Joint letter in reaction to the Strategic Approach on Pharmaceuticals in the Environment

We are writing to express our deep concern following the recent publication of the Strategic Approach to Pharmaceuticals in the Environment by the European Commission. We welcome the fact that it has finally been published, but we strongly feel that it fails to include key measures to mitigate the devastating impact of pharmaceutical pollution on human, animal, and environmental health.




NGOs sorgen sich über zunehmende (Tier-) Arzneimittelbelastungen und Antibiotikaresistenzen

Trotz aller Erkenntnis versäumt es die Europäische Kommission, gegenwärtige und zukünftige Generationen ausreichend vor den Gefahren von Arzneimittelverschmutzungen zu schützen. Gehandelt werden muss jetzt! Das ist die Kernbotschaft des gemeinsamen Schreibens an die Generaldirektoren der Europäischen Kommission Daniel Calleja Crespo (Umwelt) und Anne Bucher (Gesundheit), an dem sich PAN Germany beteiligt hat.

Die Probleme sind bekannt. Der neue Umwelt-Bericht der Vereinten Nationen kommt zu dem besorgniserregenden Fazit, dass Arzneimittel „von der Wiege bis zur Bahre“ falsch behandelt werden. Rund 200 verschiedene aktive pharmazeutische Substanzen sind bereits weltweit in Fließgewässern nachgewiesen. Mit Blick auf Europa zeigen sich ebenso bedenkliche Entwicklungen.  Aus einer aktuellen Studie geht hervor, das die Mehrheit der untersuchten kleinen Wasserkanäle in zehn EU-Mitgliedstaaten durch Tierarzneimittel (meist antimikrobielle Mittel) verunreinigen ist. Dies ist besonders beunruhigend, da die Freisetzung von antimikrobiellen Verbindungen aus der Human- und Veterinärmedizin in die Umwelt ein Treiber für die Entwicklung resistenter Bakterien ist.

Der strategische Ansatz zu Pharmazeutika in der Umwelt war ein Hoffnungsträger, der wachsenden Gefahr durch Arzneimittelbelastungen in der EU endlich energisch entgegenzutreten. Doch nach Jahren der Verzögerung ist die Veröffentlichung der Strategie durch die EU Kommission lediglich ein Teilerfolg. Die NGO-Gruppen kritisieren in ihrem Brief an die Vertreter*innen der EU Kommission, dass der strategische Ansatz keine Schlüsselmaßnahmen zur Schutz der Gesundheit von Mensch, Natur und Umwelt enthält. Sie fordern mehr EU-Initiative, um die Politikkohärenz bei der Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen im Rahmen des ganzheitlichen, disziplinenübergreifenden „One Health“-Ansatzes, der die systemischen Zusammenhänge von Mensch, Tier und Umwelt und Gesundheit anerkennt, zu gewährleisten. Konkrete Maßnahmen, die auf europäischer Ebene verbindlich gefordert werden müssen, um das Problem der Arzneimittelverschmutzung langfristig zu lösen, sind unter anderem eine Erweiterung des Rechtsrahmens für die Gute Herstellungspraxis (GMP) um verbindliche Umweltkriterien sowie die Bewertung der potenziellen Umweltrisiken aller (Tier-)Arzneimittel einschließlich sogenannter Alt-Arzneimittel.

Presseinformation Health Care Without Harm – 10.04.2019

Presseinformation PAN Germany – 22.03.2019

 

Joint letter in reaction to the Strategic Approach on Pharmaceuticals in the Environment

Joint letter in reaction to the Strategic Approach on Pharmaceuticals in the Environment

Datum: 11. April 2019 1.59 MB

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Antibiotics from animal husbandry are a threat to human health and the environment

Antibiotics from animal husbandry are a threat to human health and the environment

Datum: 4. März 2019 560.64 KB

Coughs and sniffles, colds and flu? Every winter, there is a sharp rise in the number of people suf-fering...
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Zögern statt Handeln: EU drückt sich vor konkreten Maßnahmen zum Umwelt- und Gewässerschutz vor Tierarzneimitteln

Hamburg, 22.03.2019. Pressemitteilung.

Zunehmend sind Gewässer durch Verschmutzungen bedroht – dazu zählen auch hochwirksame Arzneimittel aus der Tierhaltung, die auf direktem Weg in die Umwelt gelangen. Anlässlich des internationalen Weltwassertages 2019 macht PAN Germany darauf aufmerksam, dass der Schutz von Gewässern vor umwelt- und gesundheitsgefährdenden Tierarzneimitteln ein prioritäres Ziel sein muss, um schadstofffreies Wasser als Lebensgrundlage für Natur und Mensch zukünftig gewährleisten zu können. Nach mehr als drei Jahren der Verzögerungen legte die EU Kommission in diesem Monat endlich den lang erwarteten Strategischen Ansatz für Arzneimittel in der Umwelt (PiE) zur Bewältigung der Gefahren durch die Freisetzung von Arzneimitteln in die Umwelt und die Gefahren für die menschliche Gesundheit vor. Die Hoffnung von Gesundheits- und Umweltschützern, wie PAN Germany, dass die neue Strategie ein wegweisendes Leitdokument im Kampf gegen die zunehmende Belastung von Gewässern mit Human- und Tierarzneimitteln sein würde, wurde enttäuscht. Statt der erwarteten konkreten Maßnahmen zur Eindämmung von Arzneimitteleinträgen und zur Reduzierung des Belastungsrisikos, auch hinsichtlich der Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR), konzentrieren sich die meisten der vorgeschlagenen Maßnahmen auf „ermutigen“, „erwägen“ und „erforschen“.

Längst belegen zahlreiche Studien den Zusammenhang von Antibiotikarückständen und der Entwicklung und Verbreitung von AMR in Gewässern und Böden. Umso erschreckender ist, dass im strategischen Ansatz der EU Kommission erklärt wird, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Arzneimitteln in der Umwelt und den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit gibt. Trotz der Tatsache, dass das Umweltprogramm der Vereinten Nationen die Umweltverschmutzung durch AMR als eine der größten neu auftretenden Gesundheitsgefahren anerkannt hat, wird die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Bekämpfung weiter aufgeschoben mit dem Verweis auf die Notwendigkeit erst mehr Erkenntnisse sammeln zu müssen.

Tamara Gripp, Referentin für Landwirtschaft und Umwelt von PAN Germany, sagt: „Grundsätzlich unterstützt PAN Germany den Ansatz, weitere Erkenntnisse zu gewinnen, um die komplexen Zusammenhänge zwischen Umweltbelastungen durch Arzneimittel, der Entwicklung und Verbreitung von AMR und der Gefahren für Menschen, Umwelt und Naturhaushalt besser zu verstehen. Doch darf das nicht dazu führen, dringend benötigte und längst empfohlene Maßnahmen wie Verbesserungen in der Tierhaltungspraxis und die Festsetzung von Grenzwerten weiter hinauszuzögern.“

Zwar schlägt die Strategie eine Reihe wichtiger Maßnahmen vor, wie z.B. die Verbesserung der Behandlung von kommunalen Abwässern und die Erweiterung der Herstellerverantwortung, doch ignoriert sie andere dringend notwendige Maßnahmen, wie die Verbesserung von Tierhaltungssystemen, durch die die Tiergesundheit erhalten und eine verantwortungsvolle Reduktion des Tierarzneimittelbedarfs umgesetzt werden kann.

Der Strategische Ansatz zu Arzneimitteln in der Umwelt der EU Kommission ist nicht konkret genug, um die Umwelt vor den Gefahren durch Arzneimittelbelastungen und Antibiotikaresistenzen aus der intensiven Tierproduktion zu schützen. Wir hatten auf verbindliche Vorgaben gehofft, wie Konzentrationsgrenzwerte für Arzneimittelrückstände in Gewässern und Böden und auf einer Stärkung des Vorsorgeprinzips. Leider hat die EU Kommission die Chance vertan, vorsorgende Maßnahmen zu stärken, die bekanntermaßen dazu beitragen, die Tiergesundheit zu verbessern und somit den Bedarf an Tierarzneimitteln zu reduzieren. Gerade bezüglich einer Verbesserung des Tierwohls und der Unterstützung artgerechter Tierhaltung bleibt die Strategie hinter ihren Möglichkeiten weit zurück“, ergänzt Tamara Gripp von PAN Germany.

Nach Jahren der Verzögerung ist die Veröffentlichung des strategischen Ansatzes der EU Kommission aus Sicht von PAN Germany lediglich als Teilerfolg zu betrachten. Umso mehr sind nun die Mitgliedstaaten der EU aufgerufen, mit Ambition und Ehrgeiz auf den strategischen Ansatz aufzubauen und umfassende Maßnahmen zur Reduktion und Vermeidung der Umweltverschmutzung mit Arzneimitteln aus der Human- und Veterinärmedizin umzusetzen.

 

Kontakt

Tamara Gripp, Tel. 040-3991910-23, E-Mail: tamara.gripp[at]pan-germany.org

 

Weitere Informationen

Erklärung der EU Kommission

Strategic approach to pharmaceuticals in the environment

Pressemitteilung der Vereinten Nationen

Joint statement - Europe must align policies to tackle Pharmaceuticals in the Environment

Datum: 17. Mai 2018 169.72 KB

The signatories urge European policymakers to ensure that Europe’s response to the threat posed by...
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PAN Stellungnahme: Aufruf für mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung

Datum: 4. Oktober 2018 244.04 KB

Im erbitterten Kampf um immer niedrigere Preise hat sich die Tierproduktion in Deutschland und weltweit...
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Pestizid-Aktionswoche 2019

Seit 14 Jahren findet vom 20. – 30. März die internationale Pestizid-Aktionswoche statt mit dem Ziel, über den Einsatz von Pestiziden, den Auswirkungen von Pestiziden auf Gesundheit und Umwelt sowie über Alternativen zu informieren. Organisationen in ganz Europa beteiligen sich, bieten Mitmach-Aktionen und Veranstaltungen an. Auf der Website kann man seine Veranstaltung registrieren und so mehr Aufmerksamkeit erreichen.

Der Spot Insektenschwund und Pestizide von PAN Germany veranschaulicht die fatalen Folgen des Pestizideinsatzes für die biologische Vielfalt. Insekten werden immer weniger. Laut aktuellen Studien beläuft sich der Verlust der Insektenbiomasse auf bis zu 80 % in den vergangenen 30 Jahren. Ob Käfer, Fliege oder Biene – sie alle sind betroffen. Der Einsatz von Pestiziden trägt maßgeblich dazu bei.

 




PAN – Webinar: Umweltbelastungen durch Tierarzneimittel

Wann brauchen Rind, Schwein und Huhn Antibiotika? Welche Gefahren birgt der standardmäßige Einsatz von Tierarzneimitteln für Mensch und Natur? Wie kann Vorsorge zur Erhaltung der Tiergesundheit und zu einer verantwortungsvollen Reduktion von Tierarzneimitteln beitragen? Welche Art von Tierhaltung fördert die Tiergesundheit und wie erkennt man die Produkte im Handel?

Diese Fragen hat PAN Germany in dem WebinarUmweltbelastungen durch Tierarzneimittel – Artgerechte Tierhaltung als Schlüssel für Tiergesundheit und Arzneimittelreduktion“ mit zwei Fachbeiträgen näher beleuchtet.

Tamara Gripp, PAN Germany – Referentin für Landwirtschaft und Umwelt, gibt einen Überblick über den Einsatz von Arzneimitteln, insbesondere Antibiotika, in der klassischen Tierproduktion und erläutert die potenziellen Gefahren für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. PAN Germany setzt sich seit gut sechs Jahren für einen besseren Schutz der Umwelt vor Tierarzneimitteleinträgen ein und hat die Revision des Tierarzneimittelrechts auf EU Ebene kritisch begleitet. Mehr zum Thema unter https://pan-germany.org/tierarzneimittel-uebersicht/

Jasmin Zöllmer, Referentin für Agrarpolitik bei PROVIEH, gibt einen Einblick in die unterschiedlichen Haltungskennzeichnungsysteme des Handels sowie zum geplanten staatlichen Tierwohl-Label und erläutert welche Schritte nötig sind, um eine artgerechtere Tierhaltung in Deutschland zu ermöglichen. PROVIEH informiert über die Missstände in der industriellen Tierhaltung und ihre Folgen für den Menschen. Mit Kampagnen in Politik und Handel für bessere Lebensbedingungen der Nutztiere, zeigt PROVIEH wie Nutztierschutz aussehen kann – vom Stall bis in den Einkaufskorb. Weitere Informationen unter https://provieh.de/

Das Webinar richtet sich an VerbandsvertreterInnen aus den Bereichen Natur-, Umwelt-, Gewässer- und Tierschutz, an VertreterInnen aus der Landwirtschaft und an interessierte BürgerInnen. Die TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, Fragen in das Webinar einzubringen und erhalten im Anschluss eine Dokumentation der online Veranstaltung.

Hintergrund

Dem immer steigenden Leistungsanspruch in der intensiven Tierproduktion ist es geschuldet, dass die Erhaltung der Tiergesundheit von regelmäßigen Arzneimittelanwendungen, insbesondere Antibiotika, abhängig ist. Tierarzneimittel werden nicht nur eingesetzt, um akute Krankheiten zu behandeln, sondern auch, um auf Kosten des Tierwohls die Folgen nicht artgerechter Haltungsbedingungen zu kompensieren. Heute ist der Einsatz von Medikamenten im Stall die Regel und nicht die Ausnahme. Ein Großteil der Wirkstoffe wird von den Tieren wieder ausgeschieden und gelangt über Gülle, Mist und Abluft in die Umwelt. Dort wirken sie schädigend auf andere Organismen und greifen in den Naturhaushalt ein. Längst belegen Studien den Zusammenhang zwischen intensiver Tierproduktion und Umweltbelastungen durch Tierarzneimittel. Der Einsatz von Antibiotika im Stall birgt zudem das Risiko von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) und trägt dazu bei, dass Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. Resistente Keime aus der Tierhaltung sind auch eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, denn sie können über Milch, Fleisch und Eier auf den Menschen übertragen werden. PAN Germany sieht hier dringenden Handlungsbedarf im Sinne des Tierwohls, des Umweltschutzes und des Gesundheitsschutzes.

Artrechte Tierhaltung wirkt sich erwiesenermaßen positiv auf das Tierwohl aus und hat einen gesundheitsfördernden Effekt. Eine vorsorgliche Erhaltung der Tiergesundheit durch ein mehr an Tierwohl und die Reduktion des Bedarfs an Tierarzneimitteln gehen somit Hand in Hand. Maßnahmen zur Reduktion von Tierarzneimittel-Belastungen der Umwelt sollten daher an der Ursache des Problems ansetzen und dazu beitragen, ein gesundes Aufwachsen der Tiere zu ermöglichen und den Bedarf an Tierarzneimitteln zu minimieren.

PAN Stellungnahme: Aufruf für mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung

Datum: 4. Oktober 2018 244.04 KB

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Antibiotika in der Tierhaltung

Antibiotika in der Tierhaltung

Datum: 13. Februar 2017 2.17 MB

Wie lassen sich Umweltbelastungen reduzieren und Resistenzen vermeiden? Der Einsatz von Antibiotika in...
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Weniger Arzneimittel - gesunde Tiere - entlastete Umwelt

Weniger Arzneimittel - gesunde Tiere - entlastete Umwelt

Datum: 12. März 2017 996.88 KB

Beispiele aus Forschung & Praxis: So lassen sich Antibiotika & Co in der Nutztierhaltung verantwortungsvoll...
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PAN Germany zum Weltwassertag: Gifte im (Ab-)wasser endlich angehen!

Viele Pestizide, Biozide und Arzneimittelrückstände gelangen noch ungehindert in die Gewässer

Anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Weltwassertages am 22.3.2019, der sich dieses Jahr dem Motto „Niemand zurücklassen – Wasser- und Sanitärversorgung für alle“ widmet, fordert PAN Germany deutlich mehr Anstrengungen zur Bekämpfung giftiger Schadstoffeinträge in die Gewässer, damit die Wasserressourcen auch zukünftig für die Menschen und für die Artenvielfalt eine sichere Lebensgrundlage bieten.

Zwar besteht auch in Deutschland ein modernes Wasserversorgungs- und Abwassersystem, jedoch können weiterhin zu viele schädliche Substanzen direkt oder indirekt in Bäche, Flüsse und das Grundwasser gelangen. Hierzu zählen Glyphosat und andere Krautvernichtungsmittel, Insektizide, Schädlingsbekämpfungsmittel, toxische Antibewuchs-Anstriche für Fassaden und Bootsrümpfe, Desinfektionsmittel oder Arzneimittel wie Antibiotika, die z.B. in Intensiv-Mastbetrieben massiv eingesetzt werden. Allein der Einsatz von Bioziden – also Pestizide, die außerhalb des Pflanzenschutzes eingesetzt werden – wird in Deutschland auf mehr als 50.000 Tonnen im Jahr geschätzt.

Ein wesentliches Problem besteht aus Sicht von PAN Germany darin, dass diese für viele Wassertiere und Pflanzen problematischen Wirkstoffe weiterhin weit verbreitet in Stadt und Land eingesetzt werden können, ohne dass der weitere Verbleib und die Auswirkungen dieses anfallenden Giftcocktails systematisch und umfassend ermittelt wird. Es mangelt an Maßnahmen, die Verunreinigungen an der Quelle wirksam einzudämmen. Dabei sind mehr als 90 % der Oberflächengewässer in keinem guten Zustand.

Zahlreiche Untersuchungen, beispielsweise vom Umweltbundesamt zeigen, dass die Eintragspfade in die Gewässer, neben den diffusen Quellen wie gespritzte und mit Gülle gedüngte Ackerflächen, sehr vielseitig sein können, sei es der Ablauf von mit Bioziden verunreinigten Regen- bzw. Reinigungswassers über Niederschlagswasserrohre und Drainagen, der Überlauf belasteten Abwassers aus Regenrückhaltebecken, Abschwemmungen oder Verluste aus undichten Kanälen. Selbst Kläranlagen können nicht alle diese giftigen Stoffe zurückhalten.

PAN Germany sieht dringenden Handlungsbedarf, um den Eintrag von Pestiziden, Bioziden und Tierarzneimittelrückständen konsequent zu reduzieren und zu beenden. Zu den wesentlichen Maßnahmen gegen die Zunahme von Expositionen gegenüber diesen giftigen Substanzen zählen insbesondere die Festlegung von Grenz- und Schwellenwerten wie die sog. Umweltqualitätsnormen, eine umfassende Gewässerüberwachung mit entsprechend empfindlichen Analysemethoden zur Bestimmung aller vermarkteten Wirkstoffe und ihrer Abbauprodukte, eine Bestandsaufnahme zur Ermittlung von relevanten Einleitungs- und Belastungsgebieten („Hot Spots“) sowie wirksame Vorkehrungen zur Reduzierung der Stoffeinträge an der Verunreinigungsquelle. Anwendungsverbote innerhalb von Wasserschutzgebieten und an Pufferstreifen entlang von Gewässern sind konsequent umzusetzen, ebenso die Entwicklung und Verbreitung gewässerverträglicher Produkt- und Verfahrensalternativen.

Aktuell besteht auch in Deutschland die Möglichkeit, im Rahmen der Gewässerschutz-Planungen entsprechende Arbeiten einzufordern. Gemäß den Vorgaben der EU-weit geltenden EU-Wasserrahmenrichtlinie haben interessierte Bürger*innen noch bis zum 22.6.2019 die Gelegenheit, bei den Umweltministerien der Bundesländer ihre Meinung zum Zeitplan und Arbeitsprogramm für die Fortschreitung des sogenannten Bewirtschaftungsplans und Maßnahmenprogramms für die Flussgebiete vorzutragen. Beispielsweise können Interessierte aus Schleswig-Holstein die aktuellen Anhörungsunterlagen auf der Website der Landesregierung abrufen.

Weitere Informationen zum stoffbezogenen Handlungsbedarf und den aktuellen Beteiligungsmöglichkeiten im Gewässerschutz erhalten Sie von der PAN AG Wasser.

Hintergrundinformation zur aktuellen Anhörung zum Gewässerschutz

Seit dem 22.12.2018 findet in den Einzugsgebieten von Elbe, Weser und allen weiteren Flussgebieten in Deutschland und EU-Europa die öffentliche Anhörung zur Fortschreibung des Gewässerschutzes statt. Hierzu laden die Umweltministerien vieler Bundesländer sowie grenzübergreifend die Flussgebietsgemeinschaften bzw. internationalen Flusskommissionen ein.

Alle interessierten Büger*innen können sich beteiligen und ihre Meinung zum Management des für sie relevanten Flussgebiets einbringen.

Diese Mitwirkungsmöglichkeit wird durch die EU-weit verbindliche Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) garantiert. Im ersten Schritt des dreistufigen Beteiligungsverfahrens geht es um die Frage, wann und wie die Überarbeitung der geltenden Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für die einzelnen Flussgebiete bis 2021 organisiert werden sollen. Bis dahin müssen die aktualisierten Fassungen fertiggestellt sein und bleiben bis 2027 in Kraft. Einen entsprechenden Vorschlag für den Zeitplan und das Arbeitsprogramm haben die zuständigen Umweltbehörden mit dem Start der Anhörung veröffentlicht. Rückmeldungen können hierzu bis zum 22.6.2019 abgegeben werden.

Die Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme sind erstmalig 2009 erarbeitet und 2015 fortgeschrieben worden. Sie stellen die entscheidenden wie behördenverbindlichen Managementdokumente dar, um in den Flussgebieten die Umweltziele aus der WRRL von der Quelle bis zum Meer zu erfüllen. Die Ziele wurden bislang nicht erreicht. Spätestens die für 2021 fertigzustellenden Fassungen müssen diesem Anspruch genüge tragen und sollten entsprechend konsequente Maßnahmen enthalten.

Mit den zukünftigen Bewirtschaftungsplanungen ist unter anderem festzulegen, dass die Verunreinigungen von Bächen, Flüssen, Seen und Grundwasser zielorientierter angegangen werden. Hierfür steht in der Theorie ein vielseitiges Spektrum an Instrumenten zur Verfügung, die die Gewässer  auch wirksamer vor Rückständen von Bioziden, Pestiziden, Tierarzneimittel oder hormonell wirksamen Schadstoffen schützen können. Hierzu werden im Folgenden einige Beispiele gegeben.

Mit dem Gewässermonitoring sollen alle relevanten Stoffe überwacht werden, die wegen ihrer Einsatzmengen oder Schadwirkung das Erreichen der Umweltziele aus der WRRL gefährden. Um Belastungen in den aquatischen Lebensräumen einzuschränken, sollen Grenzwerte für problematische Substanzen festgelegt und eingehalten werden. Zum anderen sollen alle bedeutenden Verunreinigungsquellen ermittelt und zukünftige Freisetzungen von Schadstoffen konsequent wie nachprüfbar minimiert werden. Dies betrifft Einleitungen aus Klärwerken und gewerblichen Betrieben ebenso wie Einträge aus Gebieten mit hohen Dichten an Tiermastställen, aus Drainagen und Abschwemmungen von behandelten Fassaden. Zusätzlich können Wasserbehörden 10 oder mehr Meter breite Pufferstreifen an Wasserläufen ausweisen und Schutzgebiete festsetzen, in denen z.B. Glyphosat, Antifouling-Substanzen oder mit Antibiotika-Wirkstoffe kontaminierte Gülle nicht mehr freigesetzt werden darf. Wenn es zum Erreichen der Umweltziele beiträgt, soll der ökologische Landbau über die Bewirtschaftungsplanung stärker gefördert werden, allerdings nur, wenn dies kosteneffizient zu erreichen ist. Es gäbe auch die Optionen für Verursacher Umweltabgaben festzulegen oder Fördermittel wie Agrarsubventionen so zu lenken, dass die Anwendung gewässergefährdender Nutzungsmethoden oder Produkte reduziert wird. Bislang fehlt es aber aus Sicht von PAN Germany am Engagement, diese doch vielseitigen Instrumente konsequent einzusetzen.

Mit dem aktuell ausliegenden Entwürfen zum Zeitplan und Arbeitsprogramm für den kommenden Bewirtschaftungsplan wird es vor allem darum gehen, welche Vorkehrungen geschaffen werden, um die erforderlichen Daten und Maßnahmen für das Flussgebietsmanagement zusammen zu tragen, die nötigen Entscheidungen zu treffen und dabei die Öffentlichkeit qualifiziert einzubinden.

Die PAN AG Wasser beteiligt sich an der aktuellen Anhörung und bietet Gewässer-Interessierten an, an der Stellungnahme des Netzwerkes mitzuwirken.

Stellungnahme von PAN Europe und PAN Germany zur Überprüfung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ihrer Tochterrichtlinien

Stellungnahme von PAN Europe und PAN Germany zur Überprüfung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ihrer Tochterrichtlinien

Datum: 5. März 2019 348.04 KB

Mit besonderem und besorgtem Blick auf die Schwerpunktthemen Pestizide, Biozide und Tierarzneimittel...
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PAN – Spot: Insektenschwund durch Pestizide

Die Insekten werden immer weniger. Laut aktuellen Studien beläuft sich der Verlust der Insektenbiomasse auf bis zu 80 % in den vergangenen 30 Jahren. Ob Käfer, Fliege oder Biene – sie alle sind betroffen. Der Einsatz von Pestiziden trägt maßgeblich dazu bei. Der Spot „Insektenschwund und Pestizide“ von PAN Germany, veranschaulicht die fatalen Folgen des Pestizideinsatzes für die biologische Vielfalt.

 

Faltblatt: Pestizide - Eine Gefahr für Insekten und die biologische Vielfalt

Datum: 25. Mai 2018 902.92 KB

Biologische Vielfalt bedeutet Lebensraumvielfalt, Artenvielfalt und genetische Vielfalt. Bestäuber-Insekten...
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PAN Germany Pestizid-Brief 1 - 2017: Artensterben im Agrarland und auf unseren Äckern

PAN Germany Pestizid-Brief 1 - 2017: Artensterben im Agrarland und auf unseren Äckern

Datum: 7. Februar 2017 563.87 KB

Die biologische Vielfalt nimmt in den agrarisch geprägten Landschaften dramatisch ab, obwohl sich Deutschland...
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PAN – Webinar: Gewässerbelastung durch Tierarzneimittel

Wie steht es um den Schutz unserer Gewässer? Welche rechtlichen Regelungen gelten für Tierarzneimittel zum Schutz vor Gewässerbelastungen? Welche Instrumente hält die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bereit, um Gewässer vor umweltschädlichen Tierarzneimitteln zu schützen? Wer muss in die Pflicht genommen werden, um eine Entlastung der Umwelt zu bewirken? Wie können Verbände und VerbraucherInnen zu einem besseren Gewässerschutz beitragen?

PAN Germany hat die Möglichkeiten und Grenzen für einen umfassenden Gewässerschutzes vor Tierarzneimitteln in einem Webinar näher beleuchtet.

Tamara Gripp, PAN Germany – Referentin für Landwirtschaft und Umwelt, gibt einen Einblick in die aktuelle Situation des Arzneimitteleinsatzes in der Tierproduktion, die potenziellen Umweltgefahren, insbesondere für Gewässer, und die gesetzlichen Regelungen zu Tierarzneimitteln.

Christian Schweer, Gewässerexperte und Sprecher der PAN AG Wasser, informiert über die wesentlichen Inhalte und Instrumente der WRRL und nimmt deren Umsetzung in Deutschland und Europa unter die Lupe. Zudem werden Maßnahmen vorgestellt, mit denen die Wasserbehörden die Problematik der Einträge von Tierarzneimitteln anzugehen versuchen. Die TeilnehmerInnen erhalten außerdem Tipps, wie sie sich aktuell einbringen können, damit vor Ort und EU-weit mehr für einen umfassenden Gewässerschutz getan wird.

Hintergrund

Rückstände von Arzneimitteln lassen sich in Deutschland nahezu flächendeckend in Gewässern nachweisen. Eine eindeutige Zuordnung umweltgefährdender Stoffe zu ihren Verursachern ist aufgrund von Verlagerung und diffuser Verteilung im Gewässer meist schwierig, vor allem, wenn gleiche Wirkstoffe bei Tieren und Menschen zum Einsatz kommen. Als Verursacher von Gewässerkontamination sind Human- und Veterinärmedizin gleichermaßen beteiligt. Längst belegen Studien den Zusammenhang zwischen intensiver Tierproduktion und Umweltbelastungen durch Tierarzneimittel. Längst lassen sich pharmazeutische Substanzen in Gewässerproben nachweisen, die insbesondere in der Schweine-, Rinder- oder Geflügelproduktion zum Einsatz kommen. Hierzu gehören unter anderem antimikrobielle Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonamide, die an jeder zehnten hierauf untersuchten Grundwassermessstelle ermittelt wurden.

Das Ausmaß der Gewässerverunreinigungen durch Tierarzneimittel-Wirkstoffe sowie ihrer Zwischen- und Abbauprodukte ist immer noch weitgehend unbekannt, ebenso das Ausmaß der Schäden für Natur und Umwelt. Umweltforschungen zeigen, dass Wirkstoffe, die langlebig sind (persistent), sich anlagern (bioakkumulativ) und giftig sind (toxisch), sogenannte pbt-Stoffe, eine besondere Gefahr für Wasserorganismen darstellen. Je nach Wirkstoff und Belastungsgrad schädigen sie tierische und pflanzliche Organismen direkt oder indirekt und greifen so dauerhaft in den Naturhaushalt ein.

PAN Germany setzt sich seit gut sechs Jahren für einen besseren Schutz der Umwelt vor Tierarzneimitteleinträgen ein und hat die Revision des Tierarzneimittelrechts auf EU Ebene kritisch begleitet. Mehr zum Thema finden Sie unter https://pan-germany.org/tierarzneimittel-uebersicht/

Stellungnahme von PAN Europe und PAN Germany zur Überprüfung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ihrer Tochterrichtlinien

Stellungnahme von PAN Europe und PAN Germany zur Überprüfung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ihrer Tochterrichtlinien

Datum: 5. März 2019 348.04 KB

Mit besonderem und besorgtem Blick auf die Schwerpunktthemen Pestizide, Biozide und Tierarzneimittel...
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Antibiotika in der Tierhaltung

Antibiotika in der Tierhaltung

Datum: 13. Februar 2017 2.17 MB

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Häuserfassaden – ein Umweltrisiko

In einer aktuellen Presseinformation der Leuphana Universität, Lüneburg, warnen Wissenschaftler vor Gewässerbelastungen durch Fassadenanstriche mit Biozidwirkstoffen.

In einem dreijährigen Verbundforschungsprojekt zeigte sich, dass Biozide in Fassadenanstrichen im städtischen Bereich zu Belastungen der Gewässer beitragen. Bei Regenereignissen werden die umweltgefährlichen Substanzen, die einen Algen- und Pilzbewuchs an der Gebäudefassade verhindern sollen, ausgewaschen und gelangen über verschiedene Wege in Oberflächen- und Grundwässer. Insbesondere Versickerungsanlagen in städtischen Gebieten, die bei Starkregen vor Überflutungen schützen sollen, stellen ein Problem dar, so die Experten. Sammeln sich die ausgewaschenen Biozide in diesen Becken, können sie von dort aus unmittelbar ins Grundwasser gelangen. Untersucht wurden die – im Pflanzenschutz übrigens nicht mehr zugelassenen – Wirkstoffe Diuron, Terbutryn und Octhilinon sowie deren Transformationsprodukte. Die Forscher sprechen sich dafür aus, auf solche Biozide in Anstrichen ganz zu verzichten und Fassaden so zu gestalten, dass biozidhaltige Anstriche nicht mehr notwendig sind.

Das Verbundprojekt untersuchte neben den Transportwegen in die Gewässer außerdem die Abbauprozesse der Biozide und weiterer ausgewählter Pestizide in landwirtschaftlich genutzten Regionen. Sie konnten zahlreiche und sogar eine Reihe ganz neuer Transformationsprodukte identifizieren. Wenn diese im Monitoring mit berücksichtigt werden würden, stiege die Anzahl der notwendigen Analysen auf das Vierfache, außerdem fehle es an Grenzwerten und Umweltqualitätsstandards für diese Substanzen, so die Wissenschaftler.

Eine Kernbotschaft des Verbundforschungsprojekts MUTREWA ist die Vermeidung der Schadstoffeinträge direkt an der Quelle. Die aus dem Projekt abgeleiteten  Handlungsempfehlungen für die Praxis sind in dem Bericht „Maßnahmen zum nachhaltigeren Umgang mit Pestiziden und deren Transformationsprodukten im Regionalen Wassermanagement“ zusammengefasst.

Nach Auffassung von PAN Germany sind diese aktuellen Befunde ein weiterer Beleg dafür, dass die staatlichen Stellen die Gewässerüberwachung von Bioziden und von Abbau- bzw. Transformationsprodukten ausbauen und die Eintragspfade aus nicht-landwirtschaftlichen Verwendungen mehr ins Visier nehmen müssen. Vorrangig sind Regelungen und Maßnahmen zur Verringerung des Biozideinsatzes.

So gibt es bezüglich der bewuchshemmenden, biozidhaltigen Fassadenanstriche zahlreiche Alternativen und biozidfreie Vorsorgemaßnahmen für eine ansehnliche Hausfassade, ohne dass bei jedem Regen eine Giftbrühe in den Garten und die Gewässer gespült wird. Beispielsweise sind Wärmedämmverbundsysteme mit dem Blauen Engel Label auf dem Vormarsch. Für kommunale Bauträger, Häuslebauer, Architekten und Bauunternehmen, die eine Vermeidung von Biozidprodukten auf ihre Fahnen schreiben, stellt das Umweltbundesamt „Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden“ zur Verfügung.

Derzeit findet sich auf zahlreichen Etiketten von biozidhaltigen Fassadenanstrichen ein expliziter Hinweis der Hersteller, es handele sich nicht um ein Biozidprodukt, sondern nur um eine Farbe mit einer zusätzlichen bioziden Schutzfunktion. Das hat eine politische Dimension, denn so wird versucht, einer zukünftigen Zulassungspflicht zu entgehen. Dies hätte aber fatale Folgen für den Umwelt- und Gesundheitsschutz und wäre auch nicht im Sinne des Biozidrechts. Vielmehr ist angezeigt, deutlich zwischen normaler Fassadenfarbe und diesen biozidhaltigen Schutzanstrichen zu unterscheiden und letztere grundsätzlich einer Zulassungsprüfung zu unterziehen, genauso wie andere biozidhaltige Schutzanstriche, z.B. Holzschutzmittel oder Antifoulingfarben für Boote und Schiffe. Der Gesetzgeber sollte hier endlich eine rechtlich klare Abgrenzung auch im Interesse der Verbraucher schaffen, denn die Anstriche dienen nicht primär der Farbgebung einer Fassade, sondern dem Fassadenschutz vor Algen- und Pilzbefall und dies unter Inkaufnahme von erheblichen Umweltbelastungen und möglichen Gesundheitsrisiken der Anwender.

Den Biozideinsatz zu mindern ist auch ein Ziel der Diskussionsvorschläge des BMU für Maßnahmen im Rahmen des „Aktionsprogramm Insektenschutz“. Die biozidbezogenen Maßnahmenvorschläge sind zu begrüßen und sollten zügig und wirksam umgesetzt werden. Beispielsweise die Festlegung verbindlicher Sachkunderegelungen, die Einschränkung der bislang unkontrollierten Abgabe bestimmter Biozide im Handel sowie Anwendungsverbote in ökologisch besonders schutzbedürftigen Bereichen, darunter Schutzgebiete im Sinne des Naturschutz- und Gewässerschutzrechts sowie Flächen angrenzend an Gewässer, Flächen mit Grundwasserkontakt und Überflutungsflächen. Zu diesen „bestimmten Bioziden“ zählen nach Auffassung von PAN Germany nicht nur Schädlingsbekämpfungsmittel oder Antifoulings, sondern auch die umweltbelastenden Schutzanstriche für Fassaden.




Manifest der CITIZENS FOR SCIENCE IN PESTICIDE REGULATION

Die Europäische Union hat eine der besten Pestizidverordnungen der Welt – auf dem Papier. Aber in der Praxis wird sie nicht umgesetzt. Eine neue Koalition, die “Citizens for Science in Pesticide Regulation”, hat deshalb dieses Manifest gestartet, um Reformen einzufordern.