Pestizidhersteller und Menschenrechte

PAN Germany Pestizid-Brief 2 – 2018

Im Juni veröffentlichte das Freiburger Öko-Institut den Bericht „Umweltschutz wahrt Menschenrechte“ im Kontext globalen Unternehmenshandelns (1). Eine Fallstudie in diesem Bericht ist den Pestizidexporten von BASF und Bayer gewidmet. „Produkte die im eigenen Land aufgrund ihrer GefĂ€hrlichkeit nicht zugelassen sind, sollten auch nicht ins Ausland verkauft werden dĂŒrfen. Ein solcher Doppelstandard fĂŒhrt dazu, dass die GefĂ€hrdung von Menschen und Ökosystemen bewusst in Kauf genommen wird“, lautet das Fazit des Berichts, der sich damit langjĂ€hrigen Forderungen von PAN anschließt, und sich somit folgerichtig in seinen Empfehlungen fĂŒr eine Weiterentwicklung des Code of Conduct der WelternĂ€hrungsorganisation (FAO) und die Anpassung einschlĂ€giger Regelungen ausspricht.

Export hochgefĂ€hrlicher Pestizide – die Datenbasis

Der Export von Pestiziden ist in Deutschland eine feste ökonomische GrĂ¶ĂŸe. Im Durchschnitt der letzten fĂŒnf statistisch verfĂŒgbaren Jahre (2012-2016) waren es – bezogen auf die Wirkstoffe – 65.651 Tonnen pro Jahr, 42 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Inland verkauft wurde (2). Dass der Löwenanteil der exportierten Menge von Bayer CropScience und BASF kommen dĂŒrfte, liegt auf der Hand. Die exportierten Pestizide schließen Wirkstoffe der Kategorie „hochgefĂ€hrliche Pestizide“ (3), HHPs in der englischen AbkĂŒrzung, ein, von denen einige, aber lĂ€ngst nicht all in Deutschland bzw. in der EU verboten sind. Ein Anwendungsverbot ist eben noch lange kein Produktionsverbot. Hinzu kommt, dass diese multinationalen Konzerne ihre Pestizide nicht nur aus Deutschland exportieren, sondern ggf. von auslĂ€ndischen Tochterunternehmen herstellen lassen. Zum Beispiel betreibt der Bayerkonzern den Recherchen des Öko-Instituts zufolge Produktionsanlagen an ĂŒber 130 Standorten in 34 LĂ€ndern, was vom Öko-Institut aufgrund der anstehenden Fusionen und VerkĂ€ufe von Unternehmensteilen zu Recht als Momentaufnahme bezeichnet wurde.

Der Bericht des Öko-Instituts Freiburg (1) befasst sich beispielhaft mit solchen HHP-Wirkstoffen, die in der EU nicht zugelassen sind und nutzt als Ausgangspunkt die HHP-Liste von PAN International (4) sowie die Rechercheergebnisse von PAN Germany zu HHPs von Bayer und BASF aus dem Jahr 2012 (5). Als Beispiele werden in dem Bericht folgende Wirkstoffe aufgefĂŒhrt, die in LĂ€ndern wie SĂŒdafrika, Indien oder Brasilien vermarktet werden: Carbofuran (Bayer, hohe akute ToxizitĂ€t, hochtoxisch fĂŒr Bienen), dem Rotterdamer PIC-Übereinkommen unterliegend (6), Acephate (Bayer, hochtoxisch fĂŒr Bienen), Thiodicarb (Bayer, wahrscheinlich krebserregend beim Menschen, hochtoxisch fĂŒr Bienen), Tepraloxydim (BASF, hormonschĂ€dlich) und Temephos (BASF, hochtoxisch fĂŒr Bienen). Auf Anfrage des Öko-Instituts teilte Bayer in einer Stellungnahme mit, dass der Vertrieb des Produkts Tamaron Gold (Wirkstoff Acephat) eingestellt worden sei. Allerdings wird das Produkt Tamaron Gold auch nach Eingang dieser Stellungnahmen und (wie eine gerade durchgefĂŒhrte ÜberprĂŒfung ergab) bis zum heutigen Tag auf der indischen Website des Unternehmens beworben (7), was die GlaubwĂŒrdigkeit der Konzernaussage erheblich schmĂ€lert.

Bewertung der Menschenrechtsperspektive – die Rechtsgrundlage

Der besondere Wert des Berichts des Öko-Instituts besteht in der VerknĂŒpfung der HHP-Recherche mit einer juristischen Bewertung aus Menschenrechtsperspektive und einer Analyse der Managementprozesse bei Bayer und BASF. BezĂŒglich der Menschenrechte analysiert der Bericht die Möglichkeiten und Grenzen des Rotterdamer PIC-Übereinkommens.

FĂŒr Chemikalien, einschließlich Pestiziden, die im Rotterdamer PIC-Übereinkommen gelistet sind, hat das importierende Land das Recht, vom Exporteur umfangreiche Informationen beispielweise zur ToxizitĂ€t und zu notwendigen Schutzmaßnahmen fĂŒr die Anwendung des Pestizids bereit gestellt zu bekommen. Basierend auf diesen Informationen hat es das Recht, die Einfuhr zu beschrĂ€nken oder zu verbieten. Der Logik des Übereinkommens folgend, mĂŒssten im Fall einer solchen BeschrĂ€nkung bzw. eines solchen Verbots, die Staaten auch die eigene Herstellung beschrĂ€nken oder verbieten, wenn sie sich den Vorwurf der Anwendung doppelter Standards ersparen wollten.

In diesem Sinne wurde die EU-Verordnung 649/2012 erlassen, die das PIC-Übereinkommen in EU-Recht umsetzt. Doch die Entscheidungsgewalt ĂŒber BeschrĂ€nkungen oder Verbote bleibt in vollem Umfang bei den importierenden Staaten – in der „weiterhin leider fiktiven“ Annahme, so der Bericht des Öko-Instituts, dass diese Staaten die völkerrechtlichen Verpflichtungen, die sie gegenĂŒber ihren BĂŒrgern haben, wirksam durchsetzen wĂŒrden. DarĂŒber hinaus gibt es eine zentrale HĂŒrde, um extraterritoriale Menschenrechtsverletzungen deutscher Unternehmen zu sanktionieren: das sogenannte „gesellschaftsrechtliche Trennungsprinzip“, dem zufolge „die Rechte und Pflichten jeder rechtlich eigenstĂ€ndigen Gesellschaft unabhĂ€ngig voneinander zu ermitteln“ sind. Damit wird ein Zusammenhang des Fehlverhaltens voneinander unabhĂ€ngiger RechtstrĂ€ger ausgeschlossen. Die Konzernzentralen haften also grundsĂ€tzlich nicht fĂŒr das Verhalten ihrer Tochterunternehmen, egal wie groß der ökonomische Einfluss der Konzernzentrale ist (8). Dies ist ein klassisches Schlupfloch, um im Bereich der Menschenrechte nicht zur Verantwortung gezogen zu werden. Noch unverbindlicher ist die Situation bezĂŒglich der Mitverantwortung bei Rechtsverletzungen von Zulieferern innerhalb der Wertschöpfungskette.

In Deutschland gibt es laut Bericht des Öko-Instituts jedoch einen Ansatzpunkt, um tatsĂ€chliche Mitverantwortung bei den Konzernen einzufordern – das Deliktsrecht: „Danach sind Unternehmen dazu verpflichtet, die innerbetrieblichen AblĂ€ufe so zu strukturieren, zu organisieren und zu ĂŒberwachen, dass SchĂ€digungen Dritter im zumutbaren Umfang vermieden werden. Unternehmen haben also fĂŒr Gefahrensicherung in ihrem Organisationsbereich Sorge zu tragen; je grĂ¶ĂŸer die Gefahren, desto intensiver sind die mit dieser Gefahrensicherung verbundenen Organisations- und Überwachungsverpflichtungen.“ (8) Dass, auf dieser Basis gerichtliche Schritte tatsĂ€chlich möglich sind, zeigt ein Beispiel aus Großbritannien, wo eine Ă€hnliche Rechtsgrundlage besteht und wo die Klage von sambischen Bauern gegen einen britischen Bergbaukonzern vom Gericht zugelassen wurde.

Unternehmerische Managementprozesse auf freiwilliger Grundlage

Es gibt zwei internationale Richtlinien, die Handlungsempfehlungen fĂŒr die Konzerne aussprechen, allerdings auf freiwilliger Basis:

  • der seit 1985 existierende International Code of Conduct on Pesticide Management, zuletzt 2017 aktualisiert (9), gemeinsam herausgegeben von FAO und WHO, und
  • die UN Leitprinzipien zu Unternehmen und Menschenrechten (10)

Sowohl Bayer als auch BASF haben nach EinschĂ€tzung des Berichts vom Öko-Institut eine Reihe von Managementprozessen im Bereich der Produktverantwortung eingefĂŒhrt. Beide Unternehmen haben sich öffentlich zum „Code of Conduct“ (siehe oben) bekannt und unterstĂŒtzen die „Nachhaltigkeits-Initiative der deutschen Chemie“ (11). Allerdings waren die beiden Unternehmen weder zu einem entsprechenden Interview mit dem Öko-Institut bereit, noch zeichnen sich die öffentlich zugĂ€nglichen Dokumente „durch eine besondere Detailtiefe aus“, um die zurĂŒckhaltende Formulierung des Öko-Instituts zu zitieren (12).

Nach Angaben des Öko-Instituts zufolge haben beide Unternehmen gegenĂŒber 2012 die Zahl HHPs in ihrem Portfolio reduziert (13). Allerdings bleibt offen, wie viele Wirkstoffe davon aufgrund ausgelaufener Patente vom Markt genommen wurden, um Platz fĂŒr neue patent-geschĂŒtzte Pestizide zu machen. Das wurde vom Öko-Institut nicht untersucht.

Abschließend spricht der Bericht eine Reihe von Empfehlungen aus. Dazu zĂ€hlt, dass die Thematik der HHPs im Code of Conduct kĂŒnftig stĂ€rker berĂŒcksichtigt werden sollte und dass es nicht möglich sein sollte, „Produkte die im eigenen Land aufgrund ihrer GefĂ€hrlichkeit nicht zugelassen sind“, ins Ausland zu verkaufen (14). DarĂŒber hinaus sieht das Öko-Institut Handlungsbedarf fĂŒr die Weiterentwicklung der rechtlichen Grundlagen, um sicher zu stellen, dass „der tatsĂ€chlich bestehende Einfluss von Muttergesellschaften auch haftungsrechtlich relevant wird (14). Die Studie des Öko-Institutes untermauert damit Forderungen der UN Sonderberichterstatterin fĂŒr das Recht auf Nahrung und von PAN International nach einem weltweiten verpflichtenden Vertrag zur Regulierung hochgefĂ€hrlicher Pestizide (HHPs) (15).

Insgesamt stellt die Fallstudie eine wichtige ErgÀnzung mit Blick auf das Agieren der Pestizidkonzerne im Ausland dar, wÀhrend sich das in Berlin ansÀssige European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) vor allem mit der binnenrechtlichen Verantwortung deutscher Chemiekonzerne beim Pestizidexport befasst hat (16).

(Dr. Peter Clausing, PAN Germany)

 

Anmerkungen

(1)        Download ĂŒber https://www.oeko.de/presse/archiv-pressemeldungen/2018/deutsche-unternehmen-gefaehrden-umwelt-und-menschrechte/

(2)        Siehe: http://www.bmel-statistik.de/fileadmin/user_upload/monatsberichte/SJT-3060720-2016.xlsx

(3)        Der Begriff wird im Pestizidbrief 3/2017 vom 27.9.2017 kurz erlÀutert (http://webarchiv.sub.uni-hamburg.de/weltweit/wayback/20180122104336/http://www.pan-germany.org/download/pestizid-brief/PB3_2017_Mexiko-Studie_Final.pdf

(4)        https://pan-germany.org/download/pan-international-list-of-highly-hazardous-pesticides/?wpdmdl=412&ind=1521198756530

(5)        PAN Germany (2012): HochgefÀhrliche Pestizide von BASF, Bayer und Syngenta! http://archiv.pan-germany.org/pan-germany.org_180405/www.pan-germany.org/download/Big3_DE.pdf

(6)        Rotterdam Convention on the Prior Informed Consent Procedure for Certain Hazardous Chemicals and Pesticides in International Trade, http://www.pic.int/

(7)        https://www.bayer.in/products/products-from-a-to-z/product-detail-35.php (Zugriff 7.7.2018). Vgl. hierzu auch die von PAN Germany durchgefĂŒhrte ÜberprĂŒfung der Einhaltung der am 19.6.2013 ĂŒbernommenen Selbstverpflichtung von BASF, Bayer und Syngenta (http://webarchiv.sub.uni-hamburg.de/weltweit/wayback/20180122104154/http://www.pan-germany.org/download/Niederschrift_DE_130918_FF.pdf) bezĂŒglich des Verzichts auf die Vermarktung von hochtoxischen Pestiziden (WHO-Klasse 1a/1b)

(8)        Siehe (3), S. 32

(9)        http://www.fao.org/fileadmin/templates/agphome/documents/Pests_Pesticides
/Code/Code_ENG_2017updated.pdf

(10)     https://www.ohchr.org/Documents/Publications/GuidingPrinciplesBusinessHR_EN.pdf

(11)     https://www.chemiehoch3.de/de/home.html

(12)     Siehe (3), S. 33

(13)     Siehe (3), S. 35

(14)     Siehe (3), S. 36

(15)     http://archiv.pan-germany.org/pan-germany.org_180405/www.pan-germany.org/download/presse/PAN_International_press_release%20_SR_report_March_2017.pdf

(16)     https://www.ecchr.eu/fall/bayer-doppelstandards-beim-vertrieb-von-pestiziden/




New overview of data on chlorpyrifos residues in fruits strengthens health-case for EU-wide ban

Brussels, 19.06.2019. Common press release.

Chlorpyrifos, a pesticide known for its damaging effects on children’s brain development, is among the top 15 active substances most frequently found in European unprocessed food and prominently present in fruit. This is the conclusion of a new briefing published today, bringing together all official EU data on the analysis of 791 different pesticide residues [1].

Chlorpyrifos is most often detected in citrus fruits: more than 1 out of 3 sampled grapefruits (39%) and lemons (36%), and 1 out of 4 sampled oranges (29%) and mandarins (25%) contained chlorpyrifos residues.

The current authorisation of chlorpyrifos in the European Union is set to expire on 31 January 2020. Member States in charge of the safety assessment of this pesticide are among those countries where residues of the pesticide were most frequently detected in fruits. Spain, where roughly 1 in 5 sampled fruit, including 40% of oranges and 35% of mandarins, are contaminated with chlorpyrifos, is the rapporteur Member State assigned to oversee the re-authorisation dossier. Poland, acting as co-rapporteur, tops the charts as the country with the highest contamination of chlorpyrifos in apples.

Earlier this week, a series of investigative articles published by media outlets across Europe highlighted that the previous European market approval process of chlorpyrifos ignored hundreds of independent studies showing evidence of brain-harming effects [2]. The investigation also found that the EU approval was based on just one single study, that was commissioned by industry [3].

Exposure to chlorpyrifos, even in small doses, can harm children’s brain development and hormonal systems. Scientists have linked it to decreases of IQ in children, working memory loss, endocrine disruption, autism and Parkinson’s Disease [4].

Close to 200,000 have already raised their voices to demand a toxic-free future for farming and food [5]. This #BanChlorpyrifos petition – launched by international consumer watchdog SumOfUs, the Health and Environment Alliance (HEAL), GĂ©nĂ©rations Futures, Ecologistas en AcciĂłn, and the European and German branches of the Pesticide Action Network – is pressuring European governments and the Commission to ban chlorpyrifos for good.

QUOTES:

GĂ©non K. Jensen, Executive Director at the Health and Environment Alliance (HEAL) says: “Parents should not have to worry about harming their children’s health when feeding them fruits like oranges or mandarins, which show the highest levels of chlorpyrifos residues. The body of evidence on neurotoxicity of chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl is compelling. Chronic exposure to low doses such as residues in fruit is linked to a decrease in IQ and working memory loss in children, there should be zero tolerance. We call on national governments and the EU institutions to make the withdrawal of both substances a public health priority.”

Angeliki Lyssimachou, Science Policy Officer at Pesticide Action Network Europe says: “It’s outrageous that our regulatory system allows for neurotoxic chlorpyrifos, known to harm children’s brains, to be used on open fields and its residues to be present in our food. We call upon Regulators to ban chlorpyrifos at once and improve our pesticide authorisation system, which currently promotes dependency on toxic pesticides in agriculture threatening -rather than protecting- human health and the environment.”

Nabil Berbour, Campaign Manager at SumOfUs says: “This toxic pesticide is harmful to children’s brain development and should have been banned a long time ago in Europe as revealed by a series of investigative pieces in the European press this week. It’s time for EU governments to put people’s health before the pesticide industry’s profits. In a petition launched by the #StopChlorpyrifos group, more than 191,000 EU citizens urge them to do so.”

Peter Clausing, Board member of Pesticide Action Network Germany says: “Chlorpyrifos represents a bold example that the EU’s risk assessment for neurotoxic effects is outdated and insufficient.”

 

Contact:

Yannick Vicaire, Chemicals and Health Policy Campaigner at the Health and Environment Alliance (HEAL), yannick@env-health.org, tel.: 0033 (0) 608 755 015

Angeliki Lyssimachou, Science Policy Officer at Pesticide Action Network Europe, angeliki@pan-europe.org, tel.: +32 496 39 29 30

Nabil Berbour, Campaign Manager at SumOfUs, nabil@sumofus.org, tel.: +33 7 56 82 06 55

 

Notes:

[1] “Chlorpyrifos residues in fruits, the case for a EU-wide ban to protect consumers”, published June 2019 by the Health and Environment Alliance (HEAL) and Pesticide Action Network Europe. https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2019/06/June-2019-PAN-HEAL-Briefing-chlorpyrifos_web.pdf

[2] This series of articles includes:

–      Main portal (English): Investigative Reporting Denmark (https://www.ir-d.dk/chlorpyrifos/)

–      In English: the EU Observer (https://euobserver.com/health/145146)

–      In French:  Le Monde (https://www.lemonde.fr/planete/article/2019/06/17/chlorpyrifos-les-dangers-ignores-d-un-pesticide-toxique_5477084_3244.html)

–      In Dutch: Knack (https://www.knack.be/nieuws/belgie/europa-onderzoekt-verbod-op-insectenvergif-dat-in-onze-voeding-opduikt/article-longread-1477255.html)

–       In Spanish: El Confidencial (https://www.elconfidencial.com/tecnologia/ciencia/2019-06-17/pesticia-agricultura-espana-peligro-ue-prohibicion_2073403/)

[3] Safety of Safety Evaluation of Pesticides: developmental neurotoxicity of chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl. Mie, Rudén, Grandjean. Environ Health. 2018 Nov 16;17(1):77. doi: 10.1186/s12940-018-0421-y https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30442131

[4] Factsheet ‘EU should ban brain-harming chlorpyrifos to protect health’ (published August 2018 by the HEAL, PAN Europe, GĂ©nĂ©rations Futures and PAN Germany).

[5] SumOfUs petition: No more toxic chlorpyrifos in our food: https://actions.sumofus.org/a/chlorpyrifos (also available in German, Spanish and French). Campaign video: https://twitter.com/SumOfUs/status/1140606268157157376

Infographic ‘Ban the toxic pesticide chlorpyrifos from our plates’ (published June 2019 by HEAL) https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2019/06/Ban-Chlorpyrifos-Infographic-v2.png

 




EU Plan zum Schutz vor Hormongiften nicht konkret genug

Presseinformation. MĂŒnchen, Hamburg, 7. November 2018.

Heute veröffentlichte die EU Kommission ein lang erwartetes Papier[1] zum Umgang mit endokrinen Disruptoren (endocrine disrupting chemicals, EDCs). Diese sogenannte Communication bleibt leider weit hinter den Möglichkeiten zum effektiven Schutz vor EDCs von Umwelt und Gesundheit zurĂŒck. Dies kritisieren die deutschen Umwelt- und GesundheitsverbĂ€nde WECF, HejSupport und PAN Germany.

Im Wesentlichen fehlen in der Communication ganz konkrete Maßnahmen, die Exposition gegenĂŒber EDCs zu verringern. Dies wĂ€re aber dringend nötig, weil diese schĂ€dlichen Stoffe in vielen Alltagsprodukten vorhanden sind und im Zusammenhang stehen mit Krankheiten, wie Unfruchtbarkeit, Diabetes, Hoden- und Brustkrebs. EDCs finden sich in zahlreichen Alltagsprodukten wie Lebensmitteln, Kunststoffverpackungen, Kosmetikartikel oder Spielzeug. Gelangen sie in den Körper, können sie das Hormonsystem stören und Entwicklungen anstoßen, die zu Krankheiten fĂŒhren können. Die WHO spricht in diesem Zusammenhang von einer „globalen Bedrohung“ der Gesundheit.[2]

Anstatt eines konkreten Aktionsplans, plant die EU Kommission einen zusĂ€tzlichen Fitness Check[3] bestehender EU Gesetze, welcher zu einer weiteren Verzögerung von konkreten Maßnahmen fĂŒhren wird. Außerdem gibt es keine PlĂ€ne, den sogenannten Cocktail-Effekt in bestehende EU Regulierungen zu integrieren. So sind Mensch und Umwelt weiterhin einer Mixtur von einer Vielzahl verschiedener Schadstoffe ausgesetzt sind.

Die Communication ignoriert die Forderungen von UmweltverbĂ€nden, Gesundheitsexperten und einer Vielzahl von Wissenschaftlern, die seit Jahren und wiederholt eine strenge Regulierung fĂŒr EDCs fordern. Vor allem mĂŒssen Schwangere vor EDCs geschĂŒtzt werden, da bereits geringe Dosen dieser Stoffe entscheidenden Einfluss auf die fötale Entwicklung haben können.

Die EU Kommission fordert in ihrem Papier die Mitgliedsstaaten auf, nationale AufklĂ€rungskampagnen zu starten. Damit ist die Bundesregierung dringend aufgefordert, einen nationalen Aktionsplan zum Schutz vor EDCs zu entwickeln. Dies fordern seit Jahren auch deutsche Umweltorganisationen[4], unterstĂŒtzt von 150.000 BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern in einer Petition[5] an die Umwelt-, Landwirtschafts- und Gesundheitsministerien. Bis heute gibt es jedoch keine Initiativen seitens der Bundesregierung.

Mehr als 70 Umwelt-, Gesundheit-, Frauen- und VerbraucherverbĂ€nde fordern das EuropĂ€ische Parlament, den EuropĂ€ischen Rat und die deutsche Bundesregierung auf, einen ambitionierten und konkreten Maßnahmenkatalog aufzustellen.

 

Kontakt

Susanne Smolka, PAN Germany, susanne.smolka@pan-germany.org, 040 399 19 10-24

Johanna Hausmann, WECF, johanna.hausmann@wecf.org, 0173 8010040

Alexandra Caterbow, HEJSupport, alexandra.caterbow@hej-support.org,  0179 5244994

 

Weitere Informationen zu den Organisationen

www.wecf.eu

www.hej-support.org

www.pan-germany.org

www.edc-free-europe.org

EDC-Free Europe ist eine Allianz von ĂŒber 70 europĂ€ischen Organisationen der Zivilgesellschaft aus den Politikfeldern Umwelt, Gesundheit, Frauen und Verbraucher, die sich gemeinsam fĂŒr einen besseren Schutz gegenĂŒber hormonschĂ€dlichen Chemikalien und ihren Belastungen von Mensch und Umwelt einsetzen. Kampagnenpartner sind außerdem Gewerkschaften, ExpertInnen fĂŒr Verbraucherschutz und Gesundheitswesen sowie Akteure fĂŒr Krebsvorsorge, Umweltschutz und Frauenrechte.

 

[1] http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-6287_en.htm

Siehe auch Pressemitteilung der EDC-free Europe Campaign https://www.edc-free-europe.org/articles/press-release/edc-free-europe-reacts-to-new-communication-on-edcs

[2] WHO (2012): State of the Science of Endocrine Disrupting Chemicals 2012 – Summary for Decision-Makers: https://www.unenvironment.org/resources/report/state-science-endocrine-disrupting-chemicals-2012-summary-decision-makers

[3] „Fitness check“ sind umfangreiche Evaluierungen, die analysieren ob Regulierungen fĂŒr einen bestimmten politischen Bereich ihren Zweck erfĂŒllen. http://ec.europa.eu/smart-regulation/evaluation/docs/fitness_checks_2012_en.pdf

[4] Acht Forderungen der EDC-free Coalition an eine EU EDC Strategie: http://www.wecf.eu/german/pressemeldungen/2018/EDC-Forderungen.php

Gemeinsame Stellungnahme deutscher NGOs zum EU Entwurf zu EDC-Identifikation in Pestiziden: https://hej-support.org/kein-schutz-vor-umwelthormonen-nach-der-entscheidung-ist-vor-der-entscheidung/

[5] EU-weite Petition : https://actions.sumofus.org/a/eu-endocrine-disruptors
Gemeinsame Petition „Hormongifte stoppen!“ der deutschen NGO Koalition:
Umweltinstitut MĂŒnchen: https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/hormongifte-stoppen.html
BUND: https://aktion.bund.net/hormongifte-stoppen
SumOfUs: https://actions.sumofus.org/a/hormongifte-stoppen




Bienen und Artenvielfalt schĂŒtzen

EuropÀische Save the Bees Coalition fordert ein umfassendes Verbot von Neonikotinoiden

Presseinformation.

Hamburg, 5. Dezember 2017. Im Dezember 2013 hat die EU-Kommission entschieden, den Einsatz der drei hochgradig bienengiftigen Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam vorlĂ€ufig zu beschrĂ€nken. Zum 4. Jahrestag dieses Teilverbots belegt eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien, dass das Teilverbot fĂŒr die Anwendung dieser Insektizide in „fĂŒr Bienen attraktiven Kulturen“ bei weitem nicht ausreicht, um BestĂ€uber ausreichend vor Vergiftungen zu schĂŒtzen. 80 europĂ€ische Nichtregierungsorganisationen, die sich zur europĂ€ischen Save the Bees Coalition zusammengeschlossen haben, fordern die Mitgliedsstaaten daher auf, die Neonikotinoide endlich zu verbieten – ohne weitere Verzögerung und ohne EinschrĂ€nkung.

Ein Regulierungsvorschlag der EU-Kommission, das Verbot auf alle Freilandkulturen auszuweiten, wird am 12 und 13. Dezember im zustĂ€ndigen EU-Fachausschuss diskutiert und voraussichtlich den Mitgliedstaaten zur Abstimmung vorgelegt. WĂ€hrend Großbritannien, Irland und Frankreich bereits angekĂŒndigt haben ein strikteres Verbot zu unterstĂŒtzen, haben andere Mitgliedsstaaten wie auch Deutschland ihre Position nicht veröffentlicht.

Der Vorschlag der EU-Kommission beruht auf den Schlussfolgerungen der EuropĂ€ischen Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit EFSA, dass Bienen durch die Verwendung von Neonikotinoiden bei allen Freilandkulturen bedroht sind, und zwar nicht nur bei der Anwendungen in blĂŒhenden Nutzpflanzen, die sie direkt als Nahrungsquelle nutzen. Mehrere neue Studien belegen, dass Neonikotinoide die Umwelt kontaminieren und in Wasser und Wildblumen zu finden sind, wodurch auch Wildtiere gefĂ€hrdet werden.

RĂŒckbesinnung auf eine ökologisch vertrĂ€gliche Landwirtschaft

„Die Entscheidung ĂŒber das Verbot der hochbienengefĂ€hlichen Neonikotinoid-Wirkstoffe wird zeigen, ob die Vertreter der Mitgliedstaaten endlich Verantwortung ĂŒbernehmen und mit ihrer Zustimmung zum Neonikotinoid-Verbot zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zur nachhaltigen Sicherung von Ernte-ErtrĂ€gen beitragen.“ so Susan Haffmans von PAN Germany. „Statt immer wieder auf hochgefĂ€hrliche Pestizide wie Clothianidin, Imidacloprid oder Glyphosat zu setzen, sollten die EU und ihre Mitgliedstaaten endlich ernsthaft die Weichen fĂŒr nicht-chemischen Pflanzenschutz stellen und agrarökologische Anbaumethoden fördern.“

Imidacloprid wurde erstmalig 1994 in Frankreich zugelassen, zur Anwendung auf Sonnenblumen. Sofort bemerkten französische Imker, dass diese Chemikalien die Gesundheit ihrer Bienenvölker stark beeintrĂ€chtigten. Sonnenblumen-Felder waren eine Hauptquelle französischer Honigproduktion, doch jetzt wurden sie zu einem Motor fĂŒr den Niedergang des französischen Imkerwesens. Die französischen Erfahrungen wiederholten sich in der EU und der ganzen Welt, als der Einsatz von Neonikotinoiden ausgeweitet wurde.

Nach 19 Jahren Mobilisierung durch Imker und UmweltschĂŒtzer entschied die EU-Kommission 2013, den Einsatz hochbienengefĂ€hrlicher Neonikotinoide in fĂŒr Bienen attraktiven Nutzpflanzen zu verbieten. Außerdem verlangten die EU-Beamten von den Herstellern, Bayer und Syngenta, sogenannte „confirmatory data“ bereitzustellen, um die ToxizitĂ€t der Stoffe besser einschĂ€tzen zu können. Die EuropĂ€ische Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit (EFSA) wertete diese Daten aus und bestĂ€tigte im November 2016 (1), dass diese Substanzen hoch toxisch auf Bienen, Hummeln und SolitĂ€rbienen wirken. Die Behörde bestĂ€tigte auch, dass noch bestehende DatenlĂŒcken eine angemessene RisikoeinschĂ€tzung verhinderten, besonders fĂŒr Wildbienen.

75 Prozent weniger Insekten in 30 Jahren

Die EFSA warnte auch davor, dass Bienen Neonikotinoiden auch außerhalb von Nutzpflanzen ausgesetzt sein könnten, da sich diese Insektizide schnell in der Umwelt verbreiten und Wildblumen kontaminieren. UnabhĂ€ngige Studien haben darĂŒber hinaus gezeigt, dass die ToxizitĂ€t von Neonikotinoiden weit ĂŒber Bienen hinausgeht: Hummeln, Wildbienen und KĂ€fer sind im Verschwinden begriffen, wie gerade bestĂ€tigt wurde (75% weniger Insekten-Biomasse in Deutschlands Naturgebieten innerhalb von 27 Jahren (2)). Das „Worldwide Integrated Assessement on the Impact of Systemic Pesticides on Biodiversity and Ecosystems“ hat aktuell 500 wissenschaftliche Belege ausgewertet, die seit 2014 veröffentlicht wurden. Sie bestĂ€tigen: Neonikotinoide sind ein hohes Risiko nicht nur fĂŒr Insekten, sondern auch fĂŒr Wirbeltiere und Tier- und Pflanzenwelt ĂŒberhaupt(3).

Save the Bees Coalition – www.beecoalition.eu

Mehr als 80 Nichtregierungsorganisationen, die den grĂ¶ĂŸten Teil der EU Mitgliedstaaten abdecken und Imker, UmweltschĂŒtzer und Wissenschaftler umfassen, starten heute offiziell die Save The Bees Coalition (4), um zum Schutz unserer Umwelt das Neonikotinoid-Verbot zu erzielen. Die Koalition setzt sich dafĂŒr ein, dass alle EU-Mitgliedstaaten dem Vorschlag der EuropĂ€ischen Kommission zustimmen, die Neonikotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam zum Schutz unserer Bienen zu verbieten und das Verbot auf die Anwendung in GewĂ€chshĂ€usern auszuweiten, da GewĂ€chshĂ€user keine geschlossenen Systeme sind und Leckagen und Umweltverschmutzung nicht zu verhindern sind. Die Koalition wird auch fordern, dass alle anderen chemischen Pestizide ordnungsgemĂ€ĂŸ auf ihre Auswirkungen auf Bienen getestet werden, damit alle bienenschĂ€digenden Pestizide in der EU zukĂŒnftig verboten werden. Daher mĂŒssen die Mitgliedstaaten das Bee Guidance Document der EFSA 2013 ohne Verzögerung annehmen (5).

Die Webseite der Save the Bees Coalition finden Sie hier: https://www.beecoalition.eu/

Mitglieder der Save the Bees Coalition Abella Lupa, APIADS, Apicultura de huesca, Apiscam, Apiservices, Arieco, AsociaciĂłn Bee Garden, AsociaciĂłn de apicultores de la RegiĂłn de Murcia, AsociaciĂłn Española de Apicultores, AsociaciĂłn Galega de apicultura, AsociaciĂłn Medioambiental Jara, AsociaciĂłn RedMontañas, AsociaciĂłn Reforesta, Avaaz, Baltic Environmental Forum Latvia, Bamepe, Bee Life European Beekeeping Coordination, Bijenstichting, Buglife, BUND, Campact, ConfederaciĂłn en Defensa de la Abeja en la Cornisa CantĂĄbrica, Cooperativa El Brot, Division of Apiculture- Hellenic Agriculture Organisation DEMETER, Earth Thrive, Eco Hvar, ECOCITY, ecocolmena, Ecologistas en AcciĂłn, Estonian Green Party, European Professional Beekeepers Association, Federação Nacional dos Apicultores de Portugal, Federation of Greek Beekeepers‘ Associations, Foundation for the Environment and Agriculture, Friends of the Bees Foundation, Friends of the Earth Europe, GĂ©nĂ©rations Futures, German Professional Beekeepers Association, Gipuzkaoko Erlezain Elkartea, Glore Mill Sustainability Centre for Biodiversity and Energy, Greenpeace, Inter-Environnement Wallonie, INLUISAL SL, Lithuanian Fund for Nature, Melazahar, NABU, Natur&Ă«mwelt, Nature & ProgrĂšs Belgique, Pesticide Action Network Europe, Pesticide Action Network UK, Pestizid Aktions-Netzwerk, proBiene, Quercus, Romapis, Salvem la Platja Llarga, Slovenian Beekeepers` Association, Slow Food, SOS polinizadores, Spanish Society of Organic Farming, Statera NGO, SumOfUs, Territorios Vivos, Umweltinstitut MĂŒnchen, UniĂł de Llauradors I Ramaders, Union Nationale de l’Apiculture Française, Via Pontica Foundation, Vilde bier i Danmark, WECF France, WECF Germany, WWF España.

Medienkontakt

Susan Haffmans (PAN Germany): susan.haffmans[at]pan-germany.org, Tel: 040-3991910-25

(1) https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4606
https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4607
(2) Hallman et al. 2017
(3) https://www.iucn.org/news/secretariat/201709/severe-threats-biodiversity-neonicotinoid-pesticides-revealed-latest-scientific-review
(4) www.beecoalition.eu
(5) https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/3295

 




A victory for future generations – European governments ban brain-harming pesticides chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl

6 December 2019, Brussels. Common press release. Representatives from the European Member States in the EU Committee on Plants, Animals, Food and Feed (SCOPAFF) today voted to ban the neurotoxic pesticides chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl from the EU market, a historic move that has been applauded by health and environment groups [1].

Genon K. Jensen, Executive Director of the Health and Environment Alliance (HEAL), said: “The ban of both forms of chlorpyrifos is a major win for the healthy development of today’s children and future generations. While we can’t take away the decades of exposure to these substances and the associated neurodevelopmental impacts, the new Commission can make sure this doesn’t continue to happen with other substances by committing to decreasing Europe’s dependency on pesticides and addressing remaining loopholes in evaluation processes.”

Angeliki Lyssimachou, Science Policy Officer at Pesticide Action Network Europe, said: “Today, we congratulate the Commission and Member States for putting human health, particularly that of our children, above industry interests and private profit. It took an overwhelming amount of evidence – showing that chlorpyrifos insecticides may cause brain toxicity in children – for the European Commission to propose a ban; Member States voting against it would had left European citizens in complete despair.”

Nabil Berbour, Campaign Manager at SumOfUs, said: “This is a major win for the health of European citizens who are more and more concerned by dangerous pesticides they find on their plates. We hope EU decision-makers take note of this huge concern and will go above and beyond to reduce the EU’s dependency on toxic pesticides. The EU is the largest single market in the world and the most powerful trading power, so we hope this ban will pave the way to other bans elsewhere in the world. SumOfUs members will continue to fight for this.”

In two recent statements, the European Food Safety Agency (EFSA) concluded that chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl have no possible safety limit and do not meet the human health criteria for renewal on the European market [2]. The EFSA statements rightfully triggered the European Commission to propose a non-renewal for both substances in which they classify the pesticides as potentially damaging for unborn children [3].

Simultaneously over 220,548 citizens backed a campaign calling on EU governments to ban chlorpyrifos in all its forms, launched by SumOfUs, the Health and Environment Alliance (HEAL), Pesticide Action Network (PAN) Europe, Générations Futures, Ecologistas en Acción, and PAN Germany [4].

Background:

Chlorpyrifos is among the most commonly used pesticides in Europe and its residues are often present in fruits, vegetables, cereals and dairy products, as well as drinking water. Exposure to chlorpyrifos, even in small doses, is dangerous and has been linked to neurodevelopmental disorders in children such as increased risk of autism, working memory loss, ADHD and decreased IQ. Children are especially at risk because their brains are still developing. Many studies point at chlorpyrifos as an endocrine disruptor chemical (EDC), while it has also been associated with metabolic disturbances, breast and lung cancers, and male infertility [5]. Exposure to chlorpyrifos has been shown to cause damage to DNA.

Although less documented, the chemical chlorpyrifos-methyl is very similar in structure to chlorpyrifos and like its sibling, it has potential to damage DNA. Furthermore, both forms of chlorpyrifos share the same epidemiological evidence for neurodevelopmental toxicity.

Contacts:

Natacha Cingotti, Senior Health and Chemicals Policy Officer at the Health and Environment Alliance (HEAL), natacha@env-health.org, +32 (0) 492 94 88 98

Angeliki Lyssimachou, Science Policy Officer at Pesticide Action Network Europe, angeliki@pan-europe.org, +32 496 39 29 30

Nabil Berbour, Campaign Manager at SumOfUs, nabil@sumofus.org, +33 (0)7 56 82 06 55

Notes to editor:

[1] Today, at the meeting of the Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed (PAFF Committee), Member States representatives voted on two draft Implementing Regulations proposing to not renew the approvals of chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl. For both substances, a qualified majority was reached.

[2] EFSA, “Chlorpyrifos: assessment identifies human health effects”, 2nd August 2019 http://www.efsa.europa.eu/en/press/news/chlorpyrifos-assessment-identifies-human-health-effects  and related civil society reaction https://www.env-health.org/efsa-ackonwledge-chlorpyrifos-harm-2/ ;

EFSA, Updated statement on the available outcomes of the human health assessment in the context of the pesticides peer review of the active substance chlorpyrifos-methyl”, 26th November 2019, https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.2903/j.efsa.2019.5908

[3] Draft Commission Implementing Regulation concerning the non-renewal of the approval of the active substance chlorpyrifos and Draft Commission Implementing Regulation concerning the non-renewal of the approval of the active substance chlorpyrifos-methyl

[4] Over 220,548 citizens backed a campaign calling on EU governments to ban chlorpyrifos in all its forms, launched by SumOfUs, the Health and Environment Alliance (HEAL), Pesticide Action Network (PAN) Europe, Générations Futures, Ecologistas en Acción, and PAN Germany [5]. The petition is available in English, German, Spanish and French.

[5] https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2018/08/August-2018-HEAL-Generations-Futures-PAN-E-PAN-DE-Chlorpyrifos-Factsheet-web.pdf




Exportverbot fĂŒr HochgefĂ€hrliche Pestizide (HHPs): UN-Sonderberichterstatter drĂ€ngt die deutsche Regierung

In einem fĂŒnfseitigen Brief[1] an die deutsche Regierung erlĂ€uterte Dr. Marcos Orellana, UN-Sonderberichterstatter fĂŒr die Auswirkungen giftiger Substanzen und AbfĂ€lle auf die Menschenrechte, die Notwendigkeit und die Möglichkeiten eines Exportverbots fĂŒr HHPs.[2]

PAN Germany Pestizid-Brief 1 – 2021

Die Forderung nach einem Exportverbot fĂŒr HHPs, die in der EU aus Umwelt- oder GesundheitsgrĂŒnden keine Genehmigung haben bzw. bereits verboten sind, fĂ€llt nicht vom Himmel. Wie bereits berichtet[3], ging Frankreich mit gutem Beispiel voran: Dort verbietet das Gesetz Nr. 2018-938 ab dem 01.01.2022 Produktion, Lagerung und Export von Pestiziden mit Wirkstoffen, die zum Schutz der Gesundheit bzw. der Umwelt in der EU nicht genehmigt sind.[4]

Auf internationaler Ebene gibt es den International Code of Conduct on Pesticide Management als globale Leitlinie fĂŒr den Umgang mit Pestiziden. In dessen 2016 veröffentlichten Richtlinien zu den HHPs wird darauf hingewiesen, dass die „effektivste Möglichkeit“ zur EinschrĂ€nkung der von HHPs ausgehenden Risiken „oftmals die Beendigung ihrer Nutzung durch gesetzliche Regelungen“ darstellt.[5] Das Problem ist, dass dieser Code of Conduct keine „Regulierung“ darstellt, wie das Bundesamt fĂŒr Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf seiner Website suggeriert,[6] sondern nur Empfehlungen. Das ist der Grund, warum Dr. Marcos Orellana in seinem Brief die aktuellen BemĂŒhungen in Deutschland begrĂŒĂŸt, die Empfehlungen des International Code of Conduct verbindlich zu machen und ein Exportverbot fĂŒr verbotene Pestizide gesetzlich umzusetzen. Konkret handelt es sich bei diesen BemĂŒhungen um den gemeinsam von den Fraktionen BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen und Die Linke im November 2020 eingebrachten Antrag „GefĂ€hrliche Pestizidexporte stoppen – Internationale Abkommen zum Schutz vor Pestizidfolgen stĂ€rken”.[7] Orellana unterstĂŒtzt in seinem Brief die dort formulierten VorschlĂ€ge fĂŒr die Bundesregierung, nĂ€mlich

  • „eine verbindliche Regelung zu erlassen, die den Export von Pestizidwirkstoffen, Zwischenprodukten und Pestizidformulierungen verbietet, die in der EU und/oder in Deutschland aus Umwelt- bzw. GesundheitsgrĂŒnden keine Zulassung oder Genehmigung haben;
  • Ă€hnliche Maßnahmen auf EU-Ebene zu unterstĂŒtzen;
  • eine strengere Regulierung auf globaler Ebene anzustreben, z. B. ein internationales Abkommen ĂŒber das Lebenszyklusmanagement von Pestiziden;
  • die freiwilligen Verpflichtungen des International Code of Conduct on Pesticide Management in verbindliche Regulierungen umzuwandeln;
  • sich auf internationaler Ebene und im Rahmen einschlĂ€giger internationaler Gremien fĂŒr eine wirksame verbindliche Regulierung des Pestizidhandels einzusetzen, u.a. mit dem Ziel, ein unabhĂ€ngiges Überwachungssystem ĂŒber den Einsatz von Pestiziden und die daraus resultierenden negativen Gesundheits- und Umweltfolgen in LĂ€ndern des Globalen SĂŒdens zu etablieren.“

Orellana verweist auf die Berichte anderer Expert*innen bzw. Gremien der Vereinten Nationen, die ebenfalls auf die von Pestiziden ausgehenden Gefahren hinwiesen, so wie die Sonderberichterstatterin fĂŒr das Recht auf Nahrung im Januar 2017,[8] und das Komitee fĂŒr das Recht des Kindes.[9]

WĂ€hrend der Brief verschiedene internationale AktivitĂ€ten der Bundesregierung im Bereich des Umweltschutzes lobt, wird sie zugleich aufgefordert, im eigenen Land aktiv zu werden, um „die verabscheuungswĂŒrdige Doppelmoral zu beenden, die aus dem Export von verbotenen hochgefĂ€hrlichen Pestiziden resultiert“. Die Doppelstandards werden derzeit auf globaler Ebene durch den Export von Pestiziden oder anderen toxischen Substanzen praktiziert, wenn diese auf nationaler Ebene verboten sind. Sie verschĂ€rfen die Umweltungerechtigkeit und stellen diskriminierende Praktiken dar, die laut Orellana „gegen internationale Menschenrechte und Umweltstandards verstoßen. Solche Praktiken verhindern den vollen und gleichberechtigten Genuss der Menschenrechte eines jeden Menschen.“

In diesem Zusammenhang verweist der UN-Sonderberichterstatter darauf, dass einige europĂ€ische LĂ€nder diesem „alarmierenden Tatbestand“ bereits Rechnung getragen haben, und zwar mit der BegrĂŒndung, dass eine EinschrĂ€nkung der unternehmerischen Freiheit gerechtfertigt ist, wenn es SchĂ€den fĂŒr die menschliche Gesundheit und die Umwelt betrifft.

Solche Maßnahmen sind mit der Gesetzeslage in der EU kompatibel, was durch den Entwurf der EU-Kommission einer „Chemikalienstrategie fĂŒr Nachhaltigkeit”[10] noch einmal unterstrichen wird. Dort steht unter den in Punkt 2.5.2. aufgelisteten, geplanten Maßnahmen der EU: „Vorangehen mit gutem Beispiel und im Einklang mit internationalen Verpflichtungen GewĂ€hrleistung, dass gefĂ€hrliche Chemikalien, die in der EuropĂ€ischen Union verboten sind, nicht fĂŒr den Export hergestellt werden, erforderlichenfalls auch durch Änderung einschlĂ€giger Rechtsvorschriften.“

Am Ende seines Schreibens drĂ€ngt Marcos Orellana die Bundesregierung, die in dem Antrag der GrĂŒnen und Linken gemachten VorschlĂ€ge zu implementieren und ihn ĂŒber Fortschritte in dieser Angelegenheit zu informieren.

Da sich in der Plenardebatte des Bundestags am 11.02.2021 auch Abgeordnete der Regierungsparteien fĂŒr ein solches Exportverbot ausgesprochen haben,[11] sollte man hoffen, dass ein solches Gesetz in greifbarer NĂ€he ist.

(Dr. Peter Clausing)

[1] https://www.ohchr.org/Documents/Issues/ToxicWaste/Communications/OL-DEU-09-02-21.pdf

[2] Anm.: Wörtliche Zitate aus englischen Quellen sind eigene Übersetzungen

[3] https://pan-germany.org/download/kurzinformation-zu-hhps-und-doppelstandards-im-pestizidhandel/?ind=1613046461302&filename=FS_pestizidhandel_DE_210201_web.pdf&wpdmdl=2636&refresh=602df867caaf01613625447

[4] https://www.legif­rance.gouv.fr/dossierlegislatif/JORFDOLE000036562265/

[5] http://www.fao.org/3/i5566e/i5566e.pdf, Seite 14

[6]https://www.bvl.bund.de/EN/Tasks/04_Plant_protection_products/03_Applicants/13_LegalRegulations/03_InternationalAgreements/01_CodeOfConduct/ppp_intern_agreements_CoC_En_node.html

[7] https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/239/1923988.pdf

[8] https://undocs.org/en/A/HRC/34/48

[9] http://daccess-ods.un.org/access.nsf/Get?Open&DS=CRC/C/MEX/CO/4-5&Lang=E

[10] https://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:f815479a-0f01-11eb-bc07-01aa75ed71a1.0002.02/DOC_1&format=PDF

[11] Konkret waren es Peter Stein/CDU (https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7502170#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk=&mod=mod536668)
und Sascha Raabe/SPD (https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7502172#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk=&mod=mod536668)

Hintergrundinformationen:




Pestizidatlas 2022 zeigt: Neue Bundesregierung muss Pestizidwende einleiten

Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft
Gemeinsame Pressemitteilung vom 12. Januar 2022

Berlin. Die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund fĂŒr Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) fordern von der Bundesregierung, den Einsatz von Pestiziden konsequent zu reduzieren. Vor allem besonders toxische Pestizide mĂŒssen verboten werden und bereits in der EU verbotene Pestizide dĂŒrfen nicht lĂ€nger exportiert werden, wie die Organisationen bei der heutigen Vorstellung des „Pestizidatlas 2022“ betonten.

Der „Pestizidatlas 2022“ zeigt, dass die Menge weltweit eingesetzter Pestizide seit 1990 um
80 Prozent gestiegen ist. In einigen Regionen wie SĂŒdamerika sogar um fast 150 Prozent. Der Anbau von gentechnisch verĂ€nderten Pflanzen, wie zum Beispiel Soja als wichtiges Futtermittel fĂŒr die Tierhaltung, hat in LĂ€ndern mit großer Artenvielfalt zu einer gravierenden Ausweitung des Einsatzes an Herbiziden gefĂŒhrt. Auch in der EU liegt der Einsatz mit rund 350.000 Tonnen auf hohem Niveau. In Deutschland werden zwischen 27.000 und 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe pro Jahr verkauft. Die Menge schwankt vor allem aufgrund von Witterungsbedingungen und aufgrund von unterschiedlichen Preisen fĂŒr Agrar- und Pestizidprodukte.

Der Einsatz von Pestiziden fĂŒhrt zu anhaltenden Belastungen von Mensch, Natur und Umwelt. So lassen sich an Luftmessstellen Pestizide nachweisen, die bis zu 1000 Kilometer weit entfernt ausgebracht wurden. Auch in Naturschutzgebieten finden sich PestizidrĂŒckstĂ€nde. Insbesondere GewĂ€sser in der NĂ€he landwirtschaftlich genutzter Gebiete weisen hohe Pestizidbelastungen auf. MeeressĂ€uger an deutschen KĂŒsten sind bis heute mit Pestiziden belastet, die seit 40 Jahren verboten sind. Eine fatale Wirkung hat der Einsatz von Pestiziden auf die biologische Vielfalt: konventionell bewirtschaftete Äcker weisen nur drei Prozent der floristischen Artenvielfalt auf, die auf Äckern zu finden ist, die noch nie mit Pestiziden behandelt wurden. Auf biologisch bewirtschafteten Äckern liegt die Vielfalt mit 53 Prozent erheblich höher.

Die global wachsende Menge an eingesetzten Pestiziden fĂŒhrt weltweit zu einem Anstieg an Pestizidvergiftungen – insbesondere im Globalen SĂŒden, wo Arbeiter*innen oftmals nicht ausreichend geschĂŒtzt sind. So sei konservativen Berechnungen zufolge in Asien von jĂ€hrlich rund 255 Millionen VergiftungsunfĂ€llen auszugehen, in Afrika von knapp ĂŒber 100 Millionen und in Europa von rund 1,6 Millionen.

Barbara UnmĂŒĂŸig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, sagt: „Auch in Europa sprĂŒhen wir viel zu viel: Alleine Äpfel, das Lieblingsobst der Deutschen, werden etwa 30-mal pro Saison gespritzt, Weinreben bis zu 17 mal und Kartoffeln bis zu 11 mal.  Vor allem in LĂ€ndern mit großer Artenvielfalt wie Brasilien, Argentinien und Paraguay ist der Herbizideinsatz insbesondere seit der großflĂ€chigen EinfĂŒhrung von gentechnisch verĂ€ndertem, pestizidresistenten Soja, das als billiges Futtermittel fĂŒr die Tiermast eingesetzt wird, dramatisch gestiegen. Damit wurde auch das zentrale Versprechen der Agro-Gentechnik, Ackergifte mit Hilfe von Gentechnik deutlich zu reduzieren, auf groteske Weise konterkariert.

Wir brauchen dringend eine Trendumkehr – dafĂŒr ist jetzt die europĂ€ische und deutsche Politik in der Verantwortung. Die Bundesregierung hat von der jungen Bevölkerung dafĂŒr einen klaren Handlungsauftrag, wie eine reprĂ€sentative Umfrage in unserem Pestizidatlas 2022 zeigt: Mehr als 70 Prozent der Befragten fordern eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland. Und fast genauso viele wollen den Export von in Europa nicht zugelassenen Pestiziden in andere Weltregionen verbieten.“

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender, erklĂ€rt: „Der Verlust der Artenvielfalt weltweit, aber auch in Deutschland ist dramatisch und kann nur gestoppt werden, wenn der Einsatz von Ackergiften deutlich reduziert wird. Hierzu erwarten wir gesetzgeberisches Handeln von der neuen Bundesregierung. Dabei muss die Gesamtmenge der Pestizide um 50 Prozent gesenkt und besonders gefĂ€hrliche Pestizide verboten werden. Es mĂŒssen innerhalb der jetzigen Legislaturperiode konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um die Erfolge der Pestizidreduktion zu kontrollieren. Entscheidend dabei ist, dass die landwirtschaftlichen Betriebe dabei unterstĂŒtzt werden mit weniger Pestiziden wirtschaftlich tragfĂ€hig zu arbeiten. Weniger Pestizide und mehr biologische Vielfalt auf dem Acker soll sich fĂŒr alle Betriebe lohnen.

Ein Umdenken ist dringend notwendig, denn der hohe Pestizideinsatz schadet der BiodiversitĂ€t. Er trĂ€gt zum Verlust zahlreicher NĂŒtzlinge bei, ohne die wiederum noch mehr Pestizide notwendig sind. Der damit verbundene RĂŒckgang bestimmter Wildpflanzenarten fĂŒhrt zum Verlust von Lebensraum und Nahrung fĂŒr spezialisierte Insekten. Zudem fĂŒhrt der Einsatz von in geringen Mengen hochwirksamen Neonikotinoiden zum Sterben von Wildbienen.“

Doris GĂŒnther, Vorstand von PAN Germany, sagt: „Mit dem massiven Pestizideinsatz weltweit vergiften wir Menschen und Natur. 385 Millionen jĂ€hrliche Pestizidvergiftungen weltweit sind ein Skandal. Pestizidkonzerne haben lĂ€ngst den Globalen SĂŒden als neuen Wachstumsmarkt fĂŒr ihre Produkte ausgemacht. Auch deutsche Firmen exportieren hochgefĂ€hrliche Pestizide nach Afrika, Asien und Lateinamerika, die bei uns zum Schutze der Bevölkerung und der Umwelt verboten wurden. Diesen unhaltbaren Zustand mĂŒssen die deutsche und europĂ€ische Politik beenden und konsequent den Export verbotener Pestizide gesetzlich untersagen. Dass die neue Bundesregierung sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet hat entsprechend zu handeln, lĂ€sst hoffen.“

Die Zustimmung zu konsequentem Handeln hat die deutsche Politik jedenfalls von den jĂŒngeren Generationen: Die reprĂ€sentative Umfrage unter Leitung der UniversitĂ€t Göttingen und ZĂŒhlsdorf & Partner fĂŒr den Pestizidatlas 2022 bei der Altersgruppe der 16- bis 29-JĂ€hrigen zeigt, dass die Bundesregierung von der jungen Bevölkerung einen klaren Handlungsauftrag hat. Mehr als 70 Prozent der Befragten fordern eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes in Deutschland. Sie unterstĂŒtzen die Entscheidung der EU, die die Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 eingeleitet hat. Mehr als 60 Prozent der Befragten sind sogar dafĂŒr die Nutzung von Pestiziden insgesamt bis 2035 zu verbieten, wenn BĂ€uerinnen und Bauern beim Umstieg auf eine umweltfreundliche Landwirtschaft unterstĂŒtzt werden. Fast 80 Prozent der Befragten befĂŒrwortet eine stĂ€rkere finanzielle UnterstĂŒtzung der Landwirtinnen und Landwirte, wenn weniger Pestizide eingesetzt werden.

Weitere Informationen: Der Pestizidatlas 2022 steht unter www.boell.de/pestizidatlas bzw. www.bund.net/pestizidatlas und www.pan-germany.org/pestizidatlas zum Download bereit.

Der Atlas bietet auf ĂŒber 50 Seiten und in ĂŒber 80 Grafiken zahlreiche Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft in Deutschland und weltweit. Der Atlas kann fĂŒr Unterrichtszwecke auch klassensatzweise bei der Heinrich-Böll-Stiftung bestellt werden.

Pressekontakte

Heinrich-Böll-Stiftung: Michael Alvarez, Pressesprecher Heinrich-Böll-Stiftung, Tel.: 030-28534-202, Mobil 0160-365 77 22, E-Mail: alvarez@boell.de, www.boell.de

BUND: Sigrid Wolff | Daniel Jahn, BUND Pressestelle
Tel. 030-27586-425 |-497| -531 E-Mail: presse@bund.net, www.bund.net
Katrin Wenz, BUND-Expertin fĂŒr Agrarpolitik, Mobil 0176 47684162,  E-Mail: Katrin.Wenz@bund.net

PAN Germany: Birgit Wulff, PAN Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 040-3991910-0, presse@pan-germany.org, www.pan-germany.org;
Susan Haffmans, Referentin fĂŒr Pestizide, Tel: 049157 315 640 17, susan.haffmans@pan-germany.org




Pressekonferenz: Pestizidatlas – Daten und Fakten ĂŒber Gifte in der Landwirtschaft

Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und PAN Germany laden ein:

Termin:
Pressekonferenz zur Vorstellung „Pestizidatlas – Daten und Fakten ĂŒber Gifte in der Landwirtschaft“

Datum/Zeit:
Mittwoch, 12. Januar 2022
10:30 Uhr

Ort:
Hybrid: PrÀsenz-PK (2G plus FFP2) und Zoom
Heinrich-Böll-Stiftung, Großer Saal 1-2, Schumannstr. 8, 10117 Berlin

Achtung: Akkreditierung fĂŒr PrĂ€senz und Zoom-Teilnahme erforderlich.

Mehrere PlĂ€tze fĂŒr TV/Radio/Foto stehen gesondert zur VerfĂŒgung.
Vor Ort begrenzte PlÀtze aufgrund von Abstandsregelung, FFP2 Mund-Nasenschutz erforderlich! Akkreditierten Zoom-Teilnehmer:innen senden wir den Zugangslink rechtzeitig vor Beginn der PK zu und vermitteln auch gerne Interviews mit Podium und unseren Expert*innen.

mit:
Barbara UnmĂŒĂŸig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
Olaf Bandt
, BUND-Vorsitzender
Doris GĂŒnther,
Vorstand von PAN Germany

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg*innen,

wir laden Sie herzlich zur Vorstellung des „Pestizidatlas 2022 – Daten und Fakten ĂŒber Gifte in der Landwirtschaft“, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund fĂŒr Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) ein.

Im Bier und im Honig, auf Obst und GemĂŒse, im Gras auf SpielplĂ€tzen und sogar im Urin oder in der Luft – ĂŒberall lassen sich mittlerweile Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft nachweisen, in Deutschland, Argentinien oder Kenia. Weltweit steigt der Pestizideinsatz Jahr fĂŒr Jahr. Dabei verfestigt sich die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich Pestizide negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, massiv Insekten und Pflanzen schĂ€digen und GewĂ€sser kontaminieren.

Ambitionslos hat die Politik das Thema viel zu lange weitestgehend ignoriert. Nun fordert die EU eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Eine europĂ€ische BĂŒrgerinitiative geht weiter und fordert den vollstĂ€ndigen Ausstieg der europĂ€ischen Landwirtschaft aus der Nutzung chemischer Pestizide.

Mit unserem Pestizidatlas 2022 liefern wir Daten und Fakten rund um die bisherigen und aktuellsten Entwicklungen, ZusammenhĂ€nge und Folgen des weltweiten Pestizidhandels und -einsatzes in der Landwirtschaft und möchten damit zu einer lebendigen und informierten öffentlichen Debatte zur zukĂŒnftigen Gestaltung der Landwirtschaft beitragen.

Zur Vorstellung des Pestizidatlas laden wir Sie herzlich ein. Über eine Anmeldung unter presse@bund.net, presse@boell.de oder presse@pan-germany.org freuen wir uns.

Eine zeitgerechte Print- oder Online-Produktion unterstĂŒtzen wir gern. Bitte sprechen Sie uns an. Der Atlas, Bilder und Grafiken stehen regulĂ€r ab Mittwoch, 12.01.2022, 10.30 Uhr, unter www.boell.de/pestizidatlas/, www.bund.net/pestizidatlas und www.pan-germany.org/pestizidatlas zum Download bereit.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen
Birgit Wulff, Michael Alvarez und Daniel Jahn

Kontakt:




EuropĂ€ische Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit erklĂ€rt Chlorpyrifos fĂŒr gesundheitsschĂ€dlich

Letzte Woche hat die EuropĂ€ische Behörde fĂŒr Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einer öffentlichen ErklĂ€rung anerkannt, dass das Insektizid Chlorpyrifos fĂŒr die menschliche Gesundheit schĂ€dlich ist und nicht die Kriterien fĂŒr eine Wiedergenehmigung in der EU erfĂŒllt [1]. Eine Koalition von Nichtregierungsorganisationen bestehend aus HEAL, SumOfUs, PAN Europe, PAN Germany und GĂ©nĂ©rations Futures begrĂŒĂŸte diese ErklĂ€rung als ersten Schritt, um Chlorpyrifos endlich EU-weit zu verbieten. Zwar sind in Deutschland Chlorpyrifos-PrĂ€parate schon seit lĂ€ngerem nicht mehr zugelassen, aber durch Lebensmittelimporte aus anderen EU-Staaten kommen bislang noch immer Chlorpyrifos-belastete Lebensmittel auf unsere Teller.

Die Aussage, dass Chlorpyrifos nicht die geforderten Kriterien erfĂŒllt, gilt sowohl fĂŒr Chlorpyrifos-ethyl, das landlĂ€ufig als „Chlorpyrifos“ bezeichnet wird als auch fĂŒr den Wirkstoff Chlorpyrifos-methyl. Seitens der Behörde wurden „Bedenken hinsichtlich möglicher erbgutschĂ€digender Wirkungen und neurologischer Effekte wĂ€hrend der Entwicklung“ identifiziert. UnterstĂŒtzt wird diese EinschĂ€tzung „durch epidemiologische Daten, die Auswirkungen auf Kinder zeigen“.

WĂ€hrend die Bewertung der fĂŒr die beiden Wirkstoffe eingereichten Dossiers noch nicht abgeschlossen ist, gab die EFSA diese ErklĂ€rung auf Bitten der EuropĂ€ischen Kommission ab. Die Frist fĂŒr eine Entscheidung ĂŒber die Erneuerung beider Wirkstoffe ist der 31. Januar 2020. Dem Vernehmen nach wird ein Verbot von Chlorpyrifos auch durch die EuropĂ€ische Kommission unterstĂŒtzt [2]. Bereits im Januar wurden europĂ€ischen Behörden und Regierungen von einem zivilgesellschaftlichen BĂŒndnis zu einem Verbot von Chlorpyrifos aufgefordert [3].  Die jĂŒngste Mitteilung der EFSA bestĂ€tigt die Bedenken, die zuvor bereits in einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen geĂ€ußert wurden.

Über 212.000 Menschen hatten eine Petition unterzeichnet [4], in der die europĂ€ischen EntscheidungstrĂ€ger*innen aufgefordert wurden, einer erneuten Genehmigung von Chlorpyrifos nicht zuzustimmen, insbesondere wegen seiner schĂ€dlichen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung des Gehirns.

Das BĂŒndnis von Organisationen, dem PAN Germany angehört, fordert nun die EuropĂ€ische Kommission und die nationalen Regierungen auf, der EinschĂ€tzung der EFSA zu folgen und ein vollstĂ€ndiges Verbot von Chlorpyrifos zu unterstĂŒtzen, das so bald wie möglich erfolgen sollte. In Anbetracht der zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse wĂ€ren die europĂ€ischen BĂŒrger*innen schockiert und enttĂ€uscht, wenn die Genehmigung von Chlorpyrifos um ein weiteres Jahr verlĂ€ngert werden wĂŒrde, nachdem diese im Prinzip schon am 31. Januar 2018 ausgelaufen war und unter Bezugnahme auf Artikel 17 der Pestizidverordnung (EC 1107/2009) verlĂ€ngert wurde.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es eine ganze Reihe von „kritischen“ Wirkstoffen gibt, deren Wiederbewertung durch die Behörden aus KapazitĂ€tsgrĂŒnden um ein oder sogar mehrere Jahre hinaus geschoben wurde. Dazu zĂ€hlen unter anderem die krebserregenden Wirkstoffe Captan, Chlorotalonil, Chlorotoluron, Folpet und Popyzamid und die reproduktionstoxischen Wirkstoffe Flumioxazin und Thiacloprid. Bei KapazitĂ€tsengpĂ€ssen sollte gerade solchen kritischen Wirkstoffen PrioritĂ€t eingerĂ€umt werden.

[1] EFSA statement, 2nd August 2019, https://www.efsa.europa.eu/en/press/news/chlorpyrifos-assessment-identifies-human-health-effects

[2] Le Monde, 17th June 2019, https://www.lemonde.fr/planete/article/2019/06/17/chlorpyrifos-les-dangers-ignores-d-un-pesticide-toxique_5477084_3244.html

[3] Joint civil society letter to EU ministers, 23rd July 2019, https://www.env-health.org/wp-content/uploads/2019/07/Letter-to-EU-ministers-Your-support-to-the-ban-of-neurotoxic-pesticides-chlorpyrifos-ethyl-and-methyl.pdf

[4] https://actions.sumofus.org/a/chlorpyrifos




Bekenntnis zum Green Deal fĂŒr eine nachhaltige ErnĂ€hrungssouverĂ€nitĂ€t

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die VerfĂŒgbarkeit von Ressourcen macht deutlich, wie zwingend notwendig eine systemisch nachhaltige Reform der EU-Landwirtschaft ist. Eine widerstandsfĂ€higere und chemiefreie Landwirtschaft kann fĂŒr langfristige ErnĂ€hrungssicherheit sorgen, UnabhĂ€ngigkeit von fossilen Brennstoffen und Verzicht auf Importe von KunstdĂŒngern schaffen, sauberes Wasser und gesunde Lebensmittel gewĂ€hrleisten, und unsere Gesundheit und die biologische Vielfalt schĂŒtzen. Um das zu erreichen, braucht es ein starkes Bekenntnis zur „Farm to Fork“- und zur BiodiversitĂ€tsstrategie des EuropĂ€ischen Green Deals statt einer Abkehr von den gemeinsam vereinbarten Zielen. Dazu gehört ganz konkret, dass die EU Kommission die Vorlage ihres Verordnungsentwurfs fĂŒr die Revision der Rahmenrichtlinie zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden (SUD) nicht aufschiebt, sondern wie geplant am 23. MĂ€rz 2022 veröffentlicht.  Nur mit der Anpassung der SUD an die Ziele des Green Deals – die EinfĂŒhrung verbindlicher und ehrgeiziger Maßnahmen zur Verringerung des Einsatzes und des Risikos chemisch-synthetischer Pestizide – wird der Weg geebnet fĂŒr die dringende Reform der kraftstoff- und chemieintensiven Landwirtschaft.

Aber genau das Gegenteil wird – im Sinne der Agrar- und Pestizidlobby – derzeit in den EU-Gremien diskutiert. Der Angriffskrieg Russlands wird als Argument, wie auch zuvor die Coronakrise und davor die Finanzkrise, benutzt, um zu verzögern und zu verschleppen. Ein aktueller offener Brief vieler europĂ€ischer NGOs plĂ€diert fĂŒr das Einhalten des Revisionszeitplans und fordert strenge Maßnahmen fĂŒr eine wirksame Pestizidreduktion.

Ein Aussetzen der auf EU Ebene gemeinsam vereinbarten Ziele der „Farm to Fork“- und der BiodiversitĂ€tsstrategie, darunter die Reduktion des Pestizideinsatzes und des Risikos um 50 % bis 2030 sowie die Steigerung des ökologischen Anbaus auf 25 % bis 2030, und stattdessen eine Intensivierung der Landbewirtschaftung zu propagieren, ist nur eine vermeintliche Lösung der aufkeimenden Angst vor einer Nahrungsmittelknappheit in Europa zu begegnen. Denn Getreide wird in der EU hauptsĂ€chlich fĂŒr Tierfutter und Biotreibstoffe verwendet. Eine Nahrungsmittelknappheit ließe sich beispielsweise durch eine vorĂŒbergehende Verringerung der Produktion von Agrotreibstoffen und der Verwendung von Getreide fĂŒr Tierfutter abwenden.[1] Die EU-Institutionen und ihre Mitgliedsstaaten haben die Verantwortung, im öffentlichen Interesse und nicht fĂŒr das der Konzerne aus der Lebensmittel- und Chemiebranche zu handeln. Die Pestizidreduktion wird von der Gesellschaft gefordert – 1,2 Millionen Menschen haben ĂŒber die EuropĂ€ische BĂŒrgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ (EBI) eine Reduzierung chemisch-synthetischer Pestizide um 80 % bis 2030 und einen vollstĂ€ndigen Ausstieg bis 2035 gefordert. Nun fordert die Initiative von den EU-Institutionen, ihre Verantwortung ernst zu nehmen und die Pestizidreduktion nicht weiter aufzuschieben.[2]

Bereits die Richtlinie ĂŒber die nachhaltige Verwendung von Pestiziden (SUD) aus dem Jahr 2009 hatte das Ziel, den Pestizideinsatz und das damit verbundene Risiko zu verringern. Nicht-chemische Alternativen sollten bevorzugt werden und chemisch-synthetische Pestizide nur noch Mittel letzter Wahl sein. Die Anwendung des integrierten Pflanzenschutzes (IPM) ist durch die Richtlinie fĂŒr europĂ€ische Landwirt*innen bereits seit 2014 verpflichtend. Dass die Richtlinie von den meisten Mitgliedstaaten bis heute nicht vollstĂ€ndig umgesetzt wurde, ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass es dem politischen Instrument an konkreten Zielsetzungen, verbindlichen Maßnahmen und Kontrollmechanismen gefehlte. Dabei ist lĂ€ngst bewiesen, dass der Pestizideinsatz erheblich reduziert werden kann, ohne die finanzielle und produktive Leistung von Betrieben zu beeintrĂ€chtigen.[3] Eine EU-Landwirtschaft, die auf agrarökologischen GrundsĂ€tzen basiert, wĂ€re im Stande, den Nettobeitrag der EU zum Weltmarktangebot an Kalorien und Proteinen decken – durch eine Verringerung des Verbrauchs von tierischem Protein und die Verlagerung der Produktion zu mehr pflanzlichem Protein.[4]

Im Rahmen des Revisionsprozesses der SUD fordern PAN Europe und PAN Germany, mit der geplanten Verordnung (SUR) endlich eine ambitionierte Pestizidreduktion festzulegen, um die Menschen und die Umwelt zu schĂŒtzen und eine nachhaltige ErnĂ€hrungssouverĂ€nitĂ€t mit gesunden Lebensmittel sicherzustellen. Das Netzwerk macht in seinem gemeinsamen Positionspapier deutlich, dass eine neue Verordnung nur wirksam sein kann, wenn sie konkrete Zielvorgaben fĂŒr den integrierten Pflanzenschutz und zeitgebundene Reduktionsziele fĂŒr den Pestizideinsatz festlegt. Allem voran steht die Forderung nach einem Paradigmenwechsel: Chemisch-synthetische Pestizide dĂŒrfen stets nur das allerletzte einzusetzende Mittel im Pflanzenschutz- und SchĂ€dlingsmanagement sein und nicht die Norm! DafĂŒr muss integrierter Pflanzenschutz (IPM) eindeutig definiert werden und IPM-Vorschriften mĂŒssen verpflichtend sein fĂŒr den Erhalt von Subventionen der Gemeinsamen Agrarpolitik.

[1] IDDRI. Blog post.March 9th 2022: “War in Ukraine and food security: what are the implications for Europe?” https://www.iddri.org/en/publications-and-events/blog-post/war-ukraine-and-food-security-what-are-implications-europe

[2] ECI https://www.savebeesandfarmers.eu/eng/news/urgent-call-to-eu-commission-farm-to-fork-pesticide-reduction/

[3] Lechenet et al. (2017), Reducing pesticide use while preserving crop productivity and profitability on arable farms, Nature plants: https://www.inrae.fr/en/news/reducing-pesticide-use-agriculture-without-lowering-productivity

[4] Poux et al.(2018), An agroecological Europe in 2050: multifunctional agriculture for healthy eating. Findings from the Ten Years For Agroecology (TYFA). Iddri-AScA: http://www.iddri.org/sites/default/files/PDF/Publications/Catalogue%20Iddri/Etude/201809-ST0918EN-tyfa.pdf