14. August 2018 · Rubrik: Pestizide

Giftige Mischung – Pestizid-Rückstände in knapp 50 Prozent der Lebensmittel nachgewiesen

Die zuständige Lebensmittelbehörde der EU (EFSA) hat in ihrem jüngsten Rückstands-Monitoring-Bericht die Ergebnisse der Lebensmitteluntersuchungen auf Pestizid-Rückstände aus dem Jahr 2016 veröffentlicht. Auf den ersten Blick sieht es gut aus: 96,2 Prozent der untersuchten Proben pflanzlicher und tierischer Produkte halten die zulässigen Rückstandshöchstgehalte für Pestizide ein. Basierend auf den Ergebnissen schätzt die Lebensmittelbehörde die Wahrscheinlichkeit negativer gesundheitlicher Folgen durch Pestizidrückstände in Lebensmitteln als gering ein.
Aber kann wirklich Entwarnung gegeben werden? Immerhin zeigen die Ergebnisse auch, dass in knapp der Hälfte der untersuchten Lebensmittel Pestizid-Rückstände nachgewiesen wurden. Zudem stieg der Anteil von Ost und Gemüse mit Mehrfachbelastungen auf einen neuen Rekordwert von 30,1 Prozent. Das bedeutet: Rund eins von 3 Obst- oder Gemüseprodukten, das in Europa verkauft wird, ist durch mehr als ein Pestizid verunreinigt. Die kombinierten toxischen Wirkungen dieser Pestizide werden von den europäischen Behörden bisher nicht bewertet. Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass Pestizide synergistische oder additive Effekte haben können, wenn sie kombiniert werden, wodurch die Toxizität jedes einzelnen Pestizids allein erhöht wird. Eine neue wissenschaftliche Studie zu diesem Thema wurde gerade veröffentlicht. Sie konnte aufzeigen, dass trächtige Ratten, die eine Mischung von Pestiziden in Dosierungen erhalten, die einzeln nicht schädlich sind, riskieren, Nachkommen mit geringerem Geburtsgewicht zur Welt zu bringen, wenn die Pestizide in Kombination vorkommen (DTU Food, 2018. Mixture of pesticides causes lower birth weight in rats). Dies verdeutlicht: Alleine der Blick auf die Einhaltung einzelner Rückstandshöchstgehalte wird der tatsächlichen Belastungssituation und den Risiken, die von Mehrfachrückständen ausgehen, nicht gerecht.

Die höchste Anhäufung von Mehrfachrückständen wurden dem EFSA-Bericht zufolge in Stachelbeeren (85.7% der gesamten analysierten Proben), Hopfen (81.8%), Grapefruits (73.1%), Johannisbeeren (72%), Brombeeren (68.4%), Wein(Tafel)Trauben (68.1%), Himbeeren (66.9%) und Erdbeeren (65.4%) nachgewiesen. 2,8% aller untersuchten 85.000 Ost- und Gemüse-Proben enthielten mehr als 5 verschiedene Pestizide.

Die TOP 10 der Wirkstoffe, die am häufigsten die gesetzlich erlaubten Rückstandshöchstgehalte überschreiten, sind: (in absteigender Reihenfolge): Fosetyl-Al, Dithiocarbamate, Chlorpyrifos Anthraquinone, BAC, Dimethoate, Glyphosat, Carbendazim und Acetamiprid.

PAN Europe Pressmitteilung vom 1.8.2018 zum EFSA Report
EFSA (2018): The 2016 European Union report on pesticide residues in food

Fotorechte: PAN Germany