Stellungnahme deutscher Umwelt-, Gesundheits- und Frauenorganisationen an den Umweltausschuss des Deutschen Bundestages zur Debatte am 13.3.2019 zum Kommunikationspapier der EU Kommission `Towards a comprehensive EU framework on endocrine disruptors´

Deutsche Umwelt-, Gesundheits- und Frauenorganisationen plädieren in einer gemeinsamen Stellungnahme an den Umweltausschuss des Deutschen Bundestages für einen ambitionierten und konkreten Aktionsplan zum Schutz vor hormonell schädlichen Substanzen (EDCs) im Rahmen des im Koalitionsvertrag vereinbarten ressortübergreifenden Aktionsprogramm „Umwelt und Gesundheit“.




EU Plan zum Schutz vor Hormongiften nicht konkret genug

Presseinformation. München, Hamburg, 7. November 2018.

Heute veröffentlichte die EU Kommission ein lang erwartetes Papier[1] zum Umgang mit endokrinen Disruptoren (endocrine disrupting chemicals, EDCs). Diese sogenannte Communication bleibt leider weit hinter den Möglichkeiten zum effektiven Schutz vor EDCs von Umwelt und Gesundheit zurück. Dies kritisieren die deutschen Umwelt- und Gesundheitsverbände WECF, HejSupport und PAN Germany.

Im Wesentlichen fehlen in der Communication ganz konkrete Maßnahmen, die Exposition gegenüber EDCs zu verringern. Dies wäre aber dringend nötig, weil diese schädlichen Stoffe in vielen Alltagsprodukten vorhanden sind und im Zusammenhang stehen mit Krankheiten, wie Unfruchtbarkeit, Diabetes, Hoden- und Brustkrebs. EDCs finden sich in zahlreichen Alltagsprodukten wie Lebensmitteln, Kunststoffverpackungen, Kosmetikartikel oder Spielzeug. Gelangen sie in den Körper, können sie das Hormonsystem stören und Entwicklungen anstoßen, die zu Krankheiten führen können. Die WHO spricht in diesem Zusammenhang von einer „globalen Bedrohung“ der Gesundheit.[2]

Anstatt eines konkreten Aktionsplans, plant die EU Kommission einen zusätzlichen Fitness Check[3] bestehender EU Gesetze, welcher zu einer weiteren Verzögerung von konkreten Maßnahmen führen wird. Außerdem gibt es keine Pläne, den sogenannten Cocktail-Effekt in bestehende EU Regulierungen zu integrieren. So sind Mensch und Umwelt weiterhin einer Mixtur von einer Vielzahl verschiedener Schadstoffe ausgesetzt sind.

Die Communication ignoriert die Forderungen von Umweltverbänden, Gesundheitsexperten und einer Vielzahl von Wissenschaftlern, die seit Jahren und wiederholt eine strenge Regulierung für EDCs fordern. Vor allem müssen Schwangere vor EDCs geschützt werden, da bereits geringe Dosen dieser Stoffe entscheidenden Einfluss auf die fötale Entwicklung haben können.

Die EU Kommission fordert in ihrem Papier die Mitgliedsstaaten auf, nationale Aufklärungskampagnen zu starten. Damit ist die Bundesregierung dringend aufgefordert, einen nationalen Aktionsplan zum Schutz vor EDCs zu entwickeln. Dies fordern seit Jahren auch deutsche Umweltorganisationen[4], unterstützt von 150.000 Bürgerinnen und Bürgern in einer Petition[5] an die Umwelt-, Landwirtschafts- und Gesundheitsministerien. Bis heute gibt es jedoch keine Initiativen seitens der Bundesregierung.

Mehr als 70 Umwelt-, Gesundheit-, Frauen- und Verbraucherverbände fordern das Europäische Parlament, den Europäischen Rat und die deutsche Bundesregierung auf, einen ambitionierten und konkreten Maßnahmenkatalog aufzustellen.

 

Kontakt

Susanne Smolka, PAN Germany, susanne.smolka@pan-germany.org, 040 399 19 10-24

Johanna Hausmann, WECF, johanna.hausmann@wecf.org, 0173 8010040

Alexandra Caterbow, HEJSupport, alexandra.caterbow@hej-support.org,  0179 5244994

 

Weitere Informationen zu den Organisationen

www.wecf.eu

www.hej-support.org

www.pan-germany.org

www.edc-free-europe.org

EDC-Free Europe ist eine Allianz von über 70 europäischen Organisationen der Zivilgesellschaft aus den Politikfeldern Umwelt, Gesundheit, Frauen und Verbraucher, die sich gemeinsam für einen besseren Schutz gegenüber hormonschädlichen Chemikalien und ihren Belastungen von Mensch und Umwelt einsetzen. Kampagnenpartner sind außerdem Gewerkschaften, ExpertInnen für Verbraucherschutz und Gesundheitswesen sowie Akteure für Krebsvorsorge, Umweltschutz und Frauenrechte.

 

[1] http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-6287_en.htm

Siehe auch Pressemitteilung der EDC-free Europe Campaign https://www.edc-free-europe.org/articles/press-release/edc-free-europe-reacts-to-new-communication-on-edcs

[2] WHO (2012): State of the Science of Endocrine Disrupting Chemicals 2012 – Summary for Decision-Makers: https://www.unenvironment.org/resources/report/state-science-endocrine-disrupting-chemicals-2012-summary-decision-makers

[3] „Fitness check“ sind umfangreiche Evaluierungen, die analysieren ob Regulierungen für einen bestimmten politischen Bereich ihren Zweck erfüllen. http://ec.europa.eu/smart-regulation/evaluation/docs/fitness_checks_2012_en.pdf

[4] Acht Forderungen der EDC-free Coalition an eine EU EDC Strategie: http://www.wecf.eu/german/pressemeldungen/2018/EDC-Forderungen.php

Gemeinsame Stellungnahme deutscher NGOs zum EU Entwurf zu EDC-Identifikation in Pestiziden: https://hej-support.org/kein-schutz-vor-umwelthormonen-nach-der-entscheidung-ist-vor-der-entscheidung/

[5] EU-weite Petition : https://actions.sumofus.org/a/eu-endocrine-disruptors
Gemeinsame Petition „Hormongifte stoppen!“ der deutschen NGO Koalition:
Umweltinstitut München: https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/hormongifte-stoppen.html
BUND: https://aktion.bund.net/hormongifte-stoppen
SumOfUs: https://actions.sumofus.org/a/hormongifte-stoppen




Gemeinsam für einen besseren Schutz vor Pestiziden in Europa

Heute erfolgt in Brüssel der offizielle Start der europaweiten Initiative „Citizens for Science in Pesticide Regulation“ (Bürger für Wissenschaftlichkeit bei der Pestizidregulierung), die von über 100 Organisationen und 25 Wissenschaftlern unterstützt wird. Der Start der Initiative erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn im Rahmen des sogenannten REFIT-Programms überprüft die Europäische Kommission derzeit die geltende Pestizidgesetzgebung (Verordnung 1107/2009).

Dies nahm das „Citizens for Science“-Bündnis zum Anlass, in einem Manifest die Schwächen der derzeitigen Gesetzgebung zu analysieren und Vorschläge zu seiner Verbesserung zu präsentieren. In dem Manifest werden neben der Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse  in der Pestizidgesetzgebung vor allem volle Transparenz und die strikte Vermeidung von Interessenkonflikten bei deren Anwendung gefordert.

Es ist höchste Zeit, die Geheimniskrämerei bei der Pestizidgenehmigung zu beenden und die Schlupflöcher zu schließen, durch deren Existenz nach wie vor hochgefährlicher Pestizide in der EU vermarktet werden. Der Einsatz von Pestiziden darf nur das allerletzte Mittel sein, wenn alle nichtchemischen Alternativen erprobt wurden und versagt haben.

Mehr Informationen dazu auf der Citizens for Science in Pesticide Regulation Website

Manifest der CITIZENS FOR SCIENCE IN PESTICIDE REGULATION

Datum: 31. Oktober 2018 1.46 MB

Die Europäische Union hat eine der besten Pestizidverordnungen der Welt – auf dem Papier. Aber in...
.well.c2a3 .btn.wpdm-download-link{ padding: 11px 30px;font-size: 11pt; } .well.c2a3 .media-body{ font-size: 11pt; } .well.c2a3 .wpdm_icon{ height: 42px; width: auto; }

Manifesto of the CITIZENS FOR SCIENCE IN PESTICIDE REGULATION

Datum: 31. Oktober 2018 1.50 MB

The European Union has one of the best regulations for pesticides in the world – in theory. But it...
.well.c2a3 .btn.wpdm-download-link{ padding: 11px 30px;font-size: 11pt; } .well.c2a3 .media-body{ font-size: 11pt; } .well.c2a3 .wpdm_icon{ height: 42px; width: auto; }

Europeans join forces calling for a higher level of protection from pesticides

Datum: 31. Oktober 2018 977.80 KB

Coalition CITIZENS FOR SCIENCE IN PESTICIDE REGULATION, press release. 31.10.2018. European regulators...
.well.c2a3 .btn.wpdm-download-link{ padding: 11px 30px;font-size: 11pt; } .well.c2a3 .media-body{ font-size: 11pt; } .well.c2a3 .wpdm_icon{ height: 42px; width: auto; }




Petition für ein EU-weites Verbot von Chlorpyrifos

Die Regierungen der EU diskutieren im Moment darüber, ob die Genehmigung des Insektizids Chlorpyrifos, die Ende Januar 2019 ausläuft, verlängert werden soll. Noch gibt es die Möglichkeit, eine Wiedergenehmigung zu verhindern, denn Chlorpyrifos zählt zu den hochgefährlichen Pestizidwirkstoffen.

Das deutsche und europäische PAN haben gemeinsam mit den Partnerorganisationen HEAL, SumOfUs, Generation Futures und Ecologistas en Accion eine Petition für ein Verbot dieses Insektizids gestartet. Über 129.000 europäische Bürgerinnen und Bürger haben die Petition bereits unterzeichnet.

Helfen Sie und unterzeichnen Sie jetzt die Petition, damit dieses gefährliche Nervengift in der gesamten EU nicht mehr verwendet werden darf!

In Deutschland ist der Einsatz von Chlorpyrifos in der Landwirtschaft im Vergleich zu vielen anderen Staaten zwar nicht mehr erlaubt, allerdings zählt der Wirkstoff zu den am häufigsten in konventionellen Lebensmitteln nachgewiesenen Pestizidrückständen – auch in Deutschland.

Chlorpyrifos ist in Deutschland aus gutem Grund verboten. Das entwicklungsneurotoxische Insektizid kann ernste Gesundheitsschäden verursachen. Gefährdet sind besonders Kinder, wenn sie im Mutterleib oder in jungen Lebensjahren über die Nahrung mit dem Pestizid in Kontakt kommen. Immer mehr Studien belegen die hormonschädlichen Eigenschaften und eine negative Auswirkung auf die Hirnentwicklung. Später im Leben können u.a. Verhaltensstörungen wie ADHS oder auch Autismus die Folge sein.

Mehr Informationen zu Chlorpyrifos stehen in einem aktuellen Faktenblatt (in engl.), das gemeinsam von PAN Europe, Generation Futures, HEAL und PAN Germany erarbeitet wurde.

.well.c2a3 .btn.wpdm-download-link{ padding: 11px 30px;font-size: 11pt; } .well.c2a3 .media-body{ font-size: 11pt; } .well.c2a3 .wpdm_icon{ height: 42px; width: auto; }

Petition in anderen Sprachen:
Englisch: https://actions.sumofus.org/a/chlorpyrifos
Französisch: https://actions.sumofus.org/a/nous-ne-voulons-plus-de-chlorpyrifos-dans-nos-assiettes/

Faktenblatt in anderen Sprachen:
Spanisch: https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2018/08/HEAL-Generations-Futures-PAN-E-PAN-DE-Chlorpyrifos-Factsheet-Spanish-web.pdf
Französisch: https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2018/08/HEAL-Generations-Futures-PAN-E-PAN-DE-Chlorpyrifos-Factsheet-FR-final.pdf




Hormonschädliche Chemikalien – Acht Forderungen an die Politik

EDC-Free WebsiteSind Sie besorgt über hormonschädliche Chemikalien (EDCs) und ihre Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihre Umwelt?  Die politischen Verantwortlichen sind aufgerufen, jetzt endlich zu handeln. Diesen Appell hat EDC Free Europe, eine breite Allianz an Nichtregierungsorganisationen in Europa, mit acht Forderungen für eine umfassende EU-EDC-Strategie in einer aktuellen Stellungnahme  konkretisiert.

 

Die Stellungnahme ist in mehren Sprachen verfügbar unter: EDC Free Europe Statement: Our eight demands for an EU EDC strategy 

Acht Forderungen für eine EU EDC-Strategie

Acht Forderungen für eine EU EDC-Strategie

Datum: 15. Mai 2018 702.33 KB

Gemeinsame Stellungnahme der NGO-Allianz EDC-Free Europe ...
.well.c2a3 .btn.wpdm-download-link{ padding: 11px 30px;font-size: 11pt; } .well.c2a3 .media-body{ font-size: 11pt; } .well.c2a3 .wpdm_icon{ height: 42px; width: auto; }

 

 

 




Hormongifte stoppen!

Empfehlungen für eine wirkungsvolle Reduktion der Belastung mit hormonschädlichen Pestiziden und Bioziden

Ab Juni 2018 werden erstmals chemische Substanzen auf ihre hormonschädlichen Eigenschaften auf Grundlage abgestimmter wissenschaftlicher Kriterien und Bewertungsverfahren reguliert. Mit rund fünf Jahren Verspätung werden damit rechtliche Vorgaben zunächst für Biozidprodukte, im November auch für Pestizide implementiert. Diese regulativen Maßnahmen weisen in die richtige Richtung, ausreichend sind sie aus Sicht von PAN Germany aber nicht, um in absehbarer Zeit die Belastungen für Mensch und Umwelt durch sog. endokrine Disruptoren (EDs) wirkungsvoll zu senken. Um dieses festgeschriebene Schutzziel der EU tatsächlich zu erreichen, besteht weiterhin Handlungsbedarf.

 

 

 

Hormongifte stoppen!

Hormongifte stoppen!

Datum: 25. April 2018 605.31 KB

Empfehlungen für eine wirkungsvolle Reduktion der Belastung mit hormonschädlichen Pestiziden und Bioziden. ...
.well.c2a3 .btn.wpdm-download-link{ padding: 11px 30px;font-size: 11pt; } .well.c2a3 .media-body{ font-size: 11pt; } .well.c2a3 .wpdm_icon{ height: 42px; width: auto; }




Schutz vor Hormongiften – Die neue Bundesregierung ist gefordert

Presseinformation.

Hamburg, 26. April 2018. Hormonschädliche Substanzen finden sich quasi überall: in Lebensmitteln, in der Umwelt, im Haushalt. Sie werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eine globale Bedrohung gesehen. Die EU hat sich das Ziel gesetzt, eine Minimierung der Belastung von Bevölkerung und Umwelt durch sogenannte „endokrine Disruptoren“ sicherzustellen. In der aktuellen Veröffentlichung „Hormongifte stoppen!“ zieht die Umweltschutzorganisation Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) die neue Bundesregierung zur Verantwortung, mehr Engagement für dieses wichtige Ziel zu zeigen und fordert einen nationalen Aktionsplan.

Eigentlich gibt es dieser Tage gute Nachrichten. Nach Jahren der Verzögerungen und kontroversen Debatten hat die EU-Kommission jetzt die weltweit ersten wissenschaftlichen Kriterien zur Erkennung von hormonschädlichen Stoffen verabschiedet. Diese treten ab Juni 2018 für Biozidprodukte, also für Mittel zur Schädlingsbekämpfung, zur Desinfektion und zum Materialschutz, in Kraft. Ab dem 10. November 2018 werden ähnliche Vorschriften für die Pestizidregulierung eingeführt. Hormonschädliche Biozide oder Pestizide sollen, mit Regelungen für Ausnahmen, zukünftig nicht mehr in der EU eingesetzt werden dürfen. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nach Auffassung der Umweltschutzorganisation PAN Germany reicht dieser jedoch nicht aus, um dem Problem der schleichenden chemischen Störung des Hormonsystems von Mensch und Tier wirksam und in angemessener Zeit entgegenzutreten. Nachbesserungsbedarf wird besonders bei der vorgeschlagenen Prüf-und Bewertungsleitlinie sowie beim Verfahren im Biozidrecht gesehen, dass durch besonders viele Beschränkungen und Ausnahmeregelungen gekennzeichnet ist.

„Wir befürchten, dass die neuen Regelungen in ihrer jetzigen Form nur wenig bewirken werden. Außerdem fehlt es an einer Gesamtstrategie, denn hormonschädliche Chemikalien stecken auch in Verpackungen, Spielzeug, Kosmetika und vielen weiteren Produkten. Andere Mitgliedsstaaten wie Frankreich oder Schweden legen Aktionsprogramme mit Forschungsförderung, Informationskampagnen und Verwendungsbeschränkungen auf. Es ist Zeit, dass die deutsche Politik nachzieht, um aktiv die Gefahren durch Hormongifte in einer offensiven und innovativen Form zu mindern“, sagt Susanne Smolka, Referentin für Pestizide und Biozide von PAN Germany.

Die vierseitige Publikation „Hormongifte stoppen“ fasst kurz und prägnant den Sachstand zum Umgang mit endokrinen Pestiziden und Bioziden in der EU zusammen und formuliert Forderungen an die Bundesregierung.

Rund 800 Chemikalien stehen derzeit unter Verdacht, das Hormonsystem von Menschen und Wildtieren stören zu können und dadurch schädlich auf Fruchtbarkeit, Verhalten und Intelligenz einzuwirken oder am Anstieg hormonbedingter Krebsarten sowie metabolischer Störungen wie Diabetes oder Adipositas beteiligt zu sein.

 

Kontakt: Susanne Smolka, Tel. 040-3991910-24, E-Mail: susanne.smolka@pan-germany.org

Weitere Informationen: „Hormongifte stoppen! Empfehlungen für eine wirkungsvolle Reduktion der Belastung mit hormonschädlichen Pestiziden und Bioziden“




Hormonell wirksame Biozide – Warum hochgefährliche Biozide verbannt werden müssen

Das Hintergrundpapier erläutert, warum trotz eindeutiger Gesetzeslage noch immer keine Überprüfung und Regulierung hormonell wirksamer Biozide von der EU-Kommission durchgeführt wird. Eine PAN-Recherche zeigt: Über 10 Prozent der Biozide zeigen hormonell wirksame Eigenschaften. Betroffen sind beispielsweise bestimmte Holzschutzmittel und Haushaltsinsektizide.




Regulierung hormonschädlicher Pestizide & Biozide: Leitlinienentwurf bleibt unzureichend

Die Ausarbeitung einer Prüf- und Bewertungsleitlinie („Guidance“) zur Identifizierung von hormonschädlichen Pestiziden und Bioziden durch die EU-Behörden EFSA und ECHA läuft bereits rund ein Jahr. Im Dezember 2017 wurde ein Entwurf für Kommentierungen bereitgestellt. Am 1. Februar, ein Tag nach Ende der Kommentierungsfrist, treffen sich auf Einladung der Generaldirektion Gesundheit (DG SANTE) Interessensverbände in Brüssel, um über den Entwurf zu diskutieren. PAN Europe, CHEM Trust und HEAL werden in einer gemeinsamen Präsentation ihre Positionen vorstellen und Verbesserungen aus Sicht des Umwelt- und Gesundheitsschutzes anmahnen.

Von den Umweltverbänden, aber auch von der anerkannten Endocrine Society wird starke Kritik an dem Leitlinienentwurf geäußert. Diese regelt quasi die Detailfragen für ein einheitliches Prüf- und Bewertungsverfahren bei den europäischen und nationalen Behörden und ist insofern das entscheidende Werkzeug, um den verankerten Schutz von Mensch und Umwelt gegenüber hormonschädlichen Pestiziden und Bioziden umzusetzen … oder eben nicht.

Die Hauptkritikpunkte am Bewertungskonzept sind, dass es nicht dem Vorsorgeprinzip folgt und die vorgeschlagenen Verfahren zur Entscheidungsfindung mangelhaft sind. So sollen Entscheidungen auf Beweisen beruhen, die die verfügbaren Daten und Erkenntnisse gar nicht hergeben. Bei Unkenntnis oder Zweifel über die detaillierte initiale Wirkweise (mode of action, MoE) der Substanz – und das ist derzeit faktisch die Norm – soll stets zugunsten der Chemikalie bzw. des Herstellers entschieden werden, auch wenn erwiesen ist, dass die Substanz schädliche Effekte auf hormonelle Funktionen hat. Damit geht die Leitlinie deutlich über das Notwendige für eine Plausibilitätsprüfung hinaus, die nicht verlangt, den gesamten biologischen Weg einer endokrinen Schädigung in einem Organismus nachvollziehen zu können.

Des Weiteren wird in der Leitlinie der Prüfbereich begrenzt und berücksichtigt nur Effekte, die über spezifische Hormone, konkret über Östrogene, Androgene, Schilddrüsenhormone und Steroide (EATS) vermittelt werden. Das bedeutet, dass andere endokrin vermittelte Effekte, die zu anderen komplexen hormonbedingten Erkrankungen beitragen, wie Diabetes, Adipositas, kognitive oder Verhaltensdysfunktionen, nicht bewertet werden bzw. Verdachtsmomente keine regulativen Konsequenzen haben. Es mangelt auch an Prüfstandards, wie Substanzen mit hormonschädlichen Effekten auf Nichtsäugetiere bzw. auf wirbellose Tiere wie Insekten, Weichtiere u.ä. identifiziert werden können. Dabei schreiben die EU-Verordnungen die Identifizierung ALLER für Menschen und Nichtzielorganismen hormonschädlichen Pestizide und Biozide vor. Zu erwarten wäre zumindest ein konkretes Konzept, wie man solchen Bewertungslücken angemessen Rechnung trägt und wann sie geschlossen werden sollen.

Die Ende 2017 verabschiedeten Verordnungen zur Identifizierung hormonschädlicher Chemikalien (s. PAN-Blog), die die Ziele des Biozid- und Pestizidrechts konkretisieren, sollen im Juni 2018 in Kraft treten. Bis dahin soll die Leitlinie den zuständigen Behörden zur Verfügung stehen. Gerade die Ausarbeitung der Detailfragen zum Prüf- und Bewertungsprozess entscheiden maßgeblich darüber, ob die Regelungen zu Papiertiger werden oder ob tatsächlich der notwendige Fortschritt im Gesundheits- und im Umweltschutz erreicht wird. Nach Auffassung der Umweltverbände und der Endocrine Society bedarf es deutlicher Nachbesserungen.

Positionen und Kommentierungen von:

PAN Europe
Chem Trust
HEAL
Client Earth
Endocrine Society




Stellungnahme: Kein Schutz vor Umwelthormonen: Nach der Entscheidung ist vor der Entscheidung

Gemeinsame Stellungnahme von PAN Germany, BUND, WECF, HEJSupport, Umweltinstitut Münche, SumOFUs und CBG

Die Entscheidung im Pestizidausschuss der EU am 13.12.2017, die von der EU-Kommission vorgelegten Kriterien zur Identifizierung hormonschädlicher Chemikalien (EDCs) für Pestizide anzunehmen, wird von Seiten der Umweltverbände PAN Germany, BUND, WECF, HEJSupport, Umweltinstitut München e.V., SumOfUs und CBG sehr kritisch gesehen. Eine breite Koalition europäischer Organisationen der Zivilgesellschaft und die internationale Wissenschaftsvereinigung Endocrine Society hatten den Entwurf scharf kritisiert, weil dieser nicht geeignet ist, Mensch und Umwelt effektiv vor hormonschädlichen Stoffen zu schützen.