Podiumsdiskussion: Kommt der Exportstopp für verbotene Pestizide?

Wie die Doppelstandards in der globalen Pestizidvermarktung beendet werden können

Einladung zur Online-Konferenz im Rahmen der Alternativen Grünen Woche

Gemeinsame Veranstaltung von PAN Germany, INKOTA-netzwerk, Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Wann: Donnerstag, den 20. Januar 2022 von 19:00 bis 20:30 Uhr
Wo: Online mit Zoom, zur Teilnahme ist eine Registrierung erforderlich. Bitte hier anmelden.

Europäische Pestizidhersteller wie Bayer, BASF und AlzChem aus Deutschland oder Syngenta aus der Schweiz vertreiben in Asien, Afrika und Lateinamerika Pestizide mit Wirkstoffen, die in der EU aufgrund ihrer hohen Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt nicht genehmigt sind. Das hat fatale Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Menschen. Fast die Hälfte aller Landwirt*innen und Plantagenarbeiter*innen weltweit erleidet jährlich mindestens eine Pestizidvergiftung. Der Großteil dieser Vergiftungen ereignet sich dabei in Ländern des globalen Südens. Welche Verantwortung trägt hierbei die deutsche Bundesregierung, die im aktuellen Koalitionsvertrag verspricht, den Export von bestimmten Pestiziden künftig rechtlich zu untersagen? Welche Regulierungen braucht es darüber hinaus auf Ebene der Vereinten Nationen? Und was fordern zivilgesellschaftliche Vertreter*innen aus dem globalen Süden? Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen der Veranstaltung nachgegangen werden.

Begrüßung und Input:

  • Susan Haffmans, PAN Germany
  • Jan Urhahn, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Podiumsdiskussion mit:

  • Lena Luig, INKOTA-netzwerk
  • Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
  • Marcos Orellana, UN-Sonderberichterstatter für giftige Substanzen und Menschenrechte
  • Colette Solomon, Women on Farms Project, Südafrika

Moderation: Christine Chemnitz, Heinrich-Böll-Stiftung

Es laden ein: BUND, Heinrich-Böll-Stiftung, INKOTA-netzwerk, Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Veranstaltung wird auf Deutsch und Englisch mit Simultanverdolmetschung stattfinden.




Pestizid-Atlas 2022 – Podiumsdiskussion

Online-Konferenz im Rahmen der Alternativen Grünen Woche

Einladung zur Podiumsdiskussion Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft
in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und PAN Germany

  • Wann: Dienstag, 18. Januar 2022 19.00 – 20.30 Uhr
  • Wo: Online per Zoom, zur Teilnahme ist eine Registrierung erforderlich: Hier anmelden

Im Bier und im Honig, auf Obst und Gemüse, im Gras auf Spielplätzen und sogar im Urin oder in der Luft – überall lassen sich mittlerweile Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft nachweisen. Weltweit steigt der Pestizideinsatz Jahr für Jahr. Dabei verfestigt sich die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich Pestizide negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, massiv sowohl Insekten als auch Pflanzen schädigen und Gewässer kontaminieren.

Recht ambitionslos hat die Politik das Thema viel zu lange ignoriert. Nun fordert die EU eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Eine europäische Bürgerinitiative geht weiter und fordert den vollständigen Ausstieg der europäischen Landwirtschaft aus der Nutzung chemischer Pestizide. Wir wollen auf dem Podium diskutieren, wo wir in Deutschland mit dem Thema Pflanzenschutz stehen, welche Weichen die neue Regierung stellen will und wie wir die Vorgaben der EU umsetzen können.

Begrüßung und Vorstellung Pestizidatlas 2022

Katrin Wenz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Podiumsdiskussion

  • Silvia Bender, Staatsekretärin im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung
  • Bärbel Gerowitt, Professorin an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock
  • Jan Wittenberg, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
  • Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
  • Jörn Wogram, Leiter des Fachbereichs Pflanzenschutzmittel beim UBA

Moderation:
Barbara Unmüßig, Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung

(Sprache: Deutsch)

Kontakt: Hagen Döcke, IZ-Int. Agrarpolitik, Mail doecke@boell.de

Die Veranstaltung findet über Zoom statt. Nähre Informationen hierzu finden sie hier unter Hinweis




Pressekonferenz: Pestizidatlas – Daten und Fakten über Gifte in der Landwirtschaft

Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und PAN Germany laden ein:

Termin:
Pressekonferenz zur Vorstellung „Pestizidatlas – Daten und Fakten über Gifte in der Landwirtschaft“

Datum/Zeit:
Mittwoch, 12. Januar 2022
10:30 Uhr

Ort:
Hybrid: Präsenz-PK (2G plus FFP2) und Zoom
Heinrich-Böll-Stiftung, Großer Saal 1-2, Schumannstr. 8, 10117 Berlin

Achtung: Akkreditierung für Präsenz und Zoom-Teilnahme erforderlich.

Mehrere Plätze für TV/Radio/Foto stehen gesondert zur Verfügung.
Vor Ort begrenzte Plätze aufgrund von Abstandsregelung, FFP2 Mund-Nasenschutz erforderlich! Akkreditierten Zoom-Teilnehmer:innen senden wir den Zugangslink rechtzeitig vor Beginn der PK zu und vermitteln auch gerne Interviews mit Podium und unseren Expert*innen.

mit:
Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
Olaf Bandt
, BUND-Vorsitzender
Doris Günther,
Vorstand von PAN Germany

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg*innen,

wir laden Sie herzlich zur Vorstellung des „Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten über Gifte in der Landwirtschaft“, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) ein.

Im Bier und im Honig, auf Obst und Gemüse, im Gras auf Spielplätzen und sogar im Urin oder in der Luft – überall lassen sich mittlerweile Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft nachweisen, in Deutschland, Argentinien oder Kenia. Weltweit steigt der Pestizideinsatz Jahr für Jahr. Dabei verfestigt sich die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich Pestizide negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, massiv Insekten und Pflanzen schädigen und Gewässer kontaminieren.

Ambitionslos hat die Politik das Thema viel zu lange weitestgehend ignoriert. Nun fordert die EU eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Eine europäische Bürgerinitiative geht weiter und fordert den vollständigen Ausstieg der europäischen Landwirtschaft aus der Nutzung chemischer Pestizide.

Mit unserem Pestizidatlas 2022 liefern wir Daten und Fakten rund um die bisherigen und aktuellsten Entwicklungen, Zusammenhänge und Folgen des weltweiten Pestizidhandels und -einsatzes in der Landwirtschaft und möchten damit zu einer lebendigen und informierten öffentlichen Debatte zur zukünftigen Gestaltung der Landwirtschaft beitragen.

Zur Vorstellung des Pestizidatlas laden wir Sie herzlich ein. Über eine Anmeldung unter presse@bund.net, presse@boell.de oder presse@pan-germany.org freuen wir uns.

Eine zeitgerechte Print- oder Online-Produktion unterstützen wir gern. Bitte sprechen Sie uns an. Der Atlas, Bilder und Grafiken stehen regulär ab Mittwoch, 12.01.2022, 10.30 Uhr, unter www.boell.de/pestizidatlas/, www.bund.net/pestizidatlas und www.pan-germany.org/pestizidatlas zum Download bereit.

Mit freundlichen Grüßen
Birgit Wulff, Michael Alvarez und Daniel Jahn

Kontakt:




Offener Brief an Agrarminister Cem Özdemir: Jetzt Transparenz als Grundlage für wirksame Pestizidreduktion sicherstellen

Gemeinsamer NGO-Brief an Agarminister Cem Özdemir. Anlass ist die laufende EU-Reform der Statistiken zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und zur landwirtschaftlichen Erzeugung (Statistics on agricultural input and output, SAIO). Diese Reform ist von großer Bedeutung für mehr Transparenz hinsichtlich des Pestizid-Einsatzes in der Landwirtschaft.




In Gedenken an Bhopal: Keine Partnerschaft mit der Pestizidindustrie

Hamburg / Rom 3. Dezember 2021. Am heutigen Jahrestag der Pestizid-Katastrophe in Bhopal übergeben indigene und zivilgesellschaftliche Organisationen dem Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), Qu Dongyu, eine vom Pesticide Action Network und weiteren Organisationen initiierte Petition, in der mehr als 187.300 Menschen aus der ganzen Welt die FAO auffordern, endlich die strategische Partnerschaft der FAO mit der Pestizid-Lobbyorganisation CropLife zu beenden. Vertreter*innen von PAN Europe begleiten mit einer Aktion vor dem FAO-Hauptquartier in Rom die Übergabe der Petition.

Die Petition kritisiert die „zutiefst unangemessene“ Zusammenarbeit zwischen der FAO und CropLife. Die in der Lobbyorganisation vertretenen Unternehmen Bayer, Syngenta, Corteva Agriscience, FMC und Sumitomo erzielen rund ein Drittel ihres Umsatzes mit hochgefährlichen Pestiziden (HHPs), also mit genau solchen Pestiziden, die akut und chronisch besonders gefährlich sind und ein besonders hohes Risiko für schwere Gesundheits- und Umweltschäden darstellen.

„Die Folgen dieses Geschäftsgebahrens zeigen sich auch in den rund 385 Millionen Menschen weltweit, die ungewollt unter akuten Pestizidvergiftungen leiden. Ein Großteil von ihnen lebt im globalen Süden.“ sagt Dr. Peter Clausing, Toxikologe bei PAN Germany.

„Die Partnerschaft zwischen der FAO und CropLife untergräbt alle Bemühungen in Afrika, gefährliche Pestizide zu verbieten, und öffnet die Tür für den Export von in Europa verbotenen Pestiziden wie Atrazin und Paraquat. Wir prangern diese ‚Giftallianz‘ an und lehnen sie entschieden ab, da sie mit Interessenkonflikten behaftet ist, von denen die Öffentlichkeit nichts weiß, und die dem Schutz der Gesundheit und der Umwelt schaden“, sagt Maimouna Diene, Koordinatorin von PAN Afrika.

„Die Welt braucht eine starke FAO, die unabhängig von den Marktinteressen globaler Pestizid-Konzerne ist und den Aufbau sicherer, gesunder und nachhaltiger Lebensmittel- und Landwirtschaftssysteme voranbringt. Die FAO muss Stellung beziehen und zeigen, ob sie sich für das Wohl der Menschen oder für das Wohl von Konzernen einsetzt“, sagt Susan Haffmans, Referentin bei PAN Germany.

Der heute übergebenen Petition gingen zwei Beschwerdebriefe voraus, die im vergangenen Jahr von über 350 Organisationen und 250 Wissenschaftler*innen unterzeichnet wurden.

Am 3. Dezember vor 38 Jahren ereignete sich in einer Pestizidfabrik in der indischen Stadt Bhopal eine der größten Chemie-Katastrophen der Welt, bei der unmittelbar Tausende Menschen starben und an deren Folgen die Bevölkerung bis heute leidet. Bis heute wird der Jahrestag der Bhopal-Tragödie als Welttag gegen den Einsatz von Pestiziden begangen.

Die ausführliche Presseinformation von PAN International ist hier zu finden auf Englisch, Spanisch und Französisch.

Die Petition ist hier verfügbar.

 




Licht und Schatten – PAN Germany zum Koalitionsvertrag

Hamburg, 25.11.2021: Licht und Schatten liegen dicht beieinander beim gestern vorgestellten Koalitionsvertrag der zukünftigen Ampelkoalition, so das vorläufige Fazit des Pestizid Aktions-Netzwerks.

Zu den starken Elementen des Koalitionsplans zählen das visionäre Ziel, die Ökolandbau-Fläche bis 2030 auf 30 Prozent auszuweiten, die Problematik hormonschädlicher Chemikalien ernst zu nehmen und einen schon lange geforderten EDC-Aktionsplan einzuführen sowie die Belastung von Gewässern mit Arzneimitteln besser zu berücksichtigen, und u.a. Umweltqualitätsnormen für Arzneimittelwirkstoffe im Wasserrecht zu verankern und auch die Transparenz über den Zustand von Gewässern zu verbessern. Zudem begrüßen wir, das klare Bekenntnis zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Landwirtschaft, in der die Bäuerinnen und Bauern ökonomisch tragfähig wirtschaften können und die der Umwelt, den Tieren und dem Klima gerecht wird.

Enttäuschend jedoch ist die äußerst schwache Aussage des Vertrags, hinsichtlich einer angestrebten „deutlichen Verringerung“ von Pestiziden, die – abgesehen davon, dass eine Ausweitung des Ökolandbaus hierzu im positiven Sinne beiträgt – ohne Konkretisierung bleibt. Und nicht nur das. Dass hier auch noch das „notwendige Maß“ des Pestizideinsatzes bemüht wird, ist unverständlich. Bereits 2012 hat PAN mit anderen NGOs kritisiert, dass das notwendige Maß, welches rückwirkend bestimmt wird (!), nicht geeignet ist, um einen wirkungsvollen Beitrag zur Reduzierung der pestizidbedingten Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu leisten. Wünschenswert wäre hier gewesen, die „deutliche Reduktion“ zu konkretisieren und überprüfbar zu machen. Auch das Fehlen eines Bekenntnisses zur Überprüfung ökonomischer Lenkungsinstrumente wie das einer Pestizidabgabe, lässt die Frage offen, wie ernsthaft es der – zugegebenermaßen sehr heterogenen – Koalition mit der „deutlichen Verringerung“ des Pestizid-Einsatzes ist.

Erfreulich ist, dass analog zu gerade beschlossenen Einschränkungen für bestimmte Pestizidanwendungen in Naturschutzgebieten auch Regeln für die Trinkwasserschutzgebiete gefunden werden sollen und Landwirtinnen und Landwirten einen Erschwernisausgleich in diesen Schutzgebieten bekommen sollen. Gut ist auch, dass die zukünftige Koalition Verantwortung übernehmen, und von rechtlichen Möglichkeiten Gebrauch machen will, den Export von bestimmten Pestiziden zu untersagen, die in der EU aus Gründen des Schutzes der menschlichen Gesundheit nicht zugelassen sind. Bleibt zu hoffen, dass die Koalitionär*innen die Textformulierung nicht dazu nutzen, sich ihrer entwicklungspolitischen und menschenrechtlichen Verantwortung zu entziehen, den Export aller in der EU aus Gesundheits- oder Umwelt-Gründen verbotenen Pestizide gesetzlich zu untersagen.

PAN Germany wird sich vertieft mit dem Koalitionsvertrag befassen und ggf. dieses erste Fazit erweitern.




Empörung über Zustimmung zur Widergenehmigung zweier hormonschädlicher Pestizide. PAN Europe erwägt Klage.

Die EU-Mitgliedstaaten stimmten letzte Woche für die erneute Genehmigung von Flumioxazin und Cypermethrin, zwei Pestizide mit hormonell schädlichen Eigenschaften. Cypermethirn ist zudem hoch-bienengefährlich. Die Entscheidung der Mitgliedstaaten steht im völligen Widerspruch zum Europäischen Green Deal, der das Vorsorgeprinzip und den Schutz der biologischen Vielfalt stärkt und darauf abzielt, endokrine Disruptoren (EDCs) schrittweise vom Markt zu nehmen. PAN Europe erwägt daher, vor Gericht zu gehen.

Salomé Roynel, Kampagnenleiterin bei PAN Europe, sagte: „Die endokrinschädlichen Eigenschaften beider Pestizide sind in der wissenschaftlichen Literatur dokumentiert. Darüber hinaus wurde Flumioxazin in der Vergangenheit sogar als „reproduktionstoxisch der Kategorie 1B“ eingestuft. Endokrine Störungen und Reproduktionstoxizität sind laut Gesetz Kriterien für ein Genehmigungs-Verbot, da sollte es keine Diskussion geben!

PAN Europe und seine Mitglieder in der gesamten EU setzen sich seit Monaten gegen eine Wiedergenehmigung ein, um die Gesundheit der Menschen und die Umwelt zu schützen.

Mehr dazu in der PAN Europe Presseinformation von heute (in Englisch)

 




NGOs fordern mehr Transparenz beim Einsatz von Agrarchemikalien

Derzeit wird ein Entwurf für eine neue EU-Verordnung zur Erhebung und Veröffentlichung von Agrarstatistiken in den europäischen Gremien debattiert (Commission’s proposal for a regulation on statistics on agricultural input and output, SAIO). Diese neue Agrarstatistik-Verordnung soll mehrere EU-Verordnungen ersetzen, darunter auch die Pestizid-Statistikverordnung EG/1185/2009. PAN Germany unterstützt ein gemeinsames NGO-Papier mit Verbesserungsvorschlägen und berichtete bereits ausführlich im Oktober 2021.

Eine europäische NGO-Allianz aus 28 zivilgesellschaftlichen Organisationen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie Imkerverbände wendet sich nun mit einem offenen Brief u.a. an die Ständigen Vertretungen bei der EU. Ein Zusammenschluss von 8 deutschen NGOs sendete den offenen Brief in deutscher Übersetzung an die geschäftsführende Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sowie an die Verhandlungspartner*innen der Koalitionsverhandlungen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung.

Die zivilgesellschaftlichen Organisationen appellieren an die Adressaten, die wichtigsten Punkte des Kommissionsvorschlags sowie essentielle Änderungsanträge des Europäischen Parlaments zu unterstützen, um folgende Punkte sicherzustellen:

  1. Jährliche systematische und elektronische Sammlung der Aufzeichnungen aller Landwirt:innen über ihren Pestizideinsatz
  2. Die Erhebung von Daten nicht nur über Pestizideinsätze, sondern auch über Biozide und Tierarzneimittel
  3. Die systematische Veröffentlichung von Daten über den Einsatz von Pestiziden in einer aussagekräftigen Detailtiefe
  4. Der uneingeschränkte und einfache Zugang zu den Rohdaten für europäische und nationale Behörden

Offene Briefe:




Koalitionsverhandlungen: Über 450.000 Unterschriften für besseren Schutz der Artenvielfalt

PRESSEMITTEILUNG

Erfolgreiche Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ überreicht symbolisch 450.000 Unterschriften an Verhandlungsteam der Ampelkoalition

Berlin, 02. November 2021 – Über 450.000 deutsche Bürgerinnen und Bürger haben die erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ unterschrieben. Sie haben damit für eine naturnahe und umweltfreundliche Landwirtschaft in Europa gestimmt. Die deutschen Trägerorganisationen der Europäischen Bürgerinitiative, darunter zahlreiche namhafte Umweltverbände, erinnerten die Mitglieder der Verhandlungsteams von SPD, Grünen und FDP heute mit einer Aktion vor dem Bundestag an dieses eindrucksvolle Votum. Sie dringen darauf, dass die neue Bundesregierung die Forderungen der Europäischen Bürgerinitiative in den Koalitionsvertrag aufnimmt, um das Artensterben effektiv zu bekämpfen. Um die Dringlichkeit ihres Anliegens zu verdeutlichen, ließen die Organisationen eine riesige tote Biene vor dem Bundestag schweben.

Zentrale agrar- und umweltpolitische Kernthemen wie der Schutz der Artenvielfalt und eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft wurden im Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP nicht ausreichend berücksichtigt. Die Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerinitiative fordern die Verhandelnden daher dazu auf, im Koalitionsvertrag konkrete Maßnahmen zu vereinbaren, die dem dramatischen Ausmaß der Biodiversitätskrise angemessen sind. Dazu gehören der Beschluss, bis 2035 aus der Anwendung chemisch-synthetischer Pestizide auszusteigen, ein Sofortverbot für die schädlichsten Ackergifte, ambitioniertere Ausbauziele für den Ökolandbau sowie eine verbesserte Förderung von agrarökologischen Maßnahmen und Honorierung von Natur- und Umweltschutzleistungen durch Landwirtinnen und Landwirte.

Zu den deutschen Unterstützerorganisationen der Europäischen Bürgerinitiative gehören zahlreiche Umwelt- und Naturschutzverbände sowie zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Deutsche Umwelthilfe, Campact, das Umweltinstitut München, die Aurelia Stiftung, das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und das Pestizid Aktions-Netzwerk.

Das Bündnis wendet sich mit eindringlichen Botschaften an die Verhandlerinnen und Verhandler von SPD, Grünen und FDP:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe:
Der völlig überhöhte Pestizideinsatz in der Landwirtschaft ist ein entscheidender Grund dafür, dass das Sterben von Bienen und anderen Insekten weiter fortschreitet. Das auch im Sondierungspapier erneut beschworene ‚notwendige Maß‘, das schon die bisherigen Bundesregierungen einhalten wollten, ist völlig unzureichend und hat die Pestizide kaum reduziert. Das muss sich mit der neuen Bundesregierung ändern.

Jurek Vengels, Vorstand am Umweltinstitut München:
Um Bienen und Bauern zu retten, brauchen wir jetzt einen radikalen Kurswechsel in der Agrarpolitik. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung einen konkreten Fahrplan für den Ausstieg aus der Nutzung chemisch-synthetischer Pestizide, denn andernfalls werden viele Arten bald für immer verschwunden sein. Gleichzeitig muss die Politik dafür sorgen, dass Bäuerinnen und Bauern endlich faire Preise für ihre Leistung bekommen, damit nicht noch mehr Betriebe aufgeben müssen.”

Johanna Bär, Geschäftsführerin Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft:
Ackergifte landen in schützenswerten Naturräumen, auf Bio-Äckern und in unserer Atemluft. Die neue Regierung muss konkrete Maßnahmen im Koalitionsvertrag beschließen, um Mensch und Natur besser zu schützen. Dazu gehört vor allem die Entscheidung zum Ausstieg aus chemisch-synthetischen Ackergiften bis 2035. Nur so kann die dringend benötigte ökologische Agrarwende zu einer enkeltauglichen Landwirtschaft eingeleitet werden.

Susan Haffmans, Pestizidexpertin beim Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany):
Die neue Bundesregierung hat die Chance und Verantwortung, jetzt die Weichen zu stellen, damit den landwirtschaftlichen Betrieben der Ausstieg aus dem chemischen Pflanzenschutz bis 2035 gelingt. Mit einer ambitionierten Förderung nicht-chemischer Pflanzenschutzverfahren und der Einführung einer risikobasierten Pestizid-Abgabe kann es gelingen, die pestizidbedingten Risiken und Kosten für die Umwelt und die Gesundheit zu minimieren und den Weg zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu ebnen.

Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND:
„Immer mehr Menschen fordern, das Artensterben endlich zu stoppen. Die neue Bundesregierung ist in der Pflicht, Landwirtschaft fair, sozial und ökologisch zu gestalten und den Ausstieg aus chemisch-synthetischen Pestiziden zu starten. Ein ambitioniertes Pestizidreduktionsprogramm ist dafür unerlässlich.“

Johann Lütke Schwienhorst, Agrarreferent der Aurelia Stiftung:
Mehr als eine Million Europäer*innen haben mit unserer Bürgerinitiative für einen Pestizidausstieg bis 2035 gestimmt, von dem Landwirt*innen und Bienen gleichermaßen profitieren würden. Daraus ergibt sich ein klarer Arbeitsauftrag für die kommende Bundesregierung. Denn ein europaweiter Pestizidausstieg geht nur mit ambitionierter deutscher Agrar- und Umweltpolitik. Wir erwarten ein Bekenntnis zum Pestizidausstieg im Koalitionsvertrag.

Christoph Bautz, Geschäftsführender Vorstand von Campact:
Pestizide müssen als Insektenvernichter Nummer eins endlich von unseren Äckern  verbannt werden. Hinter diese Forderung hat sich eine eindrucksvolle Anzahl an Menschen europaweit gestellt. Allein in Deutschland sind es fast eine halbe Million. Diesem Votum dürfen sich SPD, Grüne und FDP nicht verschließen. Sie müssen konkrete Maßnahmen in ihrem Koalitionsvertrag festhalten – gegen die weitere Anwendung von chemisch-synthetischer Pestizide, für den Erhalt der Artenvielfalt.

Hintergrund: Die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ hat erfolgreich 1,16 Millionen Unterschriften gesammelt und wird damit die europaweit siebte erfolgreiche Initiative dieser Art sein.  Rund 450.000 der gesammelten Unterschriften kommen aus Deutschland. Die Initiative fordert von der EU-Kommission einen schrittweisen Pestizid-Ausstieg bis 2035, Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und mehr Unterstützung der Bäuerinnen und Bauern beim Umstieg auf eine pestizidfreie, ökologische Landwirtschaft.

Mehr Infos unter: www.bienenundbauernretten.de

Pressekontakt:

Annette Sperrfechter
Umweltinstitut München e.V.
Pressesprecherin
Tel.: +49 (0) 89 307749-77
as@umweltinstitut.org

Gemeinsames Positionspapier der Trägerorganisationen der Europäischen Bürgerinitiative mit den Forderungen an den Koalitionsvertrag




EU-Pläne für eine nachhaltige Lebensmittelpolitik unter Beschuss

PAN Germany Pestizid-Brief 3 – 2021

Die „Farm to Fork“-Strategie zeigt Wirkung und die „Business-as-usual“-Betreiber sind darüber nicht glücklich. Hier äußern Camille Perrin (BEUC), Nick Jacobs (IPES-Food) und Nina Holland (CEO) ihre Besorgnis über Studien und Veranstaltungen, die von Unternehmen unterstützt bzw. organisiert werden, die kein Interesse an einer Pestizid- oder Düngemittelreduktion haben und die gezielt Ängste und Widerstände gegen den eingeschlagenen EU-Weg schüren.

Die „Farm to Fork“-Strategie stand von Anfang an unter heftigem Beschuss. Die Strategie für nachhaltige Lebensmittel und Landwirtschaft, die unter anderem das Ziel hat, sowohl die Menge und das Risiko von chemischen Pestiziden um 50% zu senken als auch den ökologischen Landbau zu fördern, war noch nicht einmal veröffentlicht, als die COVID-19-Pandemie von einigen bereits als Vorwand genutzt wurde, um den Entwurf in Frage zu stellen. Eine fehlerhafte Studie des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) vom November 2020 schürte gezielt Ängste, in dem sie behauptete, die Welt könnte hungern, wenn die EU-Strategien zu „Farm to Fork“ und zur „Biodiversität“ umgesetzt würden. Expert*innen des französischen Nationalen Instituts für Agronomieforschung (INRA) kritisierten die Studie: Sie würde u.a. auf Einzelaspekte fokussieren und den integrativen Ansatz der beiden EU-Strategien ignorieren.

Kurz vor der Verabschiedung der Strategie wurden die Angriffe noch verstärkt. Im Sommer veröffentlichte der interne wissenschaftliche Dienst der Europäischen Kommission (JRC) eine Studie, die Szenarien zur Umsetzung der Strategien modelliert und zu dem Schluss kommt, dass die geplante Verringerung des Einsatzes chemischer Pestizide und Düngemittel erreichbar sei, machte aber auch auf einige Herausforderungen aufmerksam. Die in der Studie geäußerten Unsicherheiten wurden von den „Farm to Fork“-Kritikern genutzt, um ihre Angriffe zu verstärken. Ermutigt wurden sie dabei durch die Veröffentlichung einer „Studie zur Folgenabschätzung“ im August. Die von der Verbändeallianz Grain Club sowie weiterer Verbände, darunter der Industrieverband Agrar und der Deutsche Bauernverband, beauftragte Studie macht dramatische Vorhersagen über zu erwartende Auswirkungen der EU-Pläne, darunter dramatische Produktionsrückgänge bei der Fleischproduktion und deutliche Produktionseinbußen bei Getreide und Ölsaaten.

Von Unternehmen organisierte Veranstaltungen wie der „wissenschaftliche Dialog“ vom 12. Oktober, der von CropLife Europe gesponsert wurde, dienen dazu, übertriebene Ängste zu schüren. Das Programm wurde von Anti-Farm-to-Fork-Lobbyisten, einschließlich des USDA, dominiert. Unerwähnt blieb, dass ein Hauptteilnehmer – die Universität Wageningen – von CropLife dafür bezahlt wird, eine weitere „Impact-Studie“ zu erstellen.

Was haben die bisher veröffentlichten Studien gemeinsam? Sie beruhen auf Modellen, die schlecht geeignet sind, um die Auswirkungen der Umgestaltung unserer Lebensmittelsysteme zu bewerten, um die es bei der „Farm to Fork“-Strategie geht. Die Modelle ignorieren die vielen Veränderungen, die parallel zu einer umweltfreundlicheren Lebensmittelproduktion stattfinden müssen – von einem rigorosen Vorgehen gegen Lebensmittelverschwendung bis hin zu einer veränderten Verbrauchernachfrage, von neuen Beschaffungspraktiken bis hin zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks von Lebens- und Futtermitteln, die wir nach Europa importieren. Diese Veränderungen haben bereits begonnen und sind Teil der „Farm to Fork“-Strategie.
Die benannten Studien unkritisch als Grundlage für die Ablehnung der „Farm to Fork“-Strategie heranzuziehen, ist daher höchst irreführend.

Zu den Autor*innen:

  • Camille Perrin: Leitende Fachreferentin für Lebensmittelpolitik bei der Europäischen Konsumenten Vereinigung BEUC
  • Nick Jacobs: Direktor des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food)
  • Nina Holland: Wissenschaftlerin und Campaignerin bei Corporate Europe Observatory (CEO)

Bei dem vorliegenden Artikel handelt sich um die Übertragung aus dem Englischen des Artikels „The EU finally has the makings of a sustainable food policy – why is it under attack?“, der am 7.10.21 von ARC 2021 veröffentlicht wurde und hier im Original zur Verfügung steht.

PAN Germany Update:
Aktueller Stand zur Abstimmung der Farm to Fark-Strategie im EU-Parlament

Im Vorfeld der Abstimmung im EU-Parlament zur Resolution der Farm to Fork (F2F)-Strategie wurde ein Brief von der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) „Bienen und  Bauern retten!“, gezeichnet von 225 europäischen zivilgesellschaftlichen Organisationen,  den EU-Abgeordneten zugesendet, um die Forderungen der EBI und das große Interesse der EU-Bürger*innen für einen schrittweisen Ausstieg aus der Verwendung chemisch-synthetischer Pestizide  nochmals Ausdruck zu verleihen.

Es  galt auch dem massiven Druck von Seiten der Pestizidindustrie und ihrer Unterstützer entgegenzutreten, die versuchen die von der EU-Kommission vorgeschlagene F2F-Strategie aufzuweichen und quantitative Reduktionsziele herauszustreichen.

Am 19. Oktober 2021 kam es zur Abstimmung über die Resolution zur F2F-Strategie und das Abstimmungsergebnis ist weitestgehend positiv zu bewerten. Die Abgeordneten haben in weiten Teilen einer Aufweichung der Strategie nicht zugestimmt. Manches war aber sehr knapp. Bei der wichtigen Abstimmung über die Streichung der Forderung nach verbindlichen Reduktionszielen für chemisch-synthetische Pestizide stimmten 355 Abgeordnete gegen 307. Damit steigt die Hoffnung auf eine wirkliche Pestizidreduktion und Transformation der Landwirtschaft in Europa.