seiner wissenschaftlichen Bewertung (3), dass Glyphosat krebserregend ist. Im September 2015 lieferte das BfR Daten aus Studien, die der IARC nicht zur Verfügung standen, aber deren Schlussfolgerung eindeutig unterstützte (4). Das hielt jedoch weder das BfR noch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) davon ab, eine komplette Kehrtwende zu machen und unter Verdrehung von Fakten und mit falschen Behauptungen bei seiner Schlussfolgerung, Glyphosat sei nicht krebserregend, zu bleiben. Während BfR und EFSA mittels Begriffsverwirrung „Nebelkerzen“ zündeten, analysierten wir ihre Argumentationsketten. In wissenschaftlichen Publikationen (6) und kritischen Berichten(5) legten wir bloß, wie die Behörden die Tatsachen verdrehten, Fakten verschwiegen und leere Behauptungen als „Beweise“ präsentierten. Immerhin hatte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) unseren Argumenten in einem offenen Brief (7) bescheinigt, dass sie eine „wissenschaftliche Herausforderung“ darstellen würden, nur um dann auf die gleichen Schlussfolgerungen zu ziehen wie BfR und EFSA.
Trotz unserer Enttäuschung über die Entscheidung am gestrigen 27. November, sollten wir den wichtigen Teilerfolg anerkennen, der von der Zivilgesellschaft errungen wurde: Ursprünglich sollte Glyphosat ohne Abstriche für 15 wieder genehmigt werden. Jetzt sind es nur 5 Jahre, Länder wie Frankreich wollen Glyphosat auf nationaler Ebene verbieten, andere Länder, evtl. sogar Deutschland, denken über bestimmte Anwendungsbeschränkungen nach. All das wäre ohne die gemeinsamen Anstrengungen der letzten 2-3 Jahre und – auch das sei anerkannt – ohne die Bewertung durch die IARC nicht denkbar gewesen.
In den kommenden Jahren wird es weitere wissenschaftliche Beweise geben. Wir werden die Zeit nutzen, um diese zu analysieren und in der breiten Öffentlichkeit bekanntzumachen. Wir sind überzeugt: in 5 Jahren schlägt die letzte Stunde von Glyphosat in Europa. Das Tragische ist: Es sind 5 verlorene Jahre, die von der Landwirtschaft hätten genutzt werden können, um zu lernen, Lebensmittel nachhaltiger zu produzieren. Vor allem aber sind es weitere 5 Jahre in denen die Gesundheit von 500 Millionen EU-Bürgern unnötig gefährdet wird.
(1) Roundup & Co – Unterschätzte Gefahren
(2) PI vom 15.4.2015 „Löst Glyphosat Krebs aus? Wichtige Lücke in Risikobewertung deutscher Behörde“
(3) IARC-Monographie
(4) The 31 August 2015 Addendum to the Renewal Assessment Report on Glyphosate – A critical analysis
(5) Glyphosat und Krebs: Systematischer Regelbruch durch die Behörden
(6) Krebsgefahr durch Glyphosat: Der „Weight of Evidence Approach“ des BfR
(7) Europäische Chemikalienagentur (ECHA)