Zunehmende Belastung von Obst und Gemüse mit besonders bedenklichen Pestiziden

Mit einem heute veröffentlichtem Bericht „Forbidden Fruit“ von PAN Europe startet die neue gemeinsame Kampagne „Toxic Twelve“ von PAN Gruppen in Europa, an der auch PAN Germany beteiligt ist.

Der Bericht zum Kampagnenstart nimmt gezielt Rückstände von besonders gefährlichen Pestiziden in europäischen Lebensmitteln unter die Lupe. Die vom Gesetzgeber unter der Bezeichnung „Substitutionskandidaten“ zusammengefassten besonders bedenklichen Wirkstoffe, sollen nach den Regelungen der Pestizidzulassungs-Verordnung von 2009 schrittweise aus der Verwendung genommen werden, sofern Alternativen – chemische oder nicht-chemische – für sie zur Verfügung stehen. Die Einführung des „Substitutionsprinzips“ in die Gesetzgebung (später auch für Biozide eingeführt) galt als ein großer Schritt hin zu besseren Schutzstandards für Mensch und Umwelt und als ein Baustein auf dem Weg hin zu einer ökologischeren und nachhaltigeren Landwirtschaft in der EU.

Nach mehr als zehn Jahren stellt PAN die Frage: Wie erfolgreich ist das Substitutions- Konzept? Ein Blick in den PAN Europe Bericht zeigt: Anstatt eine zu erwartende Abnahme an Rückständen dieser besonders gefährlichen Pestizide, wird sogar eine Zunahme bei europäischem Obst und Gemüse festgestellt. Analysiert wurden die derzeit 55 Substitutionskandidaten und deren Rückstandsfunde im Zeitraum von 2011 bis 2019. Die Rückstandsfunde stiegen in dem genannten Zeitraum beispielsweise bei Kirschen von 22% auf 50% und bei Birnen von 25% auf 47%. Der Anteil an Substitutionskandidaten insgesamt lag 2019 um 8,8% höher als in den Überwachungsjahren 2015 – 2017. Ein Fünftel der gesammelten Proben von 2019 war mit diesen besonders gefährlichen Pestiziden belastet. Fazit: Das Substitutionsprinzip wurde in der Praxis nicht umgesetzt, auf Kosten des Verbraucherschutzes.

Die zunehmende Belastung läuft dem Ziel der europäischen „Farm-to-Fork“-Strategie zur Reduzierung von Pestiziden entgegen, die genau für diese Pestizidgruppe eine Mengenreduktion um 50% bis 2030 fordert, kritisiert PAN Europe in ihrer heutigen Pressemitteilung.

PAN Europe und seine Mitgliedsorganisationen – darunter PAN Germany – fordern in der neuen Kampagne „Toxic Twelve“ ein direktes Verbot der 12 giftigsten Substitutionskandidaten und einen vollständigen Ausstieg aus der Verwendung aller gelisteten 55 Substitutionskandidaten bis 2030. Des Weiteren wird eine Überarbeitung der Regelungen für die „vergleichende Bewertung“ zwischen Substitutionskandidat und Alternativen gefordert, sowie mehr Transparenz bei diesem Bewertungsverfahren, das in der Verantwortung der Mitgliedstaaten liegt.

Den PAN Europe Bericht „Forbidden Fruit“ finden Sie hier.

Die PAN Europe Pressemitteilung (de) finden Sie hier.

Erfahren Sie mehr über die Kampagne: www.toxic12.eu.




Veranstaltungsreihe – Pestizidreduktion und Alternativen im Pflanzenschutz

Eine Reduktion des Risikos und Einsatzes chemisch-synthetischer Pestizide um 50 Prozent bis 2030 ist erklärtes Ziel des Europäischen Green Deals. Deutschland unterstützt dieses Ziel und strebt laut Koalitionsvertrag eine “deutliche Verringerung” von Pestiziden an.
Wie kann das gelingen? Was sind die aktuellen politischen Rahmenbedingungen? Welche Praxis-Beispiele gibt es für wirksame Alternativen im Pflanzenschutz und Schädlingsmanagement? Wo sind Schwierigkeiten zu überwinden, wo ist weitere Unterstützung notwendig?

Mit der Veranstaltungsreihe „Mittags-Dialoge: Pestizidreduktion und Alternativen im Pflanzenschutz“ möchte PAN Germany das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, den Dialog über Möglichkeiten zur Pestizidreduktion befördern und alternative Pflanzenschutzverfahren diskutieren. In einem kompakten Online-Format werden Expert*innen themenspezifisch ihr Fach- und Praxiswissen weitergeben und die Fragen der Teilnehmenden beantworten. Alle Veranstaltungen werden aufgezeichnet und von einem Graphic recording begleitet.

Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Interessierte und Fachleute aus den Bereichen Landwirtschaft und Umwelt- und Naturschutz.

Anmeldung zur Veranstaltungsreihe
Bitte melden Sie sich zur gesamten Reihe an, auch wenn Sie nur an einzelnen Dialogen teilnehmen werden.

Mittags-Dialog 1 / Mittwoch 13. April / 12:00 bis 13:00 Uhr *

Quo Vadis Pestizidpolitik? – Was sind die notwendigen Schritte auf Bundes- und EU-Ebene zur Reduktion?

Weltweit sind Pestizide Treiber des Artenverlustes, sie belasten die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Mit der Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pestizide um 50% bis 2030 hat die Europäischen Union ein klares Ziel gesetzt. Deutschland will das Ziel unterstützen. Wie ambitioniert sind die Ziele tatsächlich? Reichen die Reduktionsziele, um die Abhängigkeit vom chemischen Pflanzenschutz tatsächlich zu reduzieren? Die Veranstaltung informiert über Gründe und den politischen Rahmen zur angestrebten

Input

  • Susanne Smolka, Referentin für Pestizide / Biozide, PAN Germany
  • Lars Neumeister, Pestizidexperte

Moderation

  • Tom Kurz, Forum Umwelt und Entwicklung

* Die Auftaktveranstaltung zu den Mittagsdialogen fand bereits im Rahmen der Reihe „Chemiepolitische Mittagstalks 2022“ statt

Mittags-Dialog 2 / Dienstag 26. April 2022 / 12:00 bis 13:00 Uhr

Gelbe Pracht und gutes Pflanzenöl – Pestizidreduktion im Rapsanbau

Raps ist eine beliebte Ackerbaukultur, hat eine gute Vorfruchtwirkung in der Fruchtfolge und ist die Haupt-Ölfrucht in Deutschland. Blühende Rapsfelder erfreuen die Menschen und sind beliebte Nahrungsquellen für Bestäuberinsekten. Aber Raps ist auch anfällig für Schädlingsbefall und zählt zu den besonders intensiven Ackerkulturen. Was bedroht die Rapsbestände? Wie lässt sich die Kultur schützen und dennoch Pestizide reduzieren? Welche Alternativen bestehen zum chemisch-synthetischen Pflanzenschutz? Was sind die Herausforderungen in der Praxis?

Input

  • Ralf Udo Ehlers, e-nema Gesellschaft für Biotechnologie und biologischen Pflanzenschutz
  • Paul Schlegel, Ackerbauberater, Bioland Landesverband Ost

Moderation

  • Susan Haffmans, Referentin für Pestizide, PAN Germany

Mittags-Dialog 3 / Mittwoch 4. Mai. 2022 / 12:00 bis 13:00 Uhr

Ackern ohne Glyphosat? / Bewuchsmanagement ohne Herbizide

Der Einsatz von Herbiziden spielt eine zentrale Rolle im konventionellen Anbau. Wohl bekanntester Wirkstoff ist das Totalherbizid Glyphosat. Herbizide im Allgemeinen und Glyphosat im Besonderen haben erheblichen Einfluss auf die Fauna und Flora. Es zeigt sich aber immer deutlicher, dass der Schwund der Biodiversität nur dann zu stoppen ist, wenn auch an und auf konventionellen Flächen Maßnahmen ergriffen werden, um Lebensräume für Insekten und Tiere zu sichern – und diese Lebensräume sind durch Vegetation, durch die Ackerbegleitflora geprägt. Wie können die Interessen der Landwirte nach guten Erträgen ihrer Kulturpflanzen mit den Interessen des Umweltschutzes beim Wildkrautmanagement zusammengebracht werden? Welche Erfahrungen gibt es bereits, ohne Glyphosat & Co zu wirtschaften und welche Innovationen wären weiter zu fördern, damit in weiten Teilen auf  Herbizide im Ackerbau verzichtet werden kann.

Input

  • Ulf Jäckel, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau
  • Jan Wittenberg, Landwirt, Praxisbericht herbizidfreier Ackerbau

Moderation

  • Susan Haffmans, Referentin für Pestizide, PAN Germany

Mittags-Dialog 4 / Mittwoch 11. Mai 2022 / 12:00 bis 13:00 Uhr

Pflanzenschutz und ganzheitliche Landbewirtschaftung – Wie funktioniert Agrarökologie?

Das Grundverständnis von Agrarökologie basiert auf gesunden Böden, ökologischer Schädlingskontrolle und intakten Agrarökosystemen, die auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden verzichten können. Dieser holistische und integrative Ansatz umfasst ökologische Praktiken ebenso wie soziale Prinzipien. In dieser stetig wachsenden gesellschaftlichen Bewegung wird insbesondere auf den Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen und lokalen sowie indigenen Erfahrungen gesetzt. Nicht nur die Welternährungsorganisation (FAO) erkennt Agrarökologie als geeignete Landbewirtschaftung zur Erreichung nachhaltiger Ernährungssouveränität an. Auch die EU-Kommission empfiehlt und fordert die Mitgliedstaaten dazu auf, agrarökologische Praktiken zu unterstützen, um die Abhängigkeit von chemischen Inputs zu verringern und eine dauerhafte Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Wie sieht Agrarökologie in der Praxis aus? Wie wird ohne Pestizide gewirtschaftet? Was fördert die Biodiversität? Was hält den Boden gesund?

Input

  • Edouard van Diem, Permakultur Campus
  • Michael Selinger, Michels Kleinsthof, Bio-Landwirtschaftsbetrieb und Solidarische Landwirtschaft

Moderation

  • Tamara Gripp, Referentin für Landwirtschaft und Umwelt, PAN Germany

Mittags-Dialog 5 / Dienstag 17. Mai 2022 / 12:00 bis 13:00 Uhr

Lieblingsobst Apfel: Pestizidreduktion in einer anspruchsvollen Dauerkultur

Der Apfel ist mit großem Abstand das am meisten geerntete Baumobst in Deutschland. Äpfel zählen zu den beliebtesten Obstsorten bei Jung und Alt, sind aber auch bei Schädlingen sehr beliebt. Pflanzenschutz und Schädlingsmanagement im Obstbau sind anspruchsvoll. Mehltau, Schorf oder Feuerbrand, Apfelwickler, Blattläuse oder Apfelstecher – der Apfelanbau hält einige Herausforderungen bereit. So ist wenig verwunderlich, dass von allen Anbaukulturen in Deutschland, der konventionelle Apfelbau der Pestizid-intensivste ist. Wie lassen sich chemisch-synthetische Pestizide einsparen? Welche vorbeugenden Maßnahmen sind in der Dauerkultur möglich? Was sind positive Effekte für Mensch und Umwelt? Was sind die Herausforderungen? Wie steht es um den politischen Rahmen? Gemeinsam mit Expert*innen aus dem ökologischen Obstbau vertiefen wir dieses spannende Themenfeld.

Input

  • Jutta Kienzle, FÖKO, Koordinatorin des Arbeitsnetzes zur Weiterentwicklung des Öko-Obstbaus
  • Jan Kalbitz, Betriebsleiter, langjährige Erfahrungen mit dem Pflanzenschutz im Öko-Obstbau

Moderation

  • Susan Haffmans, Referentin für Pestizide, PAN Germany

 




EU-Verordnungsentwurf zur Pestizidverwendung auf dem Prüfstand

Der durchgesickerte Entwurf der Verordnung über den „nachhaltigen Einsatz von Pestiziden“ (SUR), der die wenig wirksame Rahmenrichtlinie 128/2009/EG (SUD) ersetzen soll, ist nach Auffassung von PAN Germany und vieler anderer Umweltschutzorganisationen von der EU-Kommission zu wenig ehrgeizig ausgearbeitet worden. Aus Sicht der Verbände räumt der Entwurf den Mitgliedstaaten zudem zu viele Möglichkeiten ein, um die Ziele des Europäischen Green Deals zur Pestizidreduktion und der Transformation hin zu einer agrarökologisch ausgerichteten Landwirtschaft zu umgehen. Auch wenn im Vergleich zu den Vorgaben der Rahmenrichtlinie einige Verbesserungen vorgenommen wurden, fehlt dem Entwurf insgesamt das notwendige Engagement, um den Übergang der Landwirtschaft hin zu nachhaltigen Anbau- und Pflanzenschutzverfahren zu ebnen.

70+ zivilgesellschaftliche Organisationen haben jetzt eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sie ihre Besorgnis über die Zukunft des Green Deals und der Ausformung der neuen Verordnung zur Pestizidverwendung in der EU zum Ausdruck bringen. Die Erklärung wurde an Kommissar Kyriakides (DG SANTE) und Vizepräsident Timmermans adressiert und in Kopie an die Kommissare Wojciechowski (DG AGRI) und Sinkevicius (DG ENVI) am 28. Februar 2022 weitergeleitet.

Die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und der Übergang zu einem gesunden, nachhaltigen und giftfreien Lebensmittelsystem auf der Grundlage der Agrarökologie ist möglich und notwendig. Deshalb sollte jetzt endlich die Chance der Transformation ergriffen werden. Der offene Brief umfasst 10 Forderungspunkte, die von der EU-Kommission in den Verordnungsvorschlag aufgenommen oder präzisiert werden sollten. Darunter ist der Vorschlag einer Namensänderung, um die Zielsetzung der neuen Verordnung unmissverständlich darzustellen:
„Regulation to reduce dependence on synthetic pesticides”.

Gemeinsames NGO-Statement




Mittagstalk: Biozide im Alltag – Aufzeichnung und Dokumentation

Am 11. Januar 2022 fand der virtuelle Mittagstalk zum Thema „Biozide im Alltag –  erkennen und vermeiden“ statt. Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) informierte in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW darüber, wie biozidhaltige Produkte im Alltag zu erkennen und möglichst zu vermeiden sind.

Susanne Smolka (PAN Germany) lieferte wichtigen Input zu der Frage, wie der Verbraucherschutz und das Recht auf Information bei Bioziden geregelt ist. Dr. Kerstin Effers und Philip Heldt führten an praktischen Beispielen aus ihrem Beratungsalltag in der Verbraucherzentrale NRW aus, wo Verbraucher:innen im Alltag und Zuhause mit Bioziden in Kontakt kommen können. Die Moderation übernahm Petra Niesbach von der VZ NRW.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung: Video zum Mittagstalk Biozide im Alltag ist jetzt online verfügbar. Die beiden Präsentationen sind als PDF-Downloads abrufbar:

Zum Hintergrund: Biozide – klingen zwar BIO – sind sie aber nicht. Biozide gehören zu den Pestiziden, sollen aber keine Pflanzen, sondern die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie diverse Materialien vor schädlichen Lebewesen schützen. Ihre Anwendungsbreite ist immens – vom Mottenschutzmittel und Rattengift, über Holzschutzmittel, Schutzanstriche für Fassaden bis hin zu Hygienespülern und zur Ausrüstung von Kleidung mit antimikrobiellem „Geruchsstopp“. Auch zur Konservierung von Farben, Waschmitteln und Kosmetikprodukten werden sie eingesetzt.

In Deutschland werden rund 40.000 Biozidprodukte vermarktet. Eine große Anzahl von Alltagsprodukten sind mit Bioziden behandelt. Es gibt also viele Möglichkeiten, als Verbraucher:in mit Bioziden in Kontakt zu kommen –  beabsichtigt und unbeabsichtigt.

Aufgrund ihres Zwecks, lebende Organismen abzutöten, sind Biozide potenziell gefährlich für die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier. Sie sollten deshalb nur dann verwendet werden, wenn sie wirklich notwendig sind und wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt, sich vor Schädlingen und gefährlichen Mikroorganismen zu schützen.

In der Veranstaltung wurde informiert

  • über Regelungen zum Verbraucherschutz bei Bioziden,
  • welches Recht auf Information Verbraucher:innen haben,
  • zu typischen Beispielen, wo Biozide im Alltag vorkommen und woran man sie erkennt, und
  • wie unnötige oder gar gefährliche Verwendungen vermieden werden können.



PAN-Bildungsmaterialien jetzt im Portal Globales Lernen verfügbar

Themen wie Klimawandel, Artenschwund und der Bezug zur industriellen Landwirtschaft sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Konkrete Veränderungen sind politisch und gesellschaftlich gefordert. Eine Herausforderung ist es, diese sozial verträglich zu gestalten.

Alternativen zur chemie-intensiven Landwirtschaft und ressourcenverschwendenden Lebensmittelindustrie bestehen und müssen stärker in den Fokus gerückt werden. Bäuer*innen, Landarbeiter*innen, regionale Verarbeiter*innen und Vermarkter*innen beweisen tagtäglich, dass die Prinzipien und Praktiken der Agrarökologie keine Utopien sind.

Hier sieht PAN Germany dringenden Handlungsbedarf. Dafür sollten die Probleme und mögliche Lösungsansätze auch stärker im Bildungsbereich thematisiert werden.

Zur Unterstützung der Bildungsarbeit bietet PAN Germany daher die Schulmaterialien Agrarökologie macht Schule an, die vom Bildungsportal Globales Lernen geprüft und jetzt dauerhaft in das Bildungsprogramm aufgenommen wurden.

 

Das Portal Globales Lernen der Eine Welt Internet Konferenz (EWIK) ist das zentrale deutschsprachige Internetangebot zum Globalen Lernen und zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Zum Angebot gehören kostenlose Unterrichtsmaterialien zum Download, Informationen zu Aktionen und Kampagnen, Veranstaltungen, Methodenhandbücher und vieles mehr.

Darüber hinaus werden unter dem Titel „Im Fokus“ Dossiers zu verschiedenen Schwerpunktthemen erstellt, u.a. zu den Themen Fridays for Future, Sustainable Development Goals (SDGs) und Digitalisierung. Bei EWIK sind über 110 kooperierende Institutionen und Organisationen zusammengeschlossen, die entwicklungspolitische Bildung und Globales Lernen im Internet fördern.

Wir freuen uns, dass die PAN-Unterrichtsmaterialien Agrarökologie macht Schule in das Bildungsangebot des Portals aufgenommen wurde und damit eine noch größere Bekanntheit erfahren werden. Gerne möchten wir Lehrende und Bildungsinteressierte auch auf die weiteren Bildungsangebote und Informationen des Portals Globales Lernen hinweisen.

 




Mit Vielfalt und Solidarität durch die Krise

PAN Germany Pestizid-Brief 1 – 2020

Die letzten Monate haben uns auf besonders eindrückliche Weise vor Augen geführt, wie wichtig unser PAN-Motto „Eine gesunde Welt für alle“ tatsächlich ist. Seit Monaten behaupten sich die Menschen überall auf der Welt in der Covid-19-Krise und versuchen, mit der Pandemie und ihren Folgen zurechtzukommen. Während in einigen Ländern schrittweise Lockerungen der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen umgesetzt werden und die Menschen wieder ein Stück Normalität erleben, schränken in anderen Regionen hohe Infektions- und Todeszahlen das Berufs- und Alltagsleben weiterhin ein. Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen in der Krise gemacht. Angesichts des Leids, das wir weltweit gesehen haben, sind wir voller Trauer. Doch wir sind auch beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft und Solidarität von Menschen überall auf der Welt.

Gegenseitige Hilfe rund um die Welt

Auch innerhalb unseres PAN-Netzwerks unterstützen wir uns gegenseitig. Unsere Partner*innen von PAN Asien & Pazifik (PANAP) helfen, die Folgen der Krise für die Ernährungssouveränität und Existenz von Millionen von Menschen in besonders betroffenen Gemeinschaften abzumildern. Sie machen sich unter anderem für die von der Krise und dem Lockdown besonders betroffenen Landarbeiter*innen stark und fordern die Einhaltung von Arbeitsrechten auch für Wanderarbeiter*innen. Im Rahmen ihrer gestarteten COVID-19-Kampagne „Food and Rights Talk“ hat PANAP zahlreiche Interviews geführt und zugehört, wie es den Menschen in den ländlichen Regionen in Asien in der Krise tatsächlich geht und wie ihre Situation ist, in Bezug auf Ernährungssicherheit und Menschenrechte.

In Afrika haben tausende Bio-Baumwollbäuer*innen Geld für Saatgut eingesetzt und Monate hart dafür gearbeitet, beste Baumwolle zu produzieren ohne schädliche Pestizide einzusetzen. Nun suchen unsere afrikanischen und englischen Kolleg*innen gemeinsam nach Lösungen für die Bäuer*innen und ihre Familien, die von unterbrochenen Lieferketten in der Textilbrache in Folge der Pandemie betroffen sind und unterstützen sie dabei, statt Baumwolle zu exportieren, Lebensmittel anzubauen und dafür lokale Märkte zu finden. Genau hierfür setzt sich auch PAN Afrika ein und sensibilisiert die Staaten Westafrikas für die Notwendigkeit eines widerstandsfähigen Ernährungssystems – insbesondere angesichts der Pandemie. Dabei unterstützen z.B. unsere Kolleg*innen in Senegal Landwirt*innen darin, widerstandsfähige, nachhaltigere Anbauverfahren umzusetzen, die gleichzeitig eine Steigerung der Produktion ermöglichen und so dazu beitragen, das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern zu verbessern.

Agrarökologie stärkt die Widerstandsfähigkeit des Ernährungssystems

Es ist längst bekannt, dass agrarökologische Anbauweisen widerstandsfähiger auf Klimaveränderungen reagieren. Nun beweisen vielfältige Anbausysteme – wie der biologische Baumwollanbau, in dem Baumwolle in vielfältiger Fruchtfolge mit anderen Kulturpflanzen wie Hibiskus, Fonio, Cashew und Sesam abgebaut wird – auch angesichts der Covid-19 Krise, in der Absatzmärkte für bestimmte Güter plötzlich weggebrochen sind, größere Widerstandsfähigkeit.

Angesichts unterbrochener Lieferketten setzt sich PAN Lateinamerika (RAPAL) für die Förderung lokaler und agrarökologischer Nahrungsmittel-Produktion ein, indem sie das Wissen hierüber über Radioprogramme, Videos, Plakate, Webinare, Informations- Materialien und über Telefon-Schaltungen verbreitet. Hierzu zählt auch die Konzeption einer Reihe von Video-Workshops, um den urbanen Anbau von Nahrungsmitteln sowie die Eigenproduktion von Saatgut zu fördern.

Unsere Partner*innen von PAN Nord-Amerika (PANNA) setzen sich derweil dafür ein, dass Notgelder tatsächlich bei den Farmer*innen ankommen und nicht bei den großen Agrarkonzernen versickern. Sie arbeiten gemeinsam mit Partnern daran, Investitionen in resilientere Lebensmittelsysteme zu fördern, die die Förderung gesunder Böden genauso einschließen, wie die lokale Produktion von Lebensmitteln. Zudem  macht PANNA auf die besondere Betroffenheit landwirtschaftlicher Hilfskräfte in der Pandemie aufmerksam und setzt sich dafür ein, die systemischen Ungerechtigkeiten, die in unserem Nahrungsmittel- und Landwirtschaftssystem verankert sind, abzubauen.

Ein nicht-nachhaltiges, ungerechtes System

Ob in Amerika, Asien oder Europa – überall auf der Welt hat die Covid19-Pandemie die Schwachstellen unseres industriellen Ernährungssystems bloßgestellt. Das System der industriellen Tierhaltung wird schon lange wegen der schlechten Tierhaltungsbedingungen und der großen Mengen eingesetzter Arzneimittel kritisiert. Nun steht es, mit seinen riesigen Schlachthöfen, in denen im Akkord Tiere gekeult und zerlegt werden, auch wegen besonders hoher Infektionsraten bei den meinst prekär beschäftigten und schlecht untergebrachten Beschäftigten – ob in Deutschland in Nordrhein-Westfalen oder in den USA in Minnesota – im Fokus der Öffentlichkeit.

Andere Beschäftigte, die bislang kaum von der Gesellschaft bemerkt wurden, wie Wanderarbeiter*innen und landwirtschaftliche Hilfskräfte, wurden in der Krise plötzlich bzw. endlich als „systemrelevante Arbeitskräfte“ erkannt. Die Krise hat offenbart, wie schlecht wir mit diesen Arbeiter*innen umgehen, die oft ohne Verträge, ohne soziale Sicherung, häufig in Kontakt mit hochgefährlichen Pestiziden, unterbezahlt und ebenfalls schlecht untergebracht auf den Feldern und in den Plantagen und Gewächshäusern der Welt für unser aller Ernährung hart arbeiten. Vieles soll sich nun ändern. Als Vertreter*innen der Zivilgesellschaft engagieren wir bei PAN uns dafür, unseren Beitrag zu leisten, damit ein gerechteres Landwirtschaft- und Ernährungssystem Wirklichkeit wird.

Hierzu gehört, dass wir uns im PAN Netzwerk dagegen stemmen, dass die Pandemie ausgenutzt wird, um notwendige Reformen im Umweltschutz, im Biodiversitätsschutz und in der Agrarpolitik hinauszuzögern, zu verwässern oder gänzlich in Frage zu stellen.

Die Zukunft gestalten

RAPAL arbeitet aktiv daran, die Einfuhr neuer transgener Nutzpflanzen nach Chile zu blockieren und stemmt sich gegen eine Senkung von Importzöllen auf Pestizide in Argentinien. PANNA kämpft gegen die Zurücknahme wichtiger Pestizidvorschriften in den USA. Im gesamten Netzwerk unterstützen wir unsere Kolleg*innen von PAN UK in ihren Bemühungen, sicherzustellen, dass die britische Pestizidgesetzgebung nach dem „Brexit“ nicht gänzlich verwässert wird.

Gemeinsam mit unseren Partner*innen von PAN Indien freuen wir uns über die Ankündigung, dass 27 hochgefährlichen Pestiziden (HHPs) in dem Land verboten werden sollen. Hier in Europa engagieren wir uns im Verbund mit zahlreichen europäischen Partnerorganisationen und Unterstützer*innen in der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ und setzen uns dafür ein, dass die EU einen Wandel einleitet – weg vom Pestizideinsatz und hin zu agrarökologischen Anbauverfahren – und dabei die Landwirt*innen begleitet und unterstützt. Alle EU-Bürger*innen können dies mit ihrer Stimme einfordern: www.savebeesandfarmers.eu/deu/.

Die europäische Farm-to-Fork-Strategie für nachhaltige Lebensmittelsysteme und die neue EU-Biodiversitätsstrategie lassen uns hoffen. Sie verfolgt die Ziele, den Einsatz chemischer Pestizide und das damit verbundene Risiko bis 2030 um 50 % zu reduzieren, gefährlichere Pestizide um 50 % zu verringern und durch agroökologische Verfahren zu ersetzen sowie den Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in der EU bis 2030 auf 25 % landwirtschaftlicher Nutzflächen zu erhöhen. Nun wird es darauf ankommen, dass entsprechende Maßnahmen beschlossen und tatsächlich umgesetzt werden.

Egal ob im Norden, Süden, Osten oder Westen – wir brauchen dringend den Wandel weg von der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden hin zu vielfältigeren Anbausystemen, um nachfolgenden Generationen eine Umwelt zu hinterlassen, die nicht krankmacht und in der es genüg Vielfalt gibt, um gute Ernten zu erzielen und gut leben zu können.

(Susan Haffmans)

Der Artikel ist auch auf English verfügbar im PANNA-Blog unter dem Titel „A healthy world for all“




Aufzeichnung PAN-Webinar: AGRAR-KULTURPROGRAMM

Eine virtuelle (Rad-)Tour vom Hamburger Hafen in die landwirtschaftlich geprägten Vier- und Marschlande

Wie sieht Landbewirtschaftung heute aus? Was hat unser Handeln damit zu tun? Wo können wir ökologisch verträgliche und sozialgerechte Formen der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion finden?

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Mehr Informationen

Ein Blick vor die eigene Haustür lohnt sich. Kommen Sie mit auf eine virtuelle Rad-Tour – raus aus der Stadt, rein in den landwirtschaftlich geprägten Süd-Osten Hamburgs und darüber hinaus. Gemeinsam entdecken wir die Agrarlandschaft und erfahren Wissenswertes über Pestizide und über Agrarökologie. Der virtuelle Startpunkt liegt zwischen Hauptbahnhof und Speicherstadt nahe des Hafens. Den Elbblick verbinden wir mit einem Blick auf den Export von Pestiziden. Susan Haffmans, Referentin für Pestizide und Tierarzneimittel bei PAN Germany, gibt einen Überblick über die Toxizität von Pestiziden und zeigt auf, was der Export hochgefährlicher Pestizide für die Menschen in den Importländern bedeutet und was sich ändern muss. Weiter entlang des Elberadwegs in Richtung Kirchwerder erkunden wir verschiedene Strukturen der Agrarlandschaft und beobachten, was wir sehen und was wir nicht sehen. Wie wird das Land bewirtschaftet, was wird angebaut? Wo fühlen sich Bienen, Schmetterlinge und heimische Vögel wohl? Tamara Gripp, Referentin für Landwirtschaft und Umwelt bei PAN Germany, erläutert den Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft und die Bedeutung der Landnutzung für die biologische Vielfalt weltweit. Mireille Remesch, entwicklungspolitische Referentin der Agrar Koordination, gibt eine Einführung darüber, was Agrarökologie ist und welche Bedeutung das Konzept für die notwendigen Veränderungen in unserem Ernährungssystem hat. Denn Agrarökologie ist weit mehr als nur eine Anbaumethode. Agrarökologie ist durch Vielfalt geprägt und zeigt sich in unterschiedlichen Formen.




PAN-Schulmaterial „Agrarökologie macht Schule“

Was ist Agrarökologie? Was sind ökologisch verträgliche und sozialgerechte Formen der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion? Und wie passt Agrarökologie in den Schulunterricht?

 

Im PAN-Webinar „Agrarökologie macht Schule“ erklärt Mireille Remesch, entwicklungspolitische Referentin der Agrar Koordination, warum Agrarökologie mehr als nur eine Anbaumethode ist, was hinter dem Konzept steht, und welche Bedeutung Agrarökologie für das Klima, die Biodiversität und unser Ernährungssystem hat.

Tamara Gripp, Referentin für Landwirtschaft und Umwelt bei PAN Germany, stellt die Unterrichtsmaterialien „Agrarökologie macht Schule“ vor und erläutert, wie diese einen konkreten Beitrag zur Ergänzung des schulischen Bildungsbereichs leisten können.

 

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Mehr Informationen

 

Die Art und Weise der Landbewirtschaftung hat großen Einfluss auf die globalen Kriesen – Klimawandel, Artenschwund, Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit. Während die Mühlen der Politik langsam mahlen, wächst eine Jugendbewegung, die eine ungewisse Zukunft für ihre Generation nicht hinnehmen will und jetzt konkrete Veränderungen fordert.

Alternativen zur chemie-intensiven Landwirtschaft und ressourcenverschwendenden Lebensmittelindustrie sind keine Utopien. Das beweisen Bäuer*innen, Landarbeiter*innen, regionale Verarbeiter*innen und Vermarkter*innen tagtäglich weltweit.

Aber wie sehen agrarökologische Prinzipien und Praktiken aus und was macht sie so besonders? Hier sieht PAN Germany dringenden Handlungsbedarf – auch im Bildungsbereich.

 

 

 




Informationsheft – Agrarökologie macht Schule

Besonders junge Menschen sorgen sich aufgrund der wachsenden Umweltprobleme und der zunehmenden entwicklungspolitischen Ungerechtigkeiten. Sie wollen eine ungewisse Zukunft nicht einfach hinnehmen. Umso wichtiger ist es, ihre Sorgen ernst zu nehmen, ihnen im Diskurs über Alternativen Hoffnung zu geben und durch positive Beispiele Inspiration und Motivation zu fördern. PAN Germany möchte mit den Materialien Agrarökologie macht Schule einen konkreten Beitrag zur Ergänzung des schulischen Bildungsbereichs Ökologie und Nachhaltigkeit im Fach Biologie der Oberstufe leisten.




Methodenmappe – Artenschwund in der Agrarlandschaft

Diese Mappe ist Teil der Schulmaterialien „Agrarökologie macht Schule“ und enthält Methodenvorschläge und Arbeitsblätter für die Unterrichtsgestaltung zum Thema Biodiversitätsverlust und Landwirtschaft für die Sekundarstufe II.