Extrem toxisch für Wasserorganismen: Pyrethroid-Insektizide im Fokus von Wissenschaft und Regulation

Pyrethroide sind hochwirksame Insektizide, die extrem toxisch für Wasserorganismen sind und unsere Oberflächengewässer verschmutzen. Sie werden weit verbreitet angewendet – als Pestizide in der Landwirtschaft, als Biozide in Mitteln zur Schädlingsbekämpfung und als Human- und Tierarzneimittel. Eine aktuelle wissenschaftliche Publikation im Fachmagazin Environmental Sciences Europe nimmt die Verwendung, Wirkung, Regulierung und Überwachung von Pyrethroiden unter die Lupe.

Pyrethroide sind synthetische Derivate des natürlich vorkommenden Toxins Pyrethrin. In der Landwirtschaft werden Pyrethroide als Kontakt- und Fraßgift eingesetzt, dazu zählen die Wirkstoffe lambda-Cyhalothrin, beta-Cyfluthrin, Cypermethrin, Deltamethrin, gamma-Cyhalothrin, Esfenvalerate, Etofenprox und tau-Fluvinat. Viele dieser Pyrethoide werden auch im Materialschutz und Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Permethrin bspw. wird noch immer als Biozid in Holzschutzmitteln und Insektiziden eingesetzt, obwohl der Wirkstoff im Pflanzenschutz bereits seit 25 Jahren nicht mehr in der EU erlaubt ist.

Cypermethrin ist als prioritäre Substanz im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gelistet und vier weitere Pyrethroide – Bifenthrin, Deltamethrin, Esfenvalerat und Permethrin – wurden zur Aufnahme vorschlagen. Die Autor*innen der Studie haben die gemessenen Pyrethroidkonzentrationen in Oberflächengewässern aus verschiedenen europäischen Überwachungsprogrammen ausgewertet sowie Vorschläge für Umweltqualitätsnormen (UQN) abgeleitet, wo diese nicht verfügbar waren.

Zum Hintergrund: Bei der Risikoprüfung im Pestizid-Genehmigungsverfahren wird prognostiziert, wie hoch die Oberflächenbelastung für die jeweils vorgesehene Anwendung erwartet wird. Liegen die vorhergesagten Belastungswerte über den einzuhaltenden, ökotoxikologisch begründeten Werten, werden Risikominimierungsmaßnahmen festgelegt, die die Belastung reduzieren, wie etwas Abstandsauflagen zu Gewässern. Wegen ihrer extrem hohen Toxizität, insbesondere für wirbellose Wassertiere, liegen die Umweltqualitätsnormen (UQN = die gesetzlichen Grenzwerte für die Exposition gemäß der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)) im Bereich von Pikogramm bis Nanogramm pro Liter und damit um Größenordnungen niedriger, als die für die meisten anderen derzeit verwendeten Pestizide. Für die Gewässerüberwachung ist dies eine Herausforderung und erfordert hochentwickelte Analysemethoden und Instrumente, die für routinemäßige Überwachungsprogramme oft nicht zur Verfügung stehen. Hieraus erklärt sich, warum bislang nur begrenzte validierte Überwachungsdaten für Cypermethrin in europäischen Oberflächengewässern vorliegen.

Die Auswertung der Wissenschaftler*innen zeigt, dass in den meisten europäischen Ländern die Bestimmungsgrenzen der verfügbaren Analysetechnik (LOQ) zu hoch sind, um die Einhaltung der UQN für Pyrethroide zuverlässig zu bewerten. Wo Konzentrationen mit einer ausreichend niedrigen LOQ quantifiziert werden konnten, wurden häufig Überschreitungen der jeweiligen UQN beobachtet.

Um bei gleichzeitigem Aufrechterhalten der Verfügbarkeit von Pyrethroid-Insektiziden die Ziele der WRRL für die Qualität von Oberflächengewässern zu erreichen, sind der Studie zu Folge koordinierte Maßnahmen in allen Bereichen – Regulierung, Verwendung und Überwachung – erforderlich.

Zu den von den Wissenschaftler*innen empfohlenen Schlüsselmaßnahmen zählen:

  • Die Verringerung des Einsatzes von Pyrethroiden und der Emissionen in Oberflächengewässer
  • Investitionen in verbesserte routinemäßige Analysekapazitäten und
  • eine Harmonisierung der Pyrethroid-Vorschriften sowie rasche Integration neuer Erkenntnisse.

Weitere Details finden sich in der Veröffentlichung. Genannt werden unter anderem:

  • Der öffentliche Zugang zu regelmäßig aktualisierten, räumlich aufgelösten Daten über Verkauf, Verwendung, Umweltkonzentrationen und häufig angewandte Risikominderungsmaßnahmen in allen Anwendungsbereichen,
  • Die Festlegung einer gruppenbasierten Umweltqualitätsnorm für die Summe der Pyrethroide und deren Aufnahme in die Liste der prioritären Stoffe sowie
  • Die Anwendung von Indikatoren für die Toxizität von Gemischen in Oberflächengewässern.

 

Quelle: Hitzfeld et al. (2025): Synthetic pyrethroids in European surface waters: sources, occurrence and need to reduce contamination. Environmental Sciences Europe, https://doi.org/10.1186/s12302-025-01249-9




Erheben Sie Ihre Stimme für sichere Lebensmittel und eine Natur ohne giftige Pestizide

Unsere Natur und unsere Lebensmittel sind in Gefahr.

Die Europäische Kommission will wichtige Schutzmaßnahmen für die Lebensmittelsicherheit zurücknehmen – und bittet Sie um Ihre Meinung zum sogenannten „Omnibus-Vereinfachungspaket  für die Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit“.
Bis zum 14. Oktober 2025 können sich EU-Bürger*innen in einer Konsultation dazu äußern.

Nutzen Sie diese Chance und beteiligen Sie sich. Schreiben Sie Ihre Botschaft hier über das Formular auf der Seite von PAN Europe. Teilen Sie den Entscheidungsträgern mit, dass Sie gegen eine Lockerung und Abschwächung der Lebensmittel- und Pestizidgesetze sind.

Teilen Sie mit, dass der Schutz unserer Lebensmittel, Böden und Gewässer vor schädlichen Chemikalien notwendig ist.

Pestizidkonzerne und konservative Gesetzgeber haben bereits die dringend benötigte Verordnung zur Pestizid-Reduktion zu Fall gebracht. Jetzt will die EU-Kommission auch die Zulassung von Pestiziden erleichtern und höhere Grenzwerte für Pestizidrückstände in unseren Lebensmitteln zulassen.

Einige Entscheidungsträger bezeichnen dies als „Vereinfachung” oder „Bürokratieabbau”, obwohl es in Wahrheit nichts anderes ist, als der Abbau von Schutzmaßnahmen für sichere und saubere Lebensmittel. Was tatsächlich vereinfacht wird, ist die Art und Weise, wie aus dem Vergiften der Natur, des Wassers und der Menschen Profit gemacht werden kann.

Jetzt fragt die Europäische Kommission kurzfristig in einen sogenannten „Call for Evidence“ Unternehmen, Organisationen und Bürger*innen, ob die EU-Lebensmittelgesetze abgeschwächt werden sollten.

Es hat Jahrzehnte gedauert, gemeinsamen die geltenden Gesetze zum Schutz von Mensch und Natur zu erreichen. Lassen Sie nicht zu, dass diese stillschweigend rückgängig gemacht werden!

Bis zum 14. Oktober haben Sie Zeit, Ihre Stimme zu erheben – nutzen Sie diese Chance!

Ihr Beitrag wird auf der Website der Kommission veröffentlicht.

Das Websitetool wurde von einigen europäischen Nichtregierungsorganisationen erstellt und ist aufgrund der begrenzten Zeit nur in englischer Sprache verfügbar. Sie können Ihre Nachricht aber in Deutsch eingeben.

Das Tool ist so gestaltet, dass Sie schnell und einfach eine Nachricht schreiben oder einen Text erstellen können, um den Entscheidungsträgern mitzuteilen, dass Sie gegen eine Schwächung der Pestizidverordnungen und der Vorschriften für die Lebensmittelsicherheit sind.

 




Umwelt in Bedrängnis

Am 29. September war es wieder so weit – die Europäische Umweltbehörde EEA veröffentlichte den Umweltzustandsbericht. Der Bericht „Europe’s environment 2025“ belegt: Sieben der insgesamt 35 untersuchten Bereiche zeigen tendenzielle Verschlechterungen, darunter die Bereiche Zustand der Biodiversität, Belastungen von Ökosystemen und Klima sowie die chemische Belastung und menschliche Gesundheit. In allen diesen Bereichen spielen Pestizidbelastungen eine bedeutende Rolle.

Der Bericht sendet einen deutlichen Appell an die Politik, dass Europa seinen Kurs in Bezug auf seine grünen Ambitionen beibehalten und die im Rahmen des Europäischen Grünen Deals (EGD) vereinbarten Umwelt- und Klimamaßnahmen umsetzen muss, um seine langfristige Vision „ein gutes Leben innerhalb der Grenzen unseres Planeten“ zu verwirklichen.

Der Umweltzustandsbericht der EEA erscheint alle fünf Jahre. Er wendet sich an die Entscheidungsträger in Europa und an die breite Öffentlichkeit, um aufzuzeigen, welche Ziele beim Schutz der Umwelt, des Klimas und der Nachhaltigkeit erreicht wurden, welche Defizite noch bestehen und welche Kurskorrekturen erfolgen sollten. Der Web-Bericht besteht aus drei sich ergänzenden Teilen: dem Bericht „Europe′s environment and climate: knowledge for resilience, prosperity and sustainability“, 35 themenspezifischen Briefings sowie 38 Länderprofilen.

Bereits im Vorwort des neuen Berichts weist EEA-Direktorin Leena Ylä-Mononen darauf hin, dass vor dem Hintergrund von spürbarer Klimakrise, technologischem Umbruch, geopolitischer Fragmentierung und militärischen Konflikten, die Grundlagen der internationalen Zusammenarbeit und der inneren Stabilität auf die Probe gestellt wird. Als Folge sind zunehmend die Themen Sicherheit, Vorsorge und Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund der strategischen Agenda Europas gerückt. Wenig wahrgenommen wird, wie eng jede dieser Prioritäten mit ökologischer Nachhaltigkeit verflochten ist. So ist Europa für seine wirtschaftliche Sicherheit in hohem Maße von natürlichen Ressourcen abhängig, die durch den Klimawandel und die Umweltzerstörung unmittelbar bedroht sind.

Insgesamt bescheinigt der Bericht wichtige Fortschritte bei der Eindämmung des Klimawandels, während die Fortschritte bei der Verringerung der Umweltverschmutzung und beim Übergang zur Kreislaufwirtschaft unterschiedlich zu bewerten sind. Die größten Herausforderungen sehen die Expert*innen in der Verringerung des Verlusts der biologischen Vielfalt, der Zerstörung der Ökosysteme sowie in der Anpassung an den sich beschleunigenden Klimawandel.

Aufgrund anhaltender Belastungen durch nicht nachhaltige Produktions- und Konsummuster, insbesondere im Lebensmittelsystem, nimmt die biologische Vielfalt in den terrestrischen, Süßwasser- und Meeresökosystemen Europas ab. Was die bisherigen Trends angeht, so wurde das Ziel der EU-Biodiversitätsstrategie für 2020, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren, nicht erreicht. Umweltverschmutzung ist nach wie vor ein großes Risiko für die biologische Vielfalt und die Lebensräume in allen Ökosystemen. Neben Mikroplastik verweist der Bericht als relevante Verschmutzungsquelle auf Nährstoffeinträge und Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Nur 37 % der europäischen Oberflächengewässer wiesen 2021 einen guten oder hohen ökologischen Zustand auf und nur 30% zeigten einen guten chemischen Zustand. Die Verschlechterung der aquatischen Ökosysteme bedroht die Wasserresilienz Europas.

Die Landwirtschaft ist für die größte Belastung sowohl der Oberflächengewässer als auch des Grundwassers verantwortlich. Durch das Auswaschen von Düngemitteln und Pestiziden wird die Wasserqualität verschlechtert, was zu übermäßigem Algenwachstum, Sauerstoffmangel und dem Verlust von Wasserlebewesen führt. Viele europäische Gewässer sind mit Per- und Polyfluoralkylstoffen – PFAS – kontaminiert, die über den EU-Grenzwerten liegen. Hingewiesen wird auch auf neue ins Zentrum der Besorgnis und Aufmerksamkeit gerückte Schadstoffe, wie Trifluoracetat (TFA), dessen diffuse Quellen u.a. PFAS-Pestizide sind (PAN Germany berichtete).

Was Pestizide betrifft, so wurden zwischen 2013 und 2021 an 10 bis 25 % aller Oberflächengewässer-Messstellen, die der EEA gemeldet wurden, eine oder mehrere Pestizidsubstanzen in Konzentrationen nachgewiesen, die über ihrer Wirkungsschwelle lagen – dem Wert, ab dem die Auswirkungen des Pestizids als schädlich gelten.

Zudem hält die Kontamination von Lebens- und Futtermitteln mit Pestizidrückständen an. Die Europäische Lebensmittelbehörde, EFSA schätzt, dass etwa 2,2 % der untersuchten Lebensmittel Pestizidwerte aufweisen, die nicht sicher sind.

10 % der vorzeitigen Todesfälle in Europa sind auf die Belastung durch verschmutzte Luft, Wasser und Böden, Lärm und schädliche Chemikalien zurückzuführen. Ein großer Teil der EU-Bevölkerung weisen unsichere Mengen an giftigen Chemikalien in ihrem Körper auf.

Bezogen auf die in der Farm to Fork Strategie geforderte Pestizidreduktion beschreibt der Bericht eine Abnahme des Einsatzes chemischer Pestizide seit dem Basiszeitraum 2015–2017, betont aber auch, dass dieser Rückgang noch nicht zu einer Verringerung der Pestizidkonzentrationen in Oberflächengewässern und Böden geführt hat. Dies kann aus PAN-Sicht daran liegen, dass der zugrunde gelegte „Harmonized Risk Indicator“ (HRI1) völlig ungeeignet ist, die tatsächliche Minderung von Pestizidanwendungen adäquat abzubilden (s. Erklärvideo von Global 2000). Die Landwirtschaft und ihre Produktionskapazität hängen von Ökosystemen und deren Funktionsweise ab. Der aufgezeigte Verlust der biologischen Vielfalt und die Umweltzerstörung – wie der Rückgang der Bestäuber (teilweise aufgrund von Pestiziden) sowie die Bodendegradation – geben Anlass zur Sorge hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit, so der Bericht. Die Degradation sei vorwiegend auf bestimmte landwirtschaftliche Praktiken selbst zurückzuführen. Die Intensivierung hat zu einer Abhängigkeit von chemischen Hilfsstoffen geführt, die in die Umwelt gelangen können. Diese Praktiken führen zum Verlust von Lebensräumen und zu einem schlechten Erhaltungszustand vieler naturnaher Lebensräume in der EU.

Mit Blick auf die PAN Arbeitsziele zeigt der EEA-Zustandsbericht deutlich: Hinsichtlich des Schutzes der Umwelt vor chemischer Verschmutzung durch Pestizide, der notwendigen Pestizidreduktion und des Ausbaus agrarökologischer Anbauverfahren in der Landwirtschaft, ist noch deutlich Luft nach oben.

PAN Germany hofft, dass der Bericht nicht nur in den Umweltressorts, sondern auch von Bundeslandwirtschaftsminister Rainer und seinen Länder-Kolleg*innen aufmerksam gelesen wird und Bestrebungen zur Verschlankung und Beschleunigung der Pestizidzulassung vor dem Hintergrund des Zustands unserer Umwelt und Natur noch einmal überdacht werden. Der Umweltzustandsbericht zeigt: Wir können Erfolge erzielen, doch dazu bedarf es einer inklusiven politischen Debatte und einem politischen Willen, nachhaltigere Lösungen für die gesamte Gesellschaft und zukünftige Generationen erreichen zu wollen.

 




Zukunftsprogramm Pflanzenschutz – Gut gemeint aber unzureichend

[Hamburg, 4.9.2024] Heute stellte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz des BMEL vor. Aus Sicht von PAN Germany fehlt es dem „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ an Klarheit und Verbindlichkeit. Bei PAN Germany überwiegen bei einer ersten Bewertung die Zweifel, dass das Programm die notwendigen Impulse in Richtung Pestizidreduktion und nachhaltige Pflanzenschutzverfahren geben kann.

„Das Programm sollte schnellstmöglich Klarheit hinsichtlich der Finanzierung von Maßnahmen sowie der gewählten Indikatoren zur Erfolgskontrolle schaffen. Zudem erwarten wir Nachbesserungen beim Schutz der Biodiversität auf Agrarflächen und zum Schutz unseres wichtigsten Lebensmittels, dem Trinkwasser. Hier schließen wir uns der bei der Programmvorstellung geäußerten Kritik von Seiten der Wasserversorger und der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser an, dass insbesondere der Trinkwasserschutz – anders als noch im Entwurf – nicht mehr berücksichtigt wird, obgleich die Regierung sich im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet hat.“, sagt Susanne Smolka, Referentin für Pestizide und Biozide beim PAN Germany.

„Wir wiederholen an dieser Stelle: Pestizidreduktion ist kein Selbstzweck. Sie dient dem Schutz der Gesundheit der Beschäftigten und der Bevölkerung insgesamt, dem Schutz unserer Ressourcen vor Kontamination und dem Schutz der Umwelt und biologischen Vielfalt, die wir brauchen, um auch zukünftig noch erfolgreich Landwirtschaft betreiben zu können. Auch vor dem Hintergrund internationaler Verpflichtungen – Stichwort Biodiversitätskonvention – muss Deutschland in Sachen Pestizidreduktion liefern.“ sagt Susan Haffmans, Referentin für Pestizide und Internationales bei PAN Germany.

Positiv merkt PAN Germany an, dass das Programm an den Reduktionszielen der Farm-to-Fork Strategie von minus 50 Prozent für chemisch-synthetische Pestizide bis 2030 festhält. Auch, dass eine Evaluierung des Progammerfolgs und mögliche Nachjustierung geplant sind, ist gut.

Mehr dazu:

BMEL Zukunftsprogramm Pflanzenschutz

PAN-Stellungnahme als Diskussionsgrundlage zum „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“, 03.05.2024

PAN PM 13 Juni 2024: Wer Abstriche beim Schutz vor Pestizidbelastungen fordert, schadet den Beschäftigten in der Landwirtschaft und zukünftigen Generationen

Gemeinsame Presseerklärung: Zukunftsprogramm ohne Zukunft? Verbände fordern: Pestizidreduktion wirksam angehen!

Ein Zukunftsprogramm ohne Zukunft? – Offener Brief an Bundesagrarminister Cem Özdemir zum Vorschlagsentwurf eines Zukunftsprogramms Pflanzenschutz des BMEL. 3. Mai 2024

 

PAN-Pressekontakt:

Susanne Smolka, Referentin für Pestizide und Biozide, Susanne.smolka[a]pan-germany.org, +49(0)40 399 19 10-24

Susan Haffmans, Referentin für Pestizide und Internationales, susan.haffmans[at]pan-germany.org, +49(0)40 399 19 10-25




TFA – Die ewige Chemikalie in dem Wasser, das wir trinken

Ein heute veröffentlichter Untersuchungsbericht zeigt die Belastung von Trinkwasserproben mit der „Ewigkeitschemikalie“ TFA, einem Abbauprodukt bestimmter PFAS-Pestizide und Kühlmittel.

Im Rahmen einer Sondierungsuntersuchung von 55 Trinkwasserproben aus 11 europäischen Ländern konnte gezeigt werden, dass TFA (Trifluoracetat) nicht nur Flüsse und Seen belasten (wir berichteten), sondern auch in relevanten Mengen im Trinkwasser vorkommt. Die Ergebnisse wurden in dem Bericht „TFA – Die ewige Chemikalie in dem Wasser, das wir trinken“ von PAN Europe, Global 200O, PAN Germany und weiteren Partnerorganisationen zusammengetragen und diskutiert. Der Bericht macht deutlich: TFA darf nicht länger unreguliert belieben – wir brauchen einen besseren Schutz unserer Gewässer, unseres Trinkwassers und unserer Gesundheit vor TFA-Belastungen.

Bislang ist TFA regulatorisch eine „unsichtbare“ Chemikalie, für die es keine Qualitätsstandards für Grund- oder Oberflächenwasser und keine Grenzwerte für Trinkwasser gibt. Das liegt vor allem daran, dass TFA bislang als „nicht relevanter Metabolit“ eingestuft ist, was aus Sicht der Autor*innen ein schwerer Fehler ist. Als „nicht relevanter Metabolit“ wird die problematische Substanz in vielen EU-Ländern nicht oder kaum überwacht. Mit der anstehenden Überarbeitung der Wasserrahmenrichtlinie könnte sich das ändern. Die Autor*innen der Studie erwarten für die anstehenden politischen Verhandlungen ein entsprechendes Engagement von Seiten der Mitgliedsstaaten.

Insgesamt wurde TFA in 34 von 36 Leitungswasserproben nachgewiesen. Die TFA-Werte reichten von „nicht nachweisbar“ (< 20 ng/L) bis 4.100 ng/L, mit einem Durchschnitt von 740 ng/L. Die beiden Proben, die keine nachweisbare TFA-Kontamination aufwiesen, kamen aus Hamburg und Niedersachsen. Untersucht wurden auch einige Mineralwasserproben. Natürliche Mineralwässer müssen nach europäischem Recht vor allem dem Erfordernis der ursprünglichen Reinheit genügen und aufgrund des unterirdischen Ursprungs dieser Wässer frei von Verschmutzung sein. Dass nur fünf von 17 Mineralwässern frei von Schadstoffen sind und selbst tief liegende Wasservorkommen nicht ausreichend vor Verunreinigungen durch TFA geschützt sind, liegt an der Kombination aus extremer Persistenz und extremer Mobilität der Substanz.

In Industrie-Studien verursachte TFA bei Kaninchen nach pränataler Exposition schwere Geburtsfehler. Dies gab Anlass zu erheblicher Besorgnis und führte zu dem Antrag der deutschen Behörden, TFA als reproduktionstoxischen Stoff der Kategorie 1B einzustufen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat mit der Bewertung begonnen, und wenn sie diesen Klassifizierungsvorschlag annimmt, wird TFA als relevanter Metabolit betrachtet und alle PFAS-Pestizide müssten in Folge ihre Marktzulassung verlieren.

Die Autor*innen der Studie fordern unter anderem ein sofortiges Verbot von PFAS-Pestiziden und die Unterstützung der Landwirt:innen bei der Umstellung auf, idealerweise chemiefreie  Pflanzenschutzverfahren, zudem die Festlegung eines Grenzwertes für sicheres Trinkwasser und Umweltqualitätsnormen für TFA auf EU-Ebene und eine zügige Umsetzung der allgemeinen PFAS-Beschränkung im Rahmen der REACH-Verordnung.

Bericht „TFA – Die ewige Chemikalie in dem Wasser, das wir trinken“

Report „TFA in the Water we drink”

Presseinformation, 10.09.24 von PAN Europe zur Veröffentlichung des TFA-Trinkwasser-Berichts (Englisch)

Bericht „TFA in Wasser -Schmutziges PFAS-Erbe unter dem Radar“

 

 




Europäische Bevölkerung ist über Obst und Gemüse zunehmend PFAS-Pestiziden ausgesetzt

Hamburg / Brüssel, 27.02.2024. Pressemitteilung.
Ein heute veröffentlichter Bericht des Europäischen Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN Europe) und seinen Mitgliedsgruppen enthüllt eine bittere Wahrheit: Europäische Bürger*innen sind über ihre Lebensmittel zunehmend Cocktails von PFAS-Pestiziden ausgesetzt. Der Anteil dieser für Gesundheit und Umwelt hoch problematischen Stoffe hat sich in den untersuchten Lebensmitteln in nur einem Jahrzehnt nahezu verdreifacht. Dies ergibt die Auswertung der Befunde aus dem amtlichen EU-Monitoring von Pestizidrückständen in Lebensmitteln der Jahre 2011 bis 2021,   in dem heute vorgestellten Bericht „Toxic Harvest: The rise of forever pesticides in fruit and vegetables in Europe“.

Die Ergebnisse geben Anlass zu ernster Sorge für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Als Reaktion darauf fordern die herausgebenden Organisationen ein zügiges EU-weites Verbot aller PFAS-Pestizide.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Studie gehören:

  • Zwischen 2011 und 2021 wurden in Obst und Gemüse in der EU Rückstände von 31 verschiedenen PFAS-Pestiziden nachgewiesen;
  • Die Zahl der Obst- und Gemüsesorten, die Rückstände von mindestens einem PFAS-Pestizid enthalten, hat sich in der EU innerhalb von 10 Jahren verdreifacht;
  • Im Jahr 2021 waren in Europa angebaute Früchte wie Erdbeeren (37 %), Pfirsiche (35 %) und Aprikosen (31 %) besonders häufig kontaminiert und enthielten oft Cocktails aus drei bis vier verschiedenen PFAS in einer einzigen Probe;
  • Innerhalb der EU stammen die am stärksten mit PFAS-kontaminierten Lebensmitteln aus den Niederlanden, Belgien, Österreich, Spanien, Portugal und Griechenland, bei den in die EU importierten Lebensmitteln aus Costa Rica, Indien und Südafrika.

In den deutschen Obst- und Gemüseproben wurden insgesamt 26 verschiedene PFAS-Pestizide detektiert, dabei sind auch deutsche Produkte betroffen wie Erdbeeren oder Blattsalat. „Das am häufigsten in Deutschland nachgewiesen PFAS-Pestizid ist das Insektizid lambda-Cyhalothrin. Der Wirkstoff ist immer noch in 22 Mitteln zugelassen, obwohl er als sogenannter „Substitutionskandidat“ längst hätte durch weniger problematische Alternativen ersetzt werden sollen. Außerdem bilden viele von den PFAS-Pestiziden das für unsere Trinkwasserressourcen problematische Abbauprodukt Trifluoracetat (TFA)“, kritisiert Susanne Smolka, Referentin für Pestizide und Biozide beim Pestizid Aktions-Netzwerk Germany.

 „Die Daten zeigen eindeutig, dass wir ein Problem haben. Obst und Gemüse sollte rückstandsfrei produziert werden, und in der Umwelt sollten die sehr langlebigen Pestizide und deren Abbauprodukte nicht vorkommen. Sie sind ein bleibendes Risiko.“ betont Lars Neumeister, Pestizidexperte.

„Unsere Studie zeigt, dass europäische Konsument*innen einem Cocktail von PFAS-Pestiziden in Obst und Gemüse ausgesetzt sind“, erklärt Salomé Roynel, Policy Officer bei PAN Europe und Studienkoordinatorin: „Wenn man sich die am häufigsten nachgewiesenen PFAS-Pestizide genauer ansieht, sind die Beweise für ihre Persistenz in der Umwelt und ihre Toxizität für den Menschen gut dokumentiert. Dazu zählen insbesondere Risiken für ungeborene Kinder, Hirnschäden, Beeinträchtigung des Immunsystems, hormonelle Störungen und Krebs.”

Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), die wegen ihrer außergewöhnlichen Langlebigkeit als „Ewigkeits-Chemikalien“ bezeichnet werden, verursachen erhebliche Umwelt- und Gesundheitsrisiken, besonders  für empfindliche Gruppen wie Kinder und Schwangere, so die Europäische Umweltagentur. Sie verschmutzen Wasserressourcen und reichern sich in Böden an, belasten Nahrungsmittelpflanzen und lebende Organismen. Der aktuelle Bericht zeigt, dass die europäische Landwirtschaft zu dieser PFAS-Belastung beiträgt.

Im Rahmen des European Green Deal hat sich die Europäische Union verpflichtet, PFAS-Chemikalien im Einklang mit ihrem Ziel einer schadstofffreien Umwelt schrittweise zu verbieten. Im Februar 2023 veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag für ein Verbot der Herstellung, der Verwendung und der Einfuhr von mindestens 10.000 Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Nicht erfasst von diesem Vorschlag sind allerdings jene 37 von der ECHA als PFAS eingestufte, derzeit in der EU genehmigte Pestizidwirkstoffe, da deren Zulassung in der EU-Pestizidverordnung “geregelt” werde.

„Landwirt*innen sind sich wohl selten bewusst, dass sie unter anderem „ewige Pestizide“ auf ihre Pflanzen und damit in die Umwelt sprühen, denn dies wird auf dem Etikett nicht angegeben. Rund 16 % aller genehmigten synthetischen Pestizide in der EU sind PFAS-Pestizide. Sie müssen schnellstens verboten und am besten durch nicht-chemische,  biologische und agrarökologische Pflanzenschutzmethoden ersetzt werden“, so Susanne Smolka abschließend.

Zur Studie:

Die Studie konzentriert sich auf Obst und Gemüse aus konventionellem (d.h. nicht ökologischem) Anbau. Sie stützt sich auf amtliche Überwachungsdaten von Pestizidrückständen in Lebensmitteln aus den Mitgliedstaaten, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden, um eine repräsentative Exposition der EU-Verbraucher widerzuspiegeln. Die Analyse erfolgte sowohl für die europäische Ebene (nach Aggregation aller nationalen Daten) als auch für jeweils acht verschiedene Mitgliedstaaten (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Niederlande, Spanien). Der Bericht stellt die Ergebnisse der Studie vor. Er wird in Zusammenarbeit mit Ecocity, Ecologistas en Acción, Magyar Természetvédők Szövetsége (Friends of the Earth Hungary), Générations Futures, Global 2000 (Friends of the Earth Austria), PAN Netherlands,  Nature & Progrès Belgique und PAN Germany veröffentlicht.

Links zu den Materialien:

Weitere Informationen:

Pressekontakte: 




Pestizide in fast jeder dritten Haarprobe nachgewiesen

Initiiert vom europäischen Netzwerk „Good Food Good Farming“ ließen europawiet 300 Menschen ihre Haare auf Pestizidrückstände testen. Das Ergebnis: In fast jeder dritten Haarprobe (89 von 300 bzw. 29 Prozent) wurden Pestizide nachweisen. Bei Landwirt*innen und anderen in der Landwirtschaft Tätigen lag die Belastung mit 43,5% sogar deutlich höher. Insgesamt konnte die Haaranalyse zeigen, dass Menschen auf dem Land (39.5%) gegenüber Bewohner*innen von kleinen (25.9%) bzw. mittleren und großen Städten (21.8%) deutlich stärker betroffen sind.

Die TOP drei der nachgewiesenen Pestizde waren das Herbizid Prosulfocarb, das Fungizid Tebuconazol und das Insekizid Acetaminiprid.

Mehr Infos beim Netzwerk „Good Food Good Farming“

Zum Bericht




EU-Rat darft sich nicht gegen die Beendigung von Pestizid-Doppelstandards bei Pestizidrückständen in Lebensmitteln stellen

Das Europäische Parlament hat im Rahmen der Diskussionen über die Gemeinsame Agrarpolitik dafür gestimmt, den Import von solchen Lebensmitteln zu stoppen, die Rückstände von Pestiziden enthalten, die in der EU entweder aus Gründen der menschlichen Gesundheit oder aus Gründen des Umweltschutzes verboten wurden – letzteres ist derzeit noch nicht durch EU-Recht vorgeschrieben – und einen entsprechenden Vorschlag in die Trilog-Verhandlungen um die gemeinsame Agrarpolitik eingebracht.

NGOs, darunter PAN Germany, und die Europäischen Kommission setz(t)en sich dafür ein, dass es bei importierten Lebensmitteln keine Doppelstandards geben darf, d.h. dass es für importierte Lebensmittel keine weniger strengen Standards für die Handelspartner außerhalb der EU geben darf, als sie für die europäischen Produzenten gelten. Nachdem der Europäische Rat wiederholt die Zielsetzung der Farm to Fork-Strategie, Pestizid-Importtoleranzen auch unter Berücksichtigung von Umweltaspekten zu prüfen unterstützte, rückt er nun in den Verhandlungen um die gemeinsame Agrarpolitik (GAP-Trilog) davon ab.

Indem sich der Rat der Überarbeitung der sogenannten Import-Toleranzen widersetzt, gibt er seine Zustimmung dazu, die Landwirt*innen in der EU einem unfairen Wettbewerb auszusetzen und die Verbraucher*innen mit Lebensmitteln zu versorgen, deren Herstellung die Umwelt und die Artenvielfalt im Ursprungsland gefährdet hat. PAN Germany, PAN Europe und andere engagierte NGOs fordern den EU Rat und die in ihm vertretenen Mitgliedsstaaten auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben und dem Gesetzesvorschlag des EU-Parlaments in der anstehenden nächsten Verhandlungsrunde zuzustimmen.

Mehr Informationen finden Sie in der PAN Europe Pressemitteilung vom 22.6.21 How the Council is trying to backtrack on EU commitment to end pesticides double-residues standards in food




Verbotene und gefährliche Pestizide in europäischen Lebensmitteln

Die EU-Pestizidverordnung (EC 1107/2009) gilt als eine der strengsten der Welt. Doch sie ist nicht streng genug, um sicherzustellen, dass verbotene Pestizide nicht in unsere Nahrung landen. Dies bestätigen neueste Untersuchungsergebnisse von PAN Europe.

PAN Germany Pestizid-Brief 2 – 2020

Basierend auf den offiziellen Rückstandsdaten der EU-Überwachung von Pestizidrückständen in Lebensmitteln konnte PAN Europe zeigen, dass 74 Pestizide, deren Verwendung in der EU aus Gesundheits- und Umweltschutzgründen verboten wurde, als Rückstände in 5811 Lebensmittelproben (6,2% aller getesteten Proben) gefunden wurden, wobei es sich in der Mehrzahl um pflanzliche Produkte (75,2%) handelte. Mehrfachbelastungen von bis zu 8 verschiedenen verbotenen Pestiziden wurden u.a. in Tees, Kräutern und Früchten nachgewiesen. In Europa verkaufte exotische Früchte wie Guaven (85%), Goji-Beeren (55%), Brotfrüchte (42%) und Cherimoyas (40%) stehen an der Spitze der Liste pflanzlicher Lebensmittel, die mit verbotenen Pestiziden belastet sind, gefolgt von Tees (37%), Pfefferkörnern (29%) und Korianderblättern (25%).

Auch das Gesamtbild der Pestizidrückstände in Lebensmitteln ist sehr besorgniserregend, da bei zwei Dritteln (68,7%) aller untersuchten Früchte Pestizidrückstände festgestellt wurden, und die Hälfte davon Mehrfachrückstände aufweisen (51,6%). Bei importierten Lebensmitteln liegen die Rückstände deutlich höher, als bei in der EU angebauten Lebensmitteln. Trotz der Vorgaben des EU-Rechts (EC 396/2005) werden die Auswirkungen von Pestizidmischungen in Lebensmitteln auf die menschliche Gesundheit von den Überwachungsbehörden nicht bewertet, so dass Verbraucher*innen vor der Exposition gegenüber diesen Chemikalien nicht geschützt sind.

Viele der in unseren Lebensmitteln nachgewiesenen verbotenen Pestizide können in der EU hergestellt worden sein. Denn obgleich ihre Anwendung in der EU verboten ist, dürfen Firmen in der EU diese Pestizide produzieren und exportieren. Auch Unternehmen in Deutschland profitieren von diesen Doppelstandards und nutzen auf diese Weise schwächere Gesetzgebungen in Drittländern aus, wie die Studie „Giftige Exporte“ von PAN Germany zeigen konnte. Eine neue Studie von Public Eye und Greenpeace Unearthed konnte belegen, dass 41 verbotene Pestizide von EU-Mitgliedstaaten in Drittländer exportiert werden. PAN Europe konnte nun zeigen, dass 22 von diesen ausgeführten, bei uns aus gutem Grund verbotenen Pestiziden, über Rückstände in Lebensmitteln zurück in die EU kommen.

Die Auswirkungen gefährlicher Pestizid, auf die menschliche Gesundheit und die biologische Vielfalt sind global. Ein wichtiger erster Schritt der EU auf dem Weg zu der in der Farm to Fork Strategie festgesetzten Übergang zu einem nachhaltigen Ernährungs- und Landwirtschaftssystem sollte sein, die Produktion und den Export verbotener Pestizide zu unterbinden und einen Null-Toleranz-Ansatz für solche Rückstände in Lebensmitteln einführen.

PAN Germany engagiert sich in Deutschland für ein gesetzliches Verbot des Exports verbotener Pestizide und unterstützt PAN Europe in der Forderung nach einer EU-weiten Regelung.

(Susan Haffmans)

Hintergrundinformationen:

PAN Europe (2020): BANNED AND HAZARDOUS PESTICIDES IN EUROPEAN FOOD

Public Eye (2020): Verbotene Pestizide: Die giftige Doppelmoral der Europäischen Union

PAN Germany  (2019): Giftige Exporte. Die Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt.




Giftige Mischung – Pestizid-Rückstände in knapp 50 Prozent der Lebensmittel nachgewiesen

Die zuständige Lebensmittelbehörde der EU (EFSA) hat in ihrem jüngsten Rückstands-Monitoring-Bericht die Ergebnisse der Lebensmitteluntersuchungen auf Pestizid-Rückstände aus dem Jahr 2016 veröffentlicht. Auf den ersten Blick sieht es gut aus: 96,2 Prozent der untersuchten Proben pflanzlicher und tierischer Produkte halten die zulässigen Rückstandshöchstgehalte für Pestizide ein. Basierend auf den Ergebnissen schätzt die Lebensmittelbehörde die Wahrscheinlichkeit negativer gesundheitlicher Folgen durch Pestizidrückstände in Lebensmitteln als gering ein.
Aber kann wirklich Entwarnung gegeben werden? Immerhin zeigen die Ergebnisse auch, dass in knapp der Hälfte der untersuchten Lebensmittel Pestizid-Rückstände nachgewiesen wurden. Zudem stieg der Anteil von Ost und Gemüse mit Mehrfachbelastungen auf einen neuen Rekordwert von 30,1 Prozent. Das bedeutet: Rund eins von 3 Obst- oder Gemüseprodukten, das in Europa verkauft wird, ist durch mehr als ein Pestizid verunreinigt. Die kombinierten toxischen Wirkungen dieser Pestizide werden von den europäischen Behörden bisher nicht bewertet. Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass Pestizide synergistische oder additive Effekte haben können, wenn sie kombiniert werden, wodurch die Toxizität jedes einzelnen Pestizids allein erhöht wird. Eine neue wissenschaftliche Studie zu diesem Thema wurde gerade veröffentlicht. Sie konnte aufzeigen, dass trächtige Ratten, die eine Mischung von Pestiziden in Dosierungen erhalten, die einzeln nicht schädlich sind, riskieren, Nachkommen mit geringerem Geburtsgewicht zur Welt zu bringen, wenn die Pestizide in Kombination vorkommen (DTU Food, 2018. Mixture of pesticides causes lower birth weight in rats). Dies verdeutlicht: Alleine der Blick auf die Einhaltung einzelner Rückstandshöchstgehalte wird der tatsächlichen Belastungssituation und den Risiken, die von Mehrfachrückständen ausgehen, nicht gerecht.

Die höchste Anhäufung von Mehrfachrückständen wurden dem EFSA-Bericht zufolge in Stachelbeeren (85.7% der gesamten analysierten Proben), Hopfen (81.8%), Grapefruits (73.1%), Johannisbeeren (72%), Brombeeren (68.4%), Wein(Tafel)Trauben (68.1%), Himbeeren (66.9%) und Erdbeeren (65.4%) nachgewiesen. 2,8% aller untersuchten 85.000 Ost- und Gemüse-Proben enthielten mehr als 5 verschiedene Pestizide.

Die TOP 10 der Wirkstoffe, die am häufigsten die gesetzlich erlaubten Rückstandshöchstgehalte überschreiten, sind: (in absteigender Reihenfolge): Fosetyl-Al, Dithiocarbamate, Chlorpyrifos Anthraquinone, BAC, Dimethoate, Glyphosat, Carbendazim und Acetamiprid.

PAN Europe Pressmitteilung vom 1.8.2018 zum EFSA Report
EFSA (2018): The 2016 European Union report on pesticide residues in food