Diskussionsveranstaltung am 28.11.19 in Hamburg: Pestizide in Brasilien – Die agrarökologische Bewegung kämpft für ein Leben ohne Agrar-Gifte

„Das Leben ist Agrarökologie“, so sagt eine Kleinbäuerin aus Südbrasilien. Ihre Familie ist eine von vielen, die ein Leben ohne Gift leben wollen. Dafür kämpfen sie um Land und setzen auf einen vielfältigen Anbau mit Agroforst und traditionellem Saatgut. In einem Land, das von gentechnisch verändertem Soja- und Maisanbau dominiert ist, ist dies kein einfaches Unterfangen. Brasilien ist der größte Pestizidmarkt der Welt, mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung vor Ort.

Im Bundesstaat Parana hat sich eine starke soziale Bewegung gebildet, die Alternativen zum agrarindustriellen Model aufzeigt. Wichtige Errungenschaften werden jedoch von der aktuellen brasilianischen Regierung unter Jair Bolsonaro bedroht. Fördergelder wurden gestrichen und viele Bäuerinnen und Bauern, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen werden bedroht. Sie brauchen dringend mehr internationale Unterstützung und Aufmerksamkeit.

Mireille Remesch, Agrar Koordination, war im Oktober in Parana und berichtet wie die Menschen in diesen schwierigen Zeiten für Agrarökologie kämpfen und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Susan Haffmans, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. umreißt das Pestizidproblem und stellt Ergebnisse der Studie „Giftige Exporte. Die Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt“ vor.

Moderation: Petra Zivkovic, umdenken Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e.V.

28.11.2019 um 19.30 Uhr in der GLS Bank, Düsternstraße 10, 20355 Hamburg

Dies ist eine gemeinsame Veranstaltung von Agrar Koordination, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. und umdenken Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e.V.

Flyer zur Veranstaltung




Chemisch-synthetische Pestizide als Auslaufmodell?!

MISEREOR, Slow Food Deutschland, Bioland Niedersachsen/Bremen und PAN fordern Verbot hochgefährlicher Pestizide

(Aachen / Berlin / Hannover / Hamburg, 11.11.2019) Seit Jahren sind die negativen Folgen des großflächigen Einsatzes chemisch-synthetischer Pestizide in der Landwirtschaft bekannt, und dennoch: Ihre Nutzung wird weiterhin immer stärker ausgeweitet. Dass es auch anders geht, zeigen Beispiele der ökologischen Landwirtschaft in Indien und Deutschland. Zur Diskussion laden MISEREOR und Slow Food Deutschland gemeinsam mit Bioland Niedersachen/Bremen und dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) am Donnerstag, 14. November, von 18 bis 19.30 Uhr in das Pavillon Kulturzentrum, Lister Meile 4 in Hannover ein. Dort werden Amit Khurana (zugeschaltet vom indischen Center for Science and Environment) und weitere Expertinnen und Experten sozial und ökologisch verträglichere Wege der Landwirtschaft vorstellen.

Während in Indien in einigen Bundesstaaten das Verbot chemisch-synthetischer Pestizide geplant oder bereits umgesetzt ist, hat der Pestizideinsatz in der konventionellen Landwirtschaft eine Intensität erreicht, die unsere natürlichen Lebensgrundlagen und die Ökosysteme ernsthaft in Gefahr bringt. Das gilt sowohl für Deutschland als auch im globalen Maßstab. Weltweit werden 4,1 Millionen Tonnen Pestizide pro Jahr eingesetzt. Über den Import von beispielsweise Südfrüchten, Tee oder Soja gelangen auch solche Pestizide zu uns, die in Deutschland verboten sind.

Der großflächige Einsatz dieser Gifte ist mitverantwortlich, dass seit Jahrzehnten ein massiver Rückgang der Artenvielfalt zu beobachten ist. Pestizide lassen sich längst weltweit in großen Teilen der Böden und Gewässer nachweisen. Ihr intensiver Einsatz wird auch mit negativen Folgen für die menschliche Gesundheit in Zusammenhang gebracht. Außerdem bedeutet der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide für viele Bauern weltweit Abhängigkeit und Verschuldung. Durch ihren Einsatz entstehen Resistenzen, denen mit dem Einsatz von immer neuen chemisch-synthetischen Pestiziden begegnet wird.

MISEREOR, Slow Food Deutschland, Bioland Niedersachsen/Bremen und PAN Germany fordern deshalb die Bundesregierung auf, sich für ein weltweites Verbot hochgefährlicher Pestizide einzusetzen und den Export bei uns verbotener Pestizide sofort zu stoppen. Ebenso sollte die Regierung eine Ackerbaustrategie entwickeln, die den Pestizideinsatz auf ein Minimum reduziert und so Biodiversität und natürliche Ressourcen schützt.

Längst gibt es praktikable Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz und ökologisch-verträglichere Formen der Landwirtschaft, wie der Blick auf Indien und Deutschland, zum Beispiel im ökologischen Landbau, zeigt. Und auch auf der größten Landmesse AGRITECHNICA in Hannover finden sich Aussteller, die hierzu beitragen, beispielsweise durch die Weiterentwicklung innovativer Maschinen zur mechanischen Unkrautregulierung. Doch ein Wandel in der Landwirtschaft braucht mehr als technische Lösungen. Der indische Landwirtschaftsexperte Amit Khurana spricht daher im Kulturpavillon über politische Impulse, Rahmenbedingungen und über die Umsetzung einer ökologischen, pestizidfreien Landwirtschaft.

Im Anschluss besteht die Möglichkeit, mit den Expertinnen und Experten von MISEREOR, Slow Food Deutschland, Bioland Niedersachsen/Bremen und PAN Germany bei einem fairen, ökologischen Imbiss ins Gespräch zu kommen.

 

Pressekontakte

Misereor: Jana Echterhoff, +49 241 442 116 | Mobil +49 170 2218 246, Jana.Echterhoff[at]misereor.de

PAN Germany: +49 399 19 10-25 | Mobil  +49157 315 640 17, susan.haffmans[at]pan-germany.org

Link zum Veranstaltungsflyer




Giftige Exporte. Die Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt.

Der Handel mit Pestiziden zählt zu den großen globalen Geschäften. Gleichzeitig werden Jahr für Jahr Millionen Menschen weltweit Opfer von Pestizidvergiftungen. Eine besondere Gefahr für die Menschen und ihre Umwelt geht von hochgefährlichen Pestiziden (HHPs) aus. Wie sieht es mit dem Export hochgefährlicher Pestiziden aus Deutschland aus? Wie transparent ist das Exportgeschehen und tragen die Pestizid-Exporte zur Gefährdung von Menschen und ihrer Umwelt in anderen Teilen der Welt bei? Diesen Fragen ist PAN Germany nachgegangen und hat Fakten und Forderungen in dem Report „Giftige Exporte. Die Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt“ zusammengetragen.

Giftige Exporte. Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt.

Giftige Exporte. Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt.

Datum: 23. September 2019 5.98 MB

Der Handel mit Pestiziden zählt zu den großen globalen Geschäften. Gleichzeitig werden Jahr für Jahr...

Toxic Exports - The export of highly hazardous pesticides from Germany into the world [Executive summary]

Toxic Exports - The export of highly hazardous pesticides from Germany into the world [Executive summary]

Datum: 30. September 2019 519.21 KB

The pesticide trade is one of the largest global businesses. At the same time, millions of people worldwide...




Made in Germany: Pestizidexporte aus Deutschland gefährden Mensch und Natur

Hamburg, 23.09.2019. Pressemitteilung. Jährlich werden rund 41 Millionen Menschen Opfer unbeabsichtigter Pestizidvergiftungen. Hinzukommen nach neusten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hunderttausende Suizide mit Pestiziden. Die Verfügbarkeit hochgefährlicher Pestizide spielt dabei eine wesentliche Rolle. Vor diesem Hintergrund sind die Fakten zum Pestizid-Export aus Deutschland, die in dem heute veröffentlichten Report „Giftige Exporte“ von PAN Germany präsentiert werden, von besonderer Brisanz. Denn mehr als ein Viertel der exportierten Agrarchemikalien gilt als hochgefährlich. Dass durch diese Pestizide in anderen Regionen dieser Erde Menschen und ihre Umwelt gefährdet werden, ist aus Sicht von PAN Germany nicht vertretbar.

„Der Handel mit Pestiziden zählt zu den großen globalen Geschäften. Gleichzeitig werden Jahr für Jahr Millionen Menschen weltweit Opfer von Pestizidvergiftungen. Kontaminierte Gewässer, belastete Böden und tote Bienen zeigen, dass auch die Umwelt leidet. Eine besondere Gefahr für die Menschen und ihre Umwelt geht dabei von den HHPs, den hochgefährlichen Pestiziden aus“, so Lars Neumeister, unabhängiger Pestizidexperte und einer der Autor*innen des heute veröffentlichten Reports „Giftige Exporte“ von PAN Germany.

Nach jüngsten offiziellen Daten wurden in 2017 insgesamt 233 unterschiedliche Pestizid-Wirkstoffe, zusammen 59.616 Tonnen Wirkstoffe, aus Deutschland in zahlreiche Länder der Welt exportiert. Ein Viertel der Wirkstoffe gilt als hochgefährlich. Darunter sind sogar solche Pestizide, die in Europa längst verboten sind, weil sie von den Behörden als zu gesundheitsgefährlich eingestuft wurden.

Zu den exportierten Pestiziden zählen u.a. die Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide) Cyanamid, Acetochlor und Tepraloxydim, die von der EU als krebserzeugend und reproduktionstoxisch eingestuft werden sowie das Insektengift Cyfluthrin, das akut so giftig ist, dass die WHO es in die zweithöchste Gefahrenklasse (WHO Ib) aufgenommen hat.

„Dass ein Wirkstoff wie der Wachstumsregulator Cyanamid, der seit 2008 in der EU nicht mehr erlaubt ist, weil er zu erheblichen Vergiftungen bei europäischen Anwender*innen geführt hat, noch immer in Mengen von bis zu 10.000 Tonnen aus Deutschland ausgeführt wird, ist skandalös und zeigt, dass Doppelstandards im Pestizidhandel dringend abgeschafft werden müssen“, erläutert Susan Haffmans von PAN Germany und Co-Autorin der Studie.

Ein weltweites Verbot hochgefährlicher Pestizide würde Zehntausende von Todesfällen pro Jahr verhindern. Daher sei es dringend an der Zeit, so PAN Germany, endlich die Forderungen nach einem schrittweisen Verbot hochgefährlicher Pestizide und deren Ersatz durch nicht-chemische und agrarökologische Maßnahmen durchzusetzen – zum Wohl aller Menschen in Süd und Nord, insbesondere der Bäuer*innen und nachfolgender Generationen.

Die Studie „Giftige Exporte. Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide aus Deutschland in die Welt“ steht kostenfrei als Download auf der PAN Germany Website zur Verfügung unter https://pan-germany.org/download/giftige-exporte-ausfuhr-hochgefaehrlicher-pestizide-von-deutschland-in-die-welt/  und kann über info@pan-germany.org als Druckversion bestellt werden.

Kontakte:

Susan Haffmans (PAN Germany), susan.haffmans@pan-germany.org, +49 40 399 19 10 25, mobil: +49 157 315 640 17

Lars Neumeister, lars.neumeister@pestizidexperte.de, +49 719 191 088 94

(419 Wörter)




Giftige Exporte. Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt.

Der Handel mit Pestiziden zählt zu den großen globalen Geschäften. Gleichzeitig werden Jahr für Jahr Millionen Menschen weltweit Opfer von Pestizidvergiftungen. Eine besondere Gefahr für die Menschen und ihre Umwelt geht von hochgefährlichen Pestiziden (HHPs) aus. Wie sieht es mit dem Export hochgefährlicher Pestiziden aus Deutschland aus? Wie Transparent ist das Exportgeschehen und tragen die Pestizid-Exporte zur Gefährdung von Menschen und ihrer Umwelt in anderen Teilen der Welt bei? Diesen Fragen ist PAN Germany nachgegangen und hat Fakten und Forderungen in dem vorliegenden Report zusammengetragen.




PAN – Webinar: SAICM für Einsteiger

Der zunehmenden chemischen Belastung unserer Umwelt entgegenzutreten, ist eine der großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Große Mengen gefährlicher Chemikalien und Schadstoffe gelangen weltweit in die Umwelt, verunreinigen Nahrungsketten und reichern sich in unseren Körpern an, wo sie schwerwiegende Schäden verursachen. Schon heute sind die Auswirkungen der weltweiten Nutzung von Chemikalien auf die Gesundheit der Menschen und auf die globale Umwelt besorgniserregend und es ist klar, dass die globalen Entwicklungsziele (die “Sustainable Development Goals“) ohne Verbesserungen im Chemikalienmanagement nicht erreicht werden können.

Um für die globalen Probleme Lösungen zu finden, wurde auf UN-Ebene ein Strategischer Ansatz für ein nachhaltiges Chemikalienmanagement , SAICM etabliert mit dem Ziel, die negativen Auswirkungen von Chemikalien auf die menschliche Gesundheit und Umwelt bis zum Jahr 2020 zu reduzieren. Dass dieses Ziel bis 2020 nicht erreicht wird, ist allen Beteiligten klar.

Was ist SAICM, was passiert bei den laufenden Verhandlungen auf UN-Ebene für ein nachhaltiges Chemikalienmanagement und wie kann es nach 2020 weitergehen?

Diese Fragen hat PAN Germany in Kooperation mit HEJ Support und WECF in dem Webinar „Ein internationaler Rahmen für eine giftfreie Zukunft – SAICM für Einsteiger“ näher beleuchtet. Außerdem bietet das Webinar einen Überblick über die SAICM- Schwerpunktthemen Hochgefährliche Pestizide (HHPs), Hormongifte, Frauen & Kinder sowie umweltgefährliche Arzneimittel.

Themen & Referentinnen:

  • Was ist SAICM und warum sollte uns das interessieren? Alexandra Caterbow, Health and Environment Justice Support (HEJ Support)
  • Umweltschädliche Arzneimittel und Hochgefährliche Pestizide – zwei wichtige Fokusthemen unter SAICM, Susan Haffmans, PAN Germany
  • Hormongifte – ein wichtiges Thema unter SAICM und warum Frauen und Kinder besonders gefährdet sind. Johanna Hausmann, Women Engage for a Common Future (WECF)

 




Offener Brief an Julia Klöckner: Wir fordern echte Perspektiven für eine zukunftsfähige Landwirtschaft!

Mit diesem offenen Brief möchten wir als Vertreter*innen vieler junger Menschen und Organisationen in Deutschland unsere Sorge um die Zukunft der Landwirtschaft betonen und Sie auffordern, Verantwortung für Klimaschutz und Klimaanpassung in der Landwirtschaft zu übernehmen. Nicht die Landwirt*innen sind alleinig schuld an Klimakrise, schlechten Grundwasserwerten und Artensterben. Nein, die fehlgeleitete Agrarpolitik in Deutschland und Europa ist zum großen Teil dafür verantwortlich. Als Landwirtschaftsministerin liegt es in Ihrer Hand die kommende Agrarpolitik zu verändern. Eine Veränderung, die von vielen Landwirt*innen und auch von uns herbeigesehnt wird. Seien Sie mutig.




Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit erklärt Chlorpyrifos für gesundheitsschädlich

Letzte Woche hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einer öffentlichen Erklärung anerkannt, dass das Insektizid Chlorpyrifos für die menschliche Gesundheit schädlich ist und nicht die Kriterien für eine Wiedergenehmigung in der EU erfüllt [1]. Eine Koalition von Nichtregierungsorganisationen bestehend aus HEAL, SumOfUs, PAN Europe, PAN Germany und Générations Futures begrüßte diese Erklärung als ersten Schritt, um Chlorpyrifos endlich EU-weit zu verbieten. Zwar sind in Deutschland Chlorpyrifos-Präparate schon seit längerem nicht mehr zugelassen, aber durch Lebensmittelimporte aus anderen EU-Staaten kommen bislang noch immer Chlorpyrifos-belastete Lebensmittel auf unsere Teller.

Die Aussage, dass Chlorpyrifos nicht die geforderten Kriterien erfüllt, gilt sowohl für Chlorpyrifos-ethyl, das landläufig als „Chlorpyrifos“ bezeichnet wird als auch für den Wirkstoff Chlorpyrifos-methyl. Seitens der Behörde wurden „Bedenken hinsichtlich möglicher erbgutschädigender Wirkungen und neurologischer Effekte während der Entwicklung“ identifiziert. Unterstützt wird diese Einschätzung „durch epidemiologische Daten, die Auswirkungen auf Kinder zeigen“.

Während die Bewertung der für die beiden Wirkstoffe eingereichten Dossiers noch nicht abgeschlossen ist, gab die EFSA diese Erklärung auf Bitten der Europäischen Kommission ab. Die Frist für eine Entscheidung über die Erneuerung beider Wirkstoffe ist der 31. Januar 2020. Dem Vernehmen nach wird ein Verbot von Chlorpyrifos auch durch die Europäische Kommission unterstützt [2]. Bereits im Januar wurden europäischen Behörden und Regierungen von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis zu einem Verbot von Chlorpyrifos aufgefordert [3].  Die jüngste Mitteilung der EFSA bestätigt die Bedenken, die zuvor bereits in einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen geäußert wurden.

Über 212.000 Menschen hatten eine Petition unterzeichnet [4], in der die europäischen Entscheidungsträger*innen aufgefordert wurden, einer erneuten Genehmigung von Chlorpyrifos nicht zuzustimmen, insbesondere wegen seiner schädlichen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung des Gehirns.

Das Bündnis von Organisationen, dem PAN Germany angehört, fordert nun die Europäische Kommission und die nationalen Regierungen auf, der Einschätzung der EFSA zu folgen und ein vollständiges Verbot von Chlorpyrifos zu unterstützen, das so bald wie möglich erfolgen sollte. In Anbetracht der zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse wären die europäischen Bürger*innen schockiert und enttäuscht, wenn die Genehmigung von Chlorpyrifos um ein weiteres Jahr verlängert werden würde, nachdem diese im Prinzip schon am 31. Januar 2018 ausgelaufen war und unter Bezugnahme auf Artikel 17 der Pestizidverordnung (EC 1107/2009) verlängert wurde.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es eine ganze Reihe von „kritischen“ Wirkstoffen gibt, deren Wiederbewertung durch die Behörden aus Kapazitätsgründen um ein oder sogar mehrere Jahre hinaus geschoben wurde. Dazu zählen unter anderem die krebserregenden Wirkstoffe Captan, Chlorotalonil, Chlorotoluron, Folpet und Popyzamid und die reproduktionstoxischen Wirkstoffe Flumioxazin und Thiacloprid. Bei Kapazitätsengpässen sollte gerade solchen kritischen Wirkstoffen Priorität eingeräumt werden.

[1] EFSA statement, 2nd August 2019, https://www.efsa.europa.eu/en/press/news/chlorpyrifos-assessment-identifies-human-health-effects

[2] Le Monde, 17th June 2019, https://www.lemonde.fr/planete/article/2019/06/17/chlorpyrifos-les-dangers-ignores-d-un-pesticide-toxique_5477084_3244.html

[3] Joint civil society letter to EU ministers, 23rd July 2019, https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2019/07/Letter-to-EU-ministers-Your-support-to-the-ban-of-neurotoxic-pesticides-chlorpyrifos-ethyl-and-methyl.pdf

[4] https://actions.sumofus.org/a/chlorpyrifos




Save bees and farmers – Bündnis startet EU-Bürgerinitiative für eine bessere Landwirtschaft

In Europa formiert sich ein breites, zivilgesellschaftliches Bündnis zur Rettung der Artenvielfalt und der bäuerlichen Landwirtschaft. Am 31. Juli 2019 reichten Organisationen aus ganz Europa gemeinsam in Brüssel die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save bees and farmers – Bienen und Bauern retten!“ ein. Sie will den Einsatz gefährlicher Pestizide beenden und Bäuer*innen bei der Umstellung zu einer gesünderen und umweltfreundlicheren Produktion unterstützen. Die EU-Kommission hat nun zwei Monate Zeit, die Bürgerinitiative zu prüfen. Sobald sie die Registrierung bestätigt, will das Bündnis innerhalb eines Jahres eine Million Unterschriften in Europa sammeln.

Die Wissenschaft ist sich einig: Ohne tiefgreifende Veränderungen unserer landwirtschaftlichen Produktion wird der Kollaps unserer Ökosysteme nicht aufzuhalten sein. Ein Viertel der Wildtiere Europas ist vom Aussterben bedroht, der Bestand der Feldvögel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten halbiert. Viele Bienenarten und andere bestäubende Insekten drohen auszusterben. Zudem mussten zwischen 2005 und 2016 rund vier Millionen kleinbäuerliche Betriebe schließen und werden durch wenige immer größere Betriebe ersetzt.

Überall in Europa entstehen derzeit Bürgerbewegungen, die eine andere Form der Landwirtschaft zum Ziel haben: Von der Mohnblumen-Bewegung in Frankreich über die Pestizidrebellen im Südtiroler Ort Mals bis zum erfolgreichen Volksbegehren “Rettet die Bienen”, das in Bayern über 1,8 Millionen Menschen unterzeichnet haben. Die Europäische Bürgerinitiative “Save bees and farmers” setzt nun dort an, wo Europas Landwirtschaftspolitik maßgeblich gestaltet wird und fordert die EU-Kommission auf, per Gesetz

  1. für einen Ausstieg aus dem Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide bis 2035 zu sorgen. Dazu soll der Einsatz solcher Mittel bis 2030 um 80 Prozent reduziert werden, beginnend mit den gefährlichsten Wirkstoffen.
  1. natürliche Ökosysteme in landwirtschaftlich genutzten Gebieten wiederherzustellen, so dass die Landwirtschaft eine Triebkraft zur Erholung der Biodiversität werden kann.
  1. Bäuer*innen mit einer reformierten Landwirtschaftspolitik bei der Umstellung zu unterstützen, bei der einer kleinteiligen, vielfältigen und nachhaltigen Landwirtschaft Priorität eingeräumt wird. Außerdem soll ein schneller Ausbau von agrarökologischer Praxis und ökologischem Landbau, eine unabhängige Weiterbildung von und durch Landwirt*innen sowie Forschung zu pestizid- und gentechnikfreiem Anbau gefördert werden.

Die Europäische Bürgerinitiative ist ein Projekt von zivilgesellschaftlichen Akteuren aus ganz Europa, darunter Umweltschutzorganisationen, Imkerverbände, Verbraucherschutzorganisationen und weitere Bürgerinitiativen. Zu den Trägern der Initiative gehören unter anderem die europäischen Netzwerke PAN Europe und Friends of the Earth Europe, das Umweltinstitut München, die Aurelia Stiftung (Deutschland), Générations Futures (Frankreich), GLOBAL2000 (Österreich) und PAN Germany.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite zur EBI Save bees and farmers

 




Ein europaweites Chlorpyrifos-Verbot ist überfällig

In Deutschland sind Chlorpyrifos-haltige Produkte schon seit mehreren Jahren nicht mehr zugelassen. Aber durch importierte Lebensmittel landet das hochgefährliche Pestizid nach wie vor auf unseren Tellern.

So zeigt eine kürzlich veröffentlichte Analyse, dass 39% der in der EU untersuchten Pampelmusen, 29% der Orangen und 25% der Mandarinen Chlorpyrifos-Rückstände aufweisen. Eine EU-Genehmigung für den Wirkstoff läuft noch bis zum 31.01.2020. Chlorpyrifos befindet sich zurzeit in der behördlichen Begutachtung.

Anfang der Woche wurde europaweit eine Serie von investigativen Beiträgen veröffentlicht, die belegen, dass die Behörden in der Vergangenheit hunderte von publizierten Studien zur Neurotoxizität vernachlässigt hatten.

Selbst in geringen Dosen kann Chlorpyrifos die frühkindliche Entwicklung von Gehirn und Hormonsystem schädigen. Wissenschaftler*innen haben Zusammenhänge zwischen Chlorpyrifos und einem geringeren Intelligenzquotienten bei Kindern sowie Autismus und späterer Parkinson’scher Krankheit festgestellt.

Ein Zusammenschluss von sechs Nichtregierungsorganisationen aus vier europäischen Ländern, einschließlich PAN Germany, fordert in einer heute veröffentlichten Presseerklärung die Behörden auf, Chlorpyrifos für immer zu verbieten.

Gemeinsame Presseerklärung (19.06.2019) „New overview of data on chlorpyrifos residues in fruits strengthens health-case for EU-wide ban“

Jetzt Petition unterzeichnen „Schluss mit Pestiziden in unserem Essen“