30. April 2025 · Rubrik: Pestizide

Recherche bestätigt: Baumwollfarmer in Tansania stark von Pestizidvergiftungen betroffen

Von den 1074 im Rahmen einer neuen Studie[1] befragten Beschäftigten im Baumwollanbau in Tansania gaben 48 % an, innerhalb von 24 Stunden nach der Pestizidexposition gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten zu haben. Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2024. Nur 6 % der gesundheitlich Betroffenen ließen sich medizinisch behandeln. Die Daten bestätigen das Ausmaß von Pestizidvergiftungen und zeigen auch, wie sehr Schätzungen, die einzig auf Grundlage von Krankenakten erfolgen, das Vergiftungsproblem unterschätzen.

Zu den von den Betroffenen berichteten Gesundheitswirkungen zählten starke Kopfschmerzen (48 %), unnatürliches Kribbeln/Taubheit der Haut (48 %), Muskelschwäche, Zittern oder gestörte Bewegungen (20 %), Sehstörungen (17 %) und Lähmungen (3 %).

Bei den Vergiftungsfällen fielen vier Pestizide besonders auf: Über 80 % der Vorfälle ereigneten sich nach Expositionen mit Profenofos, Lambda-Cyhalothrin sowie Mischungen aus Chlorpyrifos und Cypermethrin. Alle vier Wirkstoffe finden sich auf der PAN Liste der hochgefährlichen Pestizide[2].

Profenofos und Chlorpyrifos sind Organophosphat-Insektizide, die u.a. schädliche Auswirkungen auf das Nervensystem haben. Jedes von ihnen ist bereits in mindestens 39 Ländern der Welt verboten. Zu den schwerwiegenderen gesundheitlichen Auswirkungen, über die in der aktuellen Studie berichtet wurde, gehören extreme Unruhe, Bewusstseinsverlust und Krampfanfälle.

Chlorpyrifos steht wegen seiner Persistenz und seiner gesundheits- und umweltschädigenden Wirkungen derzeit international besonders im Fokus: Auf den jetzt beginnenden Vertragssaatenkonferenzen der Stockholm und der Rotterdam Konvention in Genf (30.4. – 9. Mai) wird darüber entschieden, ob das Insektizid in die Anhänge der internationalen Übereinkommen aufgenommen und damit weltweit strenger reguliert bzw. verboten wird.[3] Chlorpyrifos wirkt schädigend auf die Gehirnentwicklung von Kindern und das bereits, wenn diese sich noch im Mutterleib befinden. Es ist zudem in der Umwelt persistent und verbreitet sich über weite Entfernungen. So können seine Auswirkungen Tausende von Kilometern vom Einsatzort entfernt auftreten und selbst in der Arktis Menschen, Tierwelt und Umwelt kontaminieren.

Lambda-Cyhalothrin wurde offiziell als „tödlich beim Einatmen“ eingestuft, es bewirkt Haut- und Augenreizungen, zudem sind Auswirkungen auf die Atemwege weit verbreitet.[4]

Mehr Informationen zu den Forderungen von PAN für die diesjährige BRSCOP:

https://pan-international.org/brs-cop-2025/

 

Mehr Informationen zur Baumwollstudie:

Press Release from PAN UK: https://www.pan-uk.org/site/wp-content/uploads/Pesticide_poisoning_cotton_farmers_Tanzania_PR_Final.pdf

[1] Kapeleka et al. (2025) Assessment of Unintentional Acute Pesticide Poisoning (UAPP) Amongst Cotton Farmers in Tanzania, Toxics, 13(4) https://www.mdpi.com/2305-6304/13/4/300 https://doi.org/10.3390/toxics13040300

[2] https://pan-international.org/wp-content/uploads/PAN_HHP_List.pdf

[3] Chemicals proposed for listing under the Stockholm Convention https://pops.int/TheConvention/ThePOPs/ChemicalsProposedforListing/tabid/2510/Default.aspx

[4] Naveen et al. (2023) Lethal neurotoxicity in lambda-cyhalothrin poisoning, The American Journal of Forensic Medicine and Pathology, 44(1). https://journals.lww.com/amjforensicmedicine/abstract/2023/03000/lethal_neurotoxicity_in_lambda_cyhalothrin.9.aspx DOI: 10.1097/PAF.0000000000000789

 

Bild: Pestizidausbringung im Baumwollfeld. Symbolbild.