Frauen und Pestizide: Auf dem Weg zu Gleichstellung, Gesundheit und einer nachhaltigen Zukunft

Den heutigen internationalen Frauentag am 8. März haben die Vereinten Nationen unter das Motto gestellt: „Gender equality today for a sustainable tomorrow“.
Wir nehmen das zum Anlass, auch auf die Situation von Frauen in ländlichen Gebieten des Globalen Südens aufmerksam zu machen. PAN Asia Pacific (PANAP) hat dazu einen sehr lesenswerten Beitrag verfasst, der die Situation der Frauen eindrucksvoll beschreibt und deutlich macht: Ein besserer Zugang von Frauen zu Land und Ressourcen, die Abkehr von der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden und der Umstieg auf nachhaltige Alternativen fördert die Stärkung der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter.

Frauen machen in den Ländern des Globalen Südens fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus, wobei in Südasien fast 70 % der erwerbstätigen Frauen und in Afrika südlich der Sahara mehr als 60 % der erwerbstätigen Frauen in der Landwirtschaft tätig sind.

44 Prozent der Menschen, die weltweit in der Landwirtschaft arbeiten, erleiden jedes Jahr unbeabsichtigte akute Pestizidvergiftungen. Das sind 385 ungewollte Pestizidvergiftungen jährlich. Es ist schwierig abzuschätzen, wie viele dieser akuten Vergiftungsfälle Frauen betreffen, da in vielen berufsbezogenen Studien Geschlechterunterschiede nicht berücksichtigt werden. Doch Erkenntnisse über ihre besondere Betroffenheit nehmen zu.

In Ländern des Globalen Südens arbeiten Frauen häufig als Pestizidsprüherinnen auf den Feldern und Plantagen der landwirtschaftlichen Betriebe. In der gesamten asiatisch-pazifischen Region verwenden Frauen dabei hochgefährliche Pestizide (HHPs), von denen viele in den Industrieländern bereits verboten sind, und die dennoch in diesen Ländern produziert und exportiert werden. Die Frauen arbeiten oft unter unzumutbaren Bedingungen, z. B. ohne Schutzausrüstung oder mit undichten Sprühgeräten. Auch wenn sie keine Pestizide ausbringen, sind Frauen häufig durch verschiedenste Tätigkeiten Pestiziden ausgesetzt: z. B. beim Mischen von Pestiziden, bei der manuellen Ernte in vorher besprühten Feldern, bei der Wäsche von pestizidbelasteter Kleidung oder durch die Nutzung von Pestizidbehältern. Zu diesem Ergebnis kommt eine PAN Asien Pazifik Studie von 2018, an der sich über 600 Frauen aus sieben asiatischen Ländern beteiligt haben.

Doch Frauen sind nicht nur besonders betroffen, sie sind auch treibende Kraft für einen Wandel in der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die wichtige Rolle, die Frauen bei der Minimierung von Pestizidschäden und Umweltzerstörung spielen, hat Dr. Meriel Watts, wissenschaftliche und politische Direktorin bei PAN Asia Pacific (PANAP) in einem Expertenpapier hervorgehoben, das bei der Sitzung der UN-Frauen-Expertengruppe zum Thema Klimawandel, Umwelt- und Katastrophenrisikominderung vorgelegt wurde.

„Frauen, Pestizide, Land und Nahrungsmittel stehen im Mittelpunkt der Überschneidung von Geschlecht, Gleichberechtigung, Klimawandel/Klimarisiko sowie Verlust und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt. Doch nirgendwo wird diese fundamentale Schnittmenge erkannt und erforscht. Wir hören, dass arme Frauen auf dem Land zu den am stärksten diskriminierten, ausgegrenzten und schlecht ernährtesten Bevölkerungsgruppen gehören, aber wir hören nicht oft von ihnen im Zusammenhang mit Pestiziden und biologischer Vielfalt“, so Watts.

Pestizide gehören zu den Hauptverursachern für den Verlust der biologischen Vielfalt und sie tragen auf unterschiedliche Weise zu einer Verschärfung des Klimawandels bei. Die Klimakrise erhöht das Risiko für eine weitere Marginalisierung von Frauen und sie verschärft die Ernährungssituation für Frauen auf dem Land, wodurch diese noch mehr von Hunger bedroht sind. Die Rolle der Frauen als Hüterinnen und Mehrerinnen des Saatguts, Bewahrerinnen der biologischen Vielfalt und Innovatorinnen in der Landwirtschaft wird durch die Abhängigkeit von teuren chemisch-synthetischen Pestiziden und kommerziellem Saatgut, das sie an bestimmte Produkte bindet und sie mit Krediten und wachsenden Schulden belastet, stark beeinträchtigt.

In diesem Zusammenhang ist klar, dass das Motto des heutigen Frauentags „Gleichstellung heute für ein nachhaltiges Morgen“ entschlossenere Maßnahmen zur Verringerung des Pestizideinsatzes und der Pestizidbelastung von Frauen einschließen muss und gleichzeitig die Beteiligung von Frauen an der Ausgestaltung einer gesunden, gerechten und nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion gefördert werden muss.

Lesen Sie hier den ausführlichen Beitrag von PANAP




EU-Verordnungsentwurf zur Pestizidverwendung auf dem Prüfstand

Der durchgesickerte Entwurf der Verordnung über den „nachhaltigen Einsatz von Pestiziden“ (SUR), der die wenig wirksame Rahmenrichtlinie 128/2009/EG (SUD) ersetzen soll, ist nach Auffassung von PAN Germany und vieler anderer Umweltschutzorganisationen von der EU-Kommission zu wenig ehrgeizig ausgearbeitet worden. Aus Sicht der Verbände räumt der Entwurf den Mitgliedstaaten zudem zu viele Möglichkeiten ein, um die Ziele des Europäischen Green Deals zur Pestizidreduktion und der Transformation hin zu einer agrarökologisch ausgerichteten Landwirtschaft zu umgehen. Auch wenn im Vergleich zu den Vorgaben der Rahmenrichtlinie einige Verbesserungen vorgenommen wurden, fehlt dem Entwurf insgesamt das notwendige Engagement, um den Übergang der Landwirtschaft hin zu nachhaltigen Anbau- und Pflanzenschutzverfahren zu ebnen.

70+ zivilgesellschaftliche Organisationen haben jetzt eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sie ihre Besorgnis über die Zukunft des Green Deals und der Ausformung der neuen Verordnung zur Pestizidverwendung in der EU zum Ausdruck bringen. Die Erklärung wurde an Kommissar Kyriakides (DG SANTE) und Vizepräsident Timmermans adressiert und in Kopie an die Kommissare Wojciechowski (DG AGRI) und Sinkevicius (DG ENVI) am 28. Februar 2022 weitergeleitet.

Die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden und der Übergang zu einem gesunden, nachhaltigen und giftfreien Lebensmittelsystem auf der Grundlage der Agrarökologie ist möglich und notwendig. Deshalb sollte jetzt endlich die Chance der Transformation ergriffen werden. Der offene Brief umfasst 10 Forderungspunkte, die von der EU-Kommission in den Verordnungsvorschlag aufgenommen oder präzisiert werden sollten. Darunter ist der Vorschlag einer Namensänderung, um die Zielsetzung der neuen Verordnung unmissverständlich darzustellen:
„Regulation to reduce dependence on synthetic pesticides”.

Gemeinsames NGO-Statement




Gemeinsam für eine bessere Pestizid-Statistik

In einem gemeinsamen Brief an EU-Vertreter*innen der Kommission, an den Berichterstatter im Europäischen Parlament und an ausgewählte Vertreter*innen Frankreichs, das zur Zeit die Ratspräsidentschaft innehabt, äußern wir zusammen mit über 70 Organisationen aus ganz Europa, darunter Umwelt- und Gesundheitsverbände, Imkerverbände, Gewerkschaften, Wasserversorger und die Organisatoren der Europäischen Bürgerinitiative „Save Bees and Farmers“ unsere Besorgnis über die laufende EU Reform der Agrarstatistik (Verordnung zu Statistiken des landwirtschaftlichen Inputs und Outputs (kurz SAIO). Insbesondere sind wir besorgt über die beschränkte Datenverfügbarkeit zum Einsatz von Pestiziden und anderen giftigen Chemikalien in der Landwirtschaft. In dem gemeinsamen offenen Brief fordern wir eine effiziente, elektronische Datenerhebung, eine jährliche Berichterstattung und die Sicherstellung, dass die relevanten Daten proaktiv und in einer aussagekräftigen Detailtiefe in einer öffentlich zugänglichen Datenbank veröffentlicht werden.

Lesen Sie hier den offenen Brief (Englisch)

Lesen Sie hier den Website-Artikel mit weiteren Hintergründen vom 02.02.2022




Jetzt die politischen Weichen stellen: Mehr Transparenz beim Pestizideinsatz

In der EU laufen die Verhandlungen, wie transparent zukünftig Daten zum Pestizideinsatz in den Mitgliedstaaten sein werden, auf Hochtouren. Morgen, am 3. Februar 2022 startet der sogenannte Trilog über die Verordnung zu Statistiken des landwirtschaftlichen Inputs und Outputs (kurz SAIO). Dabei beraten die Europäische Kommission, der Rat der Europäischen Union und das EU Parlament gemeinsam auch über die Statistiken der EU-Mitgliedstaaten zur Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Diese Daten bilden die Grundlage, um die Erreichung des im Green Deal festgelegten Ziels einer Pestizidreduktion um 50% bis 2030 überprüfen zu können.

In einer heute durchgeführten Pressekonferenz stellten PAN Europe und die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 eine Analyse vor, in der nachgezeichnet wird, wie die EU-Mitgliedstaaten eine Ratsposition entwickelten, die den aus Sicht der Umweltverbände guten Gesetzesentwurf der EU-Kommission für mehr Datentransparenz in der Landwirtschaft deutlich verwässern würde. Die Position des EU-Parlaments folgt demgegenüber dem Kommissionsentwurf und schlägt noch weitere Verbesserungen, u.a. Erhebungen von in der Landwirtschaft eingesetzten Bioziden und Tierarzneimitteln, vor.

In der Auswertung der beiden Umweltverbände konnten zehn Mitgliedsstaaten identifiziert werden, die sich besonders hervortaten, gegen die notwendigen Verbesserungen der Datenerhebung im Rat zu argumentieren. Dazu gehören Dänemark, Irland, die Niederlande, Österreich, Polen, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Deutschland. Die Positionierung Deutschlands fand damals noch unter der Führung der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner statt.

In einem offenen Brief appellierten im Dezember 2021 17 Umweltschutzverbände erfolgreich an den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, gegen das Ratsmandat zu stimmen. Dies ändert aber nichts daran, dass zum Start des Trilogs morgen, die Positionen von Rat und Parlament denkbar weit auseinanderklaffen. „Würde sich der Rat mit seiner Position durchsetzen, würde eine Überprüfung des EU-Pestizidreduktionsziels bis 2030 unmöglich“, warnen PAN Europe und Global 2000 in ihrer gemeinsamen Presseerklärung.

Für PAN Germany steht fest: Es braucht endlich aussagekräftige Daten darüber, welche Pestizide wo, wann und in welchen Mengen eingesetzt werden. Dies soll der von der Europäische Kommission im Februar 2021 vorgelegte SAIO-Entwurf gewährleisten. So sollen zukünftig u.a. die bestehenden Betriebsaufzeichnungen zum Pestizideinsatz für eine jährliche Berichterstattung genutzt werden, anstatt wie bisher beispielsweise in Deutschland, lediglich Erhebungen auf Basis freiwilliger und wenig repräsentativer Stichproben an ausgewählten Betrieben. Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Einführung eines digitalen „Herkunfts- und Identifikationssystem Nährstoff- und Pflanzenschutz“ angekündigt, mit dem Ziel, die Reduktionsstrategie voranzubringen.

PAN Germany begrüßt diese wichtige und notwendige Initiative und hofft auf eine schnelle Umsetzung, damit endlich eine aussagekräftige Datengrundlage für Pestizidreduktionsmaßnahmen und zur Bewertung dieser in Deutschland geschaffen wird. PAN Germany erwartet auch, dass sich die neue Bundesregierung bei den Trilogverhandlungen zur SAIO auf EU-Ebene für eine harmonisierte und aussagekräftige Datenerhebung und eine jährliche Berichterstattung, wie von der EU-Kommission vorgeschlagen und vom EU-Parlament unterstützt, einsetzt.

Mehr dazu:




Auf dem Weg zu einem globalen Schutz vor Chlorpyrifos und Methoxychlor

Der UN Expertenausschuss für persistente organische Schadstoffe des Stockholmer Übereinkommens (Persistent Organic Pollutants Review Committee = POPRC), an dem PAN-Vertreterinnen als Beobachter teilgenommen haben, hat vergangene Woche auf seiner siebzehnten Sitzung entscheidende Beschlüsse gefasst. Zwei seiner Entscheidungen betreffen die Pestizide Methoxychlor und Chlorpyrifos.

So empfiehlt der Ausschuss der Konferenz der Vertragsstaaten (COP), das Pestizid Methoxychlor zur weltweiten Beseitigung ohne Ausnahmen in die entsprechende Liste des Stockholmer Übereinkommens aufzunehmen. Somit liegt es nun an den Vertragsstaaten, auf ihrer kommenden Sitzung dem globalen Verbot von Methoxychlor zuzustimmen.

Zudem bestätigte der Expertenausschuss, dass Chlorpyrifos die Kriterien des Übereinkommens für Persistenz, Bioakkumulation, schädliche Wirkungen und weiträumigen Transport erfüllt. Die Bestätigung der Kriterien durch den Ausschuss ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu einem von PAN seit langem angestrebten globalen Verbots dieses hoch problematischen Wirkstoffs. Chlorpyrifos ist eines der weltweit am häufigsten verwendeten Pestizide das unter anderem die Hirnentwicklung von Kindern schädigen kann. Es lässt sich in der gesamten Umwelt nachweisen, in der Muttermilch und in wildlebenden Tieren, und ist selbst im Eis der Arktis und Antarktis zu finden. Die EU hat den Wirkstoff Anfang 2020 vom Markt genommen (wir berichteten).

Nun wird sich eine Arbeitsgruppe formieren, die den Vorschlag prüft und den Entwurf eines Risikoprofils erarbeitet. Es wird darum gehen zu beurteilen, ob die Chemikalie aufgrund ihres weiträumigen Transports in der Umwelt zu erheblichen schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und/oder die Umwelt führen kann, so dass ein globales Vorgehen gerechtfertigt ist.

Der Überprüfungsausschuss für persistente organische Schadstoffe des Stockholmer Übereinkommens tagte auf seiner siebzehnten Sitzung (POPRC-17) in hybrider Form – teils in Genf und teils online zugeschaltet – vom 24. bis 28. Januar 2022. Der Ausschuss ist ein wissenschaftlicher Sachverständigenausschuss, der Chemikalien prüft, die für eine Aufnahme in die Liste des Übereinkommens vorgeschlagen werden, und der Konferenz der Vertragsparteien Empfehlungen zur Abstimmung unterbreitet. Die Mitglieder des POPRC sind von den Regierungen benannte Expert*innen für die Bewertung oder das Management von Chemikalien. Vertreterinnen von PAN Asien Pazifik, PAN Nordamerika und PAN Germany haben als Beobachterinnen (Observer) an der POPRC-17 Sitzung teilgenommen und sich mit ihrer Expertise in die Diskussion eingebracht.




PAN Germany zur IVA-Reaktion auf Vergiftungszahlen im Pestizidatlas

Am 12.1.2022 veröffentlichen Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, PAN Germany und Le Monde diplomatique den Pestizidatlas 2022. Ein Kapitel des Altas widmet sich den gesundheitlichen Folgen des Pestizideinsatzes und geht u.a. auf die große Anzahl an globalen unbeabsichtigten Pestizidvergiftungen ein.

Der Atlas nutzt hierbei die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie, die 2022 in der BMC Public Health Fachzeitschrift veröffentlicht wurde. Der IVA hat darauf in einer Pressemitteilung reagiert und darin die Verlässlichkeit der Daten in Frage gestellt. Hierauf reagiert PAN Germany in einer kurzen Stellungnahme.

 

 




Pestizidatlas 2022 zeigt: Neue Bundesregierung muss Pestizidwende einleiten

Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft
Gemeinsame Pressemitteilung vom 12. Januar 2022

Berlin. Die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) fordern von der Bundesregierung, den Einsatz von Pestiziden konsequent zu reduzieren. Vor allem besonders toxische Pestizide müssen verboten werden und bereits in der EU verbotene Pestizide dürfen nicht länger exportiert werden, wie die Organisationen bei der heutigen Vorstellung des „Pestizidatlas 2022“ betonten.

Der „Pestizidatlas 2022“ zeigt, dass die Menge weltweit eingesetzter Pestizide seit 1990 um
80 Prozent gestiegen ist. In einigen Regionen wie Südamerika sogar um fast 150 Prozent. Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, wie zum Beispiel Soja als wichtiges Futtermittel für die Tierhaltung, hat in Ländern mit großer Artenvielfalt zu einer gravierenden Ausweitung des Einsatzes an Herbiziden geführt. Auch in der EU liegt der Einsatz mit rund 350.000 Tonnen auf hohem Niveau. In Deutschland werden zwischen 27.000 und 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe pro Jahr verkauft. Die Menge schwankt vor allem aufgrund von Witterungsbedingungen und aufgrund von unterschiedlichen Preisen für Agrar- und Pestizidprodukte.

Der Einsatz von Pestiziden führt zu anhaltenden Belastungen von Mensch, Natur und Umwelt. So lassen sich an Luftmessstellen Pestizide nachweisen, die bis zu 1000 Kilometer weit entfernt ausgebracht wurden. Auch in Naturschutzgebieten finden sich Pestizidrückstände. Insbesondere Gewässer in der Nähe landwirtschaftlich genutzter Gebiete weisen hohe Pestizidbelastungen auf. Meeressäuger an deutschen Küsten sind bis heute mit Pestiziden belastet, die seit 40 Jahren verboten sind. Eine fatale Wirkung hat der Einsatz von Pestiziden auf die biologische Vielfalt: konventionell bewirtschaftete Äcker weisen nur drei Prozent der floristischen Artenvielfalt auf, die auf Äckern zu finden ist, die noch nie mit Pestiziden behandelt wurden. Auf biologisch bewirtschafteten Äckern liegt die Vielfalt mit 53 Prozent erheblich höher.

Die global wachsende Menge an eingesetzten Pestiziden führt weltweit zu einem Anstieg an Pestizidvergiftungen – insbesondere im Globalen Süden, wo Arbeiter*innen oftmals nicht ausreichend geschützt sind. So sei konservativen Berechnungen zufolge in Asien von jährlich rund 255 Millionen Vergiftungsunfällen auszugehen, in Afrika von knapp über 100 Millionen und in Europa von rund 1,6 Millionen.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, sagt: „Auch in Europa sprühen wir viel zu viel: Alleine Äpfel, das Lieblingsobst der Deutschen, werden etwa 30-mal pro Saison gespritzt, Weinreben bis zu 17 mal und Kartoffeln bis zu 11 mal.  Vor allem in Ländern mit großer Artenvielfalt wie Brasilien, Argentinien und Paraguay ist der Herbizideinsatz insbesondere seit der großflächigen Einführung von gentechnisch verändertem, pestizidresistenten Soja, das als billiges Futtermittel für die Tiermast eingesetzt wird, dramatisch gestiegen. Damit wurde auch das zentrale Versprechen der Agro-Gentechnik, Ackergifte mit Hilfe von Gentechnik deutlich zu reduzieren, auf groteske Weise konterkariert.

Wir brauchen dringend eine Trendumkehr – dafür ist jetzt die europäische und deutsche Politik in der Verantwortung. Die Bundesregierung hat von der jungen Bevölkerung dafür einen klaren Handlungsauftrag, wie eine repräsentative Umfrage in unserem Pestizidatlas 2022 zeigt: Mehr als 70 Prozent der Befragten fordern eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland. Und fast genauso viele wollen den Export von in Europa nicht zugelassenen Pestiziden in andere Weltregionen verbieten.“

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender, erklärt: „Der Verlust der Artenvielfalt weltweit, aber auch in Deutschland ist dramatisch und kann nur gestoppt werden, wenn der Einsatz von Ackergiften deutlich reduziert wird. Hierzu erwarten wir gesetzgeberisches Handeln von der neuen Bundesregierung. Dabei muss die Gesamtmenge der Pestizide um 50 Prozent gesenkt und besonders gefährliche Pestizide verboten werden. Es müssen innerhalb der jetzigen Legislaturperiode konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um die Erfolge der Pestizidreduktion zu kontrollieren. Entscheidend dabei ist, dass die landwirtschaftlichen Betriebe dabei unterstützt werden mit weniger Pestiziden wirtschaftlich tragfähig zu arbeiten. Weniger Pestizide und mehr biologische Vielfalt auf dem Acker soll sich für alle Betriebe lohnen.

Ein Umdenken ist dringend notwendig, denn der hohe Pestizideinsatz schadet der Biodiversität. Er trägt zum Verlust zahlreicher Nützlinge bei, ohne die wiederum noch mehr Pestizide notwendig sind. Der damit verbundene Rückgang bestimmter Wildpflanzenarten führt zum Verlust von Lebensraum und Nahrung für spezialisierte Insekten. Zudem führt der Einsatz von in geringen Mengen hochwirksamen Neonikotinoiden zum Sterben von Wildbienen.“

Doris Günther, Vorstand von PAN Germany, sagt: „Mit dem massiven Pestizideinsatz weltweit vergiften wir Menschen und Natur. 385 Millionen jährliche Pestizidvergiftungen weltweit sind ein Skandal. Pestizidkonzerne haben längst den Globalen Süden als neuen Wachstumsmarkt für ihre Produkte ausgemacht. Auch deutsche Firmen exportieren hochgefährliche Pestizide nach Afrika, Asien und Lateinamerika, die bei uns zum Schutze der Bevölkerung und der Umwelt verboten wurden. Diesen unhaltbaren Zustand müssen die deutsche und europäische Politik beenden und konsequent den Export verbotener Pestizide gesetzlich untersagen. Dass die neue Bundesregierung sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet hat entsprechend zu handeln, lässt hoffen.“

Die Zustimmung zu konsequentem Handeln hat die deutsche Politik jedenfalls von den jüngeren Generationen: Die repräsentative Umfrage unter Leitung der Universität Göttingen und Zühlsdorf & Partner für den Pestizidatlas 2022 bei der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen zeigt, dass die Bundesregierung von der jungen Bevölkerung einen klaren Handlungsauftrag hat. Mehr als 70 Prozent der Befragten fordern eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland. Sie unterstützen die Entscheidung der EU, die die Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 eingeleitet hat. Mehr als 60 Prozent der Befragten sind sogar dafür die Nutzung von Pestiziden insgesamt bis 2035 zu verbieten, wenn Bäuerinnen und Bauern beim Umstieg auf eine umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützt werden. Fast 80 Prozent der Befragten befürwortet eine stärkere finanzielle Unterstützung der Landwirtinnen und Landwirte, wenn weniger Pestizide eingesetzt werden.

Weitere Informationen: Der Pestizidatlas 2022 steht unter www.boell.de/pestizidatlas bzw. www.bund.net/pestizidatlas und www.pan-germany.org/pestizidatlas zum Download bereit.

Der Atlas bietet auf über 50 Seiten und in über 80 Grafiken zahlreiche Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft in Deutschland und weltweit. Der Atlas kann für Unterrichtszwecke auch klassensatzweise bei der Heinrich-Böll-Stiftung bestellt werden.

Pressekontakte

Heinrich-Böll-Stiftung: Michael Alvarez, Pressesprecher Heinrich-Böll-Stiftung, Tel.: 030-28534-202, Mobil 0160-365 77 22, E-Mail: alvarez@boell.de, www.boell.de

BUND: Sigrid Wolff | Daniel Jahn, BUND Pressestelle
Tel. 030-27586-425 |-497| -531 E-Mail: presse@bund.net, www.bund.net
Katrin Wenz, BUND-Expertin für Agrarpolitik, Mobil 0176 47684162,  E-Mail: Katrin.Wenz@bund.net

PAN Germany: Birgit Wulff, PAN Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 040-3991910-0, presse@pan-germany.org, www.pan-germany.org;
Susan Haffmans, Referentin für Pestizide, Tel: 049157 315 640 17, susan.haffmans@pan-germany.org




Podiumsdiskussion: Kommt der Exportstopp für verbotene Pestizide?

Wie die Doppelstandards in der globalen Pestizidvermarktung beendet werden können

Einladung zur Online-Konferenz im Rahmen der Alternativen Grünen Woche

Gemeinsame Veranstaltung von PAN Germany, INKOTA-netzwerk, Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Wann: Donnerstag, den 20. Januar 2022 von 19:00 bis 20:30 Uhr
Wo: Online mit Zoom, zur Teilnahme ist eine Registrierung erforderlich. Bitte hier anmelden.

Europäische Pestizidhersteller wie Bayer, BASF und AlzChem aus Deutschland oder Syngenta aus der Schweiz vertreiben in Asien, Afrika und Lateinamerika Pestizide mit Wirkstoffen, die in der EU aufgrund ihrer hohen Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt nicht genehmigt sind. Das hat fatale Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Menschen. Fast die Hälfte aller Landwirt*innen und Plantagenarbeiter*innen weltweit erleidet jährlich mindestens eine Pestizidvergiftung. Der Großteil dieser Vergiftungen ereignet sich dabei in Ländern des globalen Südens. Welche Verantwortung trägt hierbei die deutsche Bundesregierung, die im aktuellen Koalitionsvertrag verspricht, den Export von bestimmten Pestiziden künftig rechtlich zu untersagen? Welche Regulierungen braucht es darüber hinaus auf Ebene der Vereinten Nationen? Und was fordern zivilgesellschaftliche Vertreter*innen aus dem globalen Süden? Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen der Veranstaltung nachgegangen werden.

Begrüßung und Input:

  • Susan Haffmans, PAN Germany
  • Jan Urhahn, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Podiumsdiskussion mit:

  • Lena Luig, INKOTA-netzwerk
  • Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
  • Marcos Orellana, UN-Sonderberichterstatter für giftige Substanzen und Menschenrechte
  • Colette Solomon, Women on Farms Project, Südafrika

Moderation: Christine Chemnitz, Heinrich-Böll-Stiftung

Es laden ein: BUND, Heinrich-Böll-Stiftung, INKOTA-netzwerk, Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Veranstaltung wird auf Deutsch und Englisch mit Simultanverdolmetschung stattfinden.




Pestizid-Atlas 2022 – Podiumsdiskussion

Online-Konferenz im Rahmen der Alternativen Grünen Woche

Einladung zur Podiumsdiskussion Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft
in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und PAN Germany

  • Wann: Dienstag, 18. Januar 2022 19.00 – 20.30 Uhr
  • Wo: Online per Zoom, zur Teilnahme ist eine Registrierung erforderlich: Hier anmelden

Im Bier und im Honig, auf Obst und Gemüse, im Gras auf Spielplätzen und sogar im Urin oder in der Luft – überall lassen sich mittlerweile Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft nachweisen. Weltweit steigt der Pestizideinsatz Jahr für Jahr. Dabei verfestigt sich die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich Pestizide negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, massiv sowohl Insekten als auch Pflanzen schädigen und Gewässer kontaminieren.

Recht ambitionslos hat die Politik das Thema viel zu lange ignoriert. Nun fordert die EU eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Eine europäische Bürgerinitiative geht weiter und fordert den vollständigen Ausstieg der europäischen Landwirtschaft aus der Nutzung chemischer Pestizide. Wir wollen auf dem Podium diskutieren, wo wir in Deutschland mit dem Thema Pflanzenschutz stehen, welche Weichen die neue Regierung stellen will und wie wir die Vorgaben der EU umsetzen können.

Begrüßung und Vorstellung Pestizidatlas 2022

Katrin Wenz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Podiumsdiskussion

  • Silvia Bender, Staatsekretärin im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung
  • Bärbel Gerowitt, Professorin an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock
  • Jan Wittenberg, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
  • Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
  • Jörn Wogram, Leiter des Fachbereichs Pflanzenschutzmittel beim UBA

Moderation:
Barbara Unmüßig, Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung

(Sprache: Deutsch)

Kontakt: Hagen Döcke, IZ-Int. Agrarpolitik, Mail doecke@boell.de

Die Veranstaltung findet über Zoom statt. Nähre Informationen hierzu finden sie hier unter Hinweis




Glyphosat in der EU: Noch ein Jahr bis zum Ende der laufenden Genehmigung

PAN Germany Pestizid-Brief 4 – 2021

In einem Jahr, am 15.12.2022, läuft die EU-Genehmigung für das Totalherbizid Glyphosat aus. Wir nehmen dies zum Anlass, einen kritischen Blick auf das laufende Wiedergenehmigungsverfahren im Hinblick auf die Prüfung der Karzinogenität des umstrittenen Herbizid-Wirkstoffs zu werfen.

Behörden der Niederlande, Frankreichs, Ungarns und Schwedens haben als „Assessment Group on Glyphosate“ (AGG) im laufenden Verfahren die von der Industrie eingereichten Unterlagen geprüft und im Juni 2021 ihren vorläufigen Bewertungsbericht an die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) weitergeleitet. Die Behörden gaben in dem Bericht bekannt, dass eine Einstufung von Glyphosat im Hinblick auf Karzinogenität nicht gerechtfertigt sei. [1] Für PAN Germany ist diese Einschätzung nicht nachvollziehbar.

Am 22. November 2021 endete die achtwöchige öffentliche Konsultation zum gemeinsamen Berichtsentwurf [2] von ECHA (für die Gefahreneinstufung zuständig) und EFSA (für die Risikobewertung verantwortlich), an der sich auch PAN Germany und Partnerorganisationen aus ganz Europa beteiligt hatten. Bei der Durchsicht der Krebsbewertung wurde deutlich, dass sich fast alle Punkte wiederfanden, die bereits am letzten Bewertungsbericht kritisiert wurden. [3] Für PAN Germany steht fest: Durch die Wiederholung fehlerhafter Argumente und die verzerrte Anwendung geltender Leitlinien wird weder eine korrekte Bewertung erzielt, noch trägt diese Herangehensweise dazu bei, Vertrauen in die Behörden aufzubauen.

Zu den wichtigsten Mängeln der behördlichen Bewertung gehören:

  • Die Bezugnahme auf eine angebliche „Grenzdosis“ von 1.000 mg/kg Körpergewicht, um den beobachteten Anstieg der Tumorinzidenz bei höheren Dosen zu entkräften. Wie in den geltenden Richtlinien eindeutig festgelegt, existiert für Krebsstudien eine solche Grenzdosis überhaupt nicht;
  • Zwar wird von den Behörden eingestanden, dass bei der letzten Bewertung fehlerhafte „historische Kontrolldaten“ verwendet wurden (um Tumorbefunde zu verwerfen). Gleichzeitig wird jedoch in der aktuellen Bewertung verschwiegen, dass die verfügbaren korrekten historischen Kontrolldaten für die Echtheit der Tumorbefunde sprechen;
  • Die verfügbaren Daten belegen für mehrere Studien und Tumortypen das Bestehen einer Dosis-Wirkungs-Beziehung für einen Anstieg der Tumorinzidenzen. Doch statt dies anzuerkennen, vermischen die Behörden die Daten von nicht vergleichbaren Versuchen, um dann zu behaupten, dass solche Dosis-Wirkungs-Beziehungen (d.h. steigende Tumorinzidenzen mit steigenden Dosen) nicht existieren würden;
  • Die Behörden bestehen auf der Verwendung so genannter zweiseitiger statistischer Tests, wodurch die Stärke der statistischen Signifikanz halbiert wird. Zweiseitige Tests wären angemessen, wollte man herausfinden, ob ein Arzneimittel Krebs verursacht oder verhindert. Bei der Bewertung der Krebsgefahr von Pestiziden ist die Frage jedoch nur, ob der Wirkstoff das Potenzial besitzt, Krebs zu verursachen, weshalb ein einseitiger statistischer Test gefragt ist. Die Anwendung zweiseitiger Tests ist hier wissenschaftlich nicht korrekt und schwächt die Aussagekraft.
  • Die Behörden sind gehalten, eine „weight of evidence“-Analyse (Beweiskraftanalyse) durchzuführen. Doch stattdessen betreiben die Behörden eine „Beweis-Demontage“. Sie vermeiden eine integrierte Bewertung der Ergebnisse der Langzeitstudien an Ratten und Mäusen mit epidemiologischen Studien und Studien über einen möglichen Mechanismus der Krebsentstehung: Die epidemiologischen Studien werden im Bewertungsbericht separat zusammengefasst. Zum Beispiel wird nicht „biologische Relevanz“ der erhöhten Inzidenz von Lymphdrüsenkrebs in den Mäusestudien im Zusammenhang mit den Non-Hodgkin-Lymphome beim Menschen diskutiert, obwohl ein signifikant erhöhtes Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome in mehreren Studien belegt wurde. Das Thema ist auch Gegenstand zahlreicher Gerichtsverfahren in den USA.
  • „Mechanistische Beweise“, also wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, durch welchen Wirkungsmechanismus Krebs hervorgerufen werden kann, sind eine wichtige Komponente bei der Bewertung von Glyphosat und waren Teil der Arbeit der Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC). Im vorliegenden Bewertungsbericht werden die existierenden Beweise jedoch völlig ignoriert.

Einer der Mechanismen, wie eine Chemikalie Krebs verursachen kann, ist die Entstehung von „oxidativem Stress“, d. h. die Erzeugung von hochreaktiven (sauerstoffhaltigen) Molekülen durch diese Chemikalie. Eine sehr aussagekräftige Studie, die von Gao und Mitarbeitern 2019 veröffentlicht wurde, zeigt, dass Glyphosat oxidativen Stress in den Nieren von Mäusen verursacht, und liefert damit eine schlüssige Erklärung für die Nierentumore, die in mehreren Krebsstudien an Mäusen beobachtet wurden. [4] Diese Veröffentlichung wird zwar in einem anderen Abschnitt des Entwurfs des Bewertungsberichts erwähnt, findet aber im Kapitel zur Karzinogenität keinerlei Berücksichtigung. Stattdessen behaupten die Behörden ausdrücklich, dass Glyphosat keine Nierentumore verursachen kann, weil Glyphosat ihrer Meinung nach eine „mehr oder weniger reaktionsträge Substanz“ sei.

PAN Germany und andere Organisationen haben in der öffentlichen Konsultation auf diese Mängel hingewiesen. Es bleibt abzuwarten, ob die Behörden ehrlich genug sind, um diese Fehler und Verzerrungen im Rahmen der Überarbeitung des Berichtsentwurfs zu korrigieren.

(Dr. Peter Clausing)

Quellen:

[1] https://ec.europa.eu/food/system/files/2021-06/pesticides_aas_agg_report_202106.pdf

[2] https://www.efsa.europa.eu/en/news/glyphosate-efsa-and-echa-launch-consultations

[3] https://jech.bmj.com/content/72/8/668

[4] https://doi.org/10.1002/jat.3795

 

Auf der PAN Germany Webseite finden Sie weitere Beiträge und Materialien zum Thema Glyphosat.