3. Dezember 2021 · Rubrik: HHPsPestizide

In Gedenken an Bhopal: Keine Partnerschaft mit der Pestizidindustrie

Hamburg / Rom 3. Dezember 2021. Am heutigen Jahrestag der Pestizid-Katastrophe in Bhopal übergeben indigene und zivilgesellschaftliche Organisationen dem Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), Qu Dongyu, eine vom Pesticide Action Network und weiteren Organisationen initiierte Petition, in der mehr als 187.300 Menschen aus der ganzen Welt die FAO auffordern, endlich die strategische Partnerschaft der FAO mit der Pestizid-Lobbyorganisation CropLife zu beenden. Vertreter*innen von PAN Europe begleiten mit einer Aktion vor dem FAO-Hauptquartier in Rom die Übergabe der Petition.

Die Petition kritisiert die „zutiefst unangemessene“ Zusammenarbeit zwischen der FAO und CropLife. Die in der Lobbyorganisation vertretenen Unternehmen Bayer, Syngenta, Corteva Agriscience, FMC und Sumitomo erzielen rund ein Drittel ihres Umsatzes mit hochgefährlichen Pestiziden (HHPs), also mit genau solchen Pestiziden, die akut und chronisch besonders gefährlich sind und ein besonders hohes Risiko für schwere Gesundheits- und Umweltschäden darstellen.

„Die Folgen dieses Geschäftsgebahrens zeigen sich auch in den rund 385 Millionen Menschen weltweit, die ungewollt unter akuten Pestizidvergiftungen leiden. Ein Großteil von ihnen lebt im globalen Süden.“ sagt Dr. Peter Clausing, Toxikologe bei PAN Germany.

„Die Partnerschaft zwischen der FAO und CropLife untergräbt alle Bemühungen in Afrika, gefährliche Pestizide zu verbieten, und öffnet die Tür für den Export von in Europa verbotenen Pestiziden wie Atrazin und Paraquat. Wir prangern diese ‚Giftallianz‘ an und lehnen sie entschieden ab, da sie mit Interessenkonflikten behaftet ist, von denen die Öffentlichkeit nichts weiß, und die dem Schutz der Gesundheit und der Umwelt schaden“, sagt Maimouna Diene, Koordinatorin von PAN Afrika.

„Die Welt braucht eine starke FAO, die unabhängig von den Marktinteressen globaler Pestizid-Konzerne ist und den Aufbau sicherer, gesunder und nachhaltiger Lebensmittel- und Landwirtschaftssysteme voranbringt. Die FAO muss Stellung beziehen und zeigen, ob sie sich für das Wohl der Menschen oder für das Wohl von Konzernen einsetzt“, sagt Susan Haffmans, Referentin bei PAN Germany.

Der heute übergebenen Petition gingen zwei Beschwerdebriefe voraus, die im vergangenen Jahr von über 350 Organisationen und 250 Wissenschaftler*innen unterzeichnet wurden.

Am 3. Dezember vor 38 Jahren ereignete sich in einer Pestizidfabrik in der indischen Stadt Bhopal eine der größten Chemie-Katastrophen der Welt, bei der unmittelbar Tausende Menschen starben und an deren Folgen die Bevölkerung bis heute leidet. Bis heute wird der Jahrestag der Bhopal-Tragödie als Welttag gegen den Einsatz von Pestiziden begangen.

Die ausführliche Presseinformation von PAN International ist hier zu finden auf Englisch, Spanisch und Französisch.

Die Petition ist hier verfügbar.

 

Photo: Living Farms